Warum Zeit relativ ist
Die Zeit gleitet mir davon. Ich kann sie fühlen und berühren, aber nicht festhalten. Zu schnell rutscht sie durch meine Finger.
Ich habe das Gefühl die Zeit rennt, dabei gebe ich mir so viel Mühe sie anzuhalten.
In den ersten zwanzig Jahren kam mir das Leben sehr lang vor. Die Tage und Jahre verliefen langsam und ich wartete darauf, dass ich endlich älter zu sein. Der Grund dafür ist, dass damals alles neu war und ich, dadurch dass ich die Welt entdeckte, mehr im Moment gelebt habe.
Danach hat sich das geändert. Je älter ich werde, desto schneller vergeht die Zeit und die Tage werden immer kürzer. Das liegt daran, dass die meisten Erlebnisse für mich nichts Neues mehr sind. Ich habe bereits „alles“ gesehen.
Ich will es also den Kindern nachmachen und versuche mir, bei meiner Tochter abzugucken, wie man die Momente richtig auskostet. Es klappt aber nur bedingt.
Beim Meditieren fällt mir auf, dass die Zeit dabei wirklich langsamer vergeht. Zwanzig Minuten kommen mir vor, wie eine Stunde und eine Stunde fühlt sich an wie drei.
Zeit ist relativ. Sie liegt im Auge des Betrachters. Mein Rhythmus bestimmt, wie schnell sie vergeht. Und da liegt das Problem: wenn ich zu viele Termine, Aufgaben, Hobbys und Entscheidungen in einen Tag quetsche, zieht das Leben wie ein ICE an mir vorbei.
Für mich als Alleinerziehender, aber natürlich auch für viele andere, ist es schwer, den Tag so frei wie möglich zu halten. Ich erledige alle anfallenden Aufgaben allein und versuche nebenbei zu arbeiten und so viel Zeit wie möglich mit spielen und entspannen zu verbringen. Da ist der Tag schnell voll und eben auch schnell vorbei.
Es kommt also darauf an, wie viel ich mir vornehme und wie bewusst ich die Momente erlebe. Wie häufig ich in Gedanken schon bei der nächsten Aufgabe bin und was ich mit meiner Zeit anstelle.
Eines Tages werde ich alt sein. Das Leben ist kurz. Will ich mehr davon haben, sollte ich weniger tun und versuchen, neues im bereits erlebten zu entdecken.