Foto: Wolfgang Spekner/Nimm’s Radl Murtal

Durchs Murtal mit dem Radl

Lydia Pichler
STEIERMARK RADMOBIL
3 min readApr 7, 2019

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Mit dem Rad in die Arbeit oder in den Supermarkt zu fahren, ist am Land oft gar nicht oder nur schwer möglich. Die großen Distanzen zwischen den Ortschaften und zwischen Wohn- und Arbeitsplatz erschweren einen Umstieg vom eigenen Auto auf das Fahrrad. Die Initiative „Nimm’s Radl“ Murtal will mit ihrem, in Österreich einzigartigen, Knotenpunktsystem zeigen, welche Strecken man in einem ländlichen Raum mit dem Fahrrad zurücklegen kann. Nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltag.

Die Idee, ein Mobilitätskonzept für den Radverkehr im Murtal zu entwickeln, gab es schon lange. Seit über 20 Jahren ist Bernhard Pfandl, nun Projektleiter der Initiative „Nimm’s Radl“, auf Fahrrad-Messen in Holland unterwegs, um zu erfahren wie dort Radtourismus aufgebaut und gefördert wird. Ausgangspunkt für eine Konzeptentwicklung im Murtal bildeten Leihräder, die das Projekt Spielberg seinen Gästen in den Gastronomiebetrieben und Hotels zur Verfügung stellte. Wirklich angenommen wurden die markanten weißen Fahrräder jedoch nicht. Warum? „Weil die Beschilderung im Radbereich ausbaufähig war!“, erklärt Bernhard Pfandl. Zusammen mit dem Projekt Spielberg, den Tourismusverbänden der Region und dem Land Steiermark wurde 2014 schließlich begonnen, an einem Konzept für ein einheitliches und gut ausgebautes Radwegenetz zu arbeiten. Die Strecken des bestehenden untergeordneten Straßennetzes wurden, so gut es möglich war, verwendet und mit unterschiedlichen Knotenpunkten versehen.

Ein innovatives System

Das Knotenpunktsystem stammt ursprünglich aus Belgien, wurde dann in den Niederlanden verwendet und kommt nun im Projekt „Nimm’s Radl“ erstmals auch in Österreich zum Einsatz. Alle Kreuzungen des Radwegenetzes sind dabei durchnummeriert und werden als Knotenpunkte bezeichnet. Auf jedem dieser Knotenpunktschilder befindet sich eine sogenannte Zoomkarte, die einen Auszug der Streckenkarte enthält. Zudem finden sich auf diesem Schild Nummern und Richtungen benachbarter Knotenpunkte, was eine individuelle Gestaltung der Route sehr leicht möglich macht. Generell sieht Pfandl in dieser individuellen Nutzung den großen Vorteil des Knotenpunktsystems. Wer eine geplante Tour machen möchte, kann auf den „Nimm’s-Radl“-Touren auch kulturelle Zwischenstopps einlegen. Bernhard Pfandl dazu: „Somit bringst du mit dem Freizeitthema „Rad“ auch eine gewisse Wertschöpfung in die Region.“

Foto: Wolfgang Spekner/Nimm’s Radl Murtal

Die Umsetzung entpuppte sich zu Beginn als richtige Challenge, schildert Pfandl. Bei rund 20 involvierten Gemeinden und vielen kooperierenden Betrieben, wo anfangs niemand das System kannte, war es nicht einfach, die Schilder an den richtigen Stellen anzubringen. Nach wie vor werden die Beschilderungen erweitert und im Frühjahr dieses Jahres sollen alle Nachbeschilderungen endgültig abgeschlossen sein.

Nutzung auch für den Alltag?

Die Initiative ist in ihrer Grundidee natürlich eine touristische. Die Einbindung der Hotel- und Gastronomiebetriebe und der verschiedenen Kulturgüter zielt vor allem auf Gäste ab, die das Murtal besuchen. „Die touristische Nutzung war die Grundidee. Aber nur in der Sekunde eins! In der Sekunde zwei hat man gesagt, dass es natürlich auch ein riesiges Thema für die Region ist“, erklärt Pfandl und führt ein plakatives Beispiel an: „Der Fohnsdorfer kennt die Weißkirchner Wege nicht und fährt dann nach dem Knotensystem und entdeckt neue Wege und Strecken.“ Das „Radfest mit Sternenfahrt“ im vergangenen April am Judenburger Hauptplatz wollte die Menschen vor Ort für die Nutzung dieses Radwegenetzes sensibilisieren. Von verschiedenen Gemeinden im Murtal aus fuhr man gemeinsam mit dem Rad nach Judenburg, um dort über die Möglichkeiten der Fahrradnutzung in der Region informiert zu werden. „Es gibt ein steigendes Interesse in der Region, sich am Rad zu bewegen und je mehr man Informationen hat, wo man fahren kann, desto mehr nutzt man es wahrscheinlich auch“, meint Initiator Bernhard Pfandl.

„Nimm’s Radl, zeig’s Wadl!“ – auch in Zukunft

Neben der Beschilderung spielt natürlich auch die Infrastruktur eine entscheidende Rolle. „Je besser wir im Hardwarestreckennetz werden, desto besser werden wir im Gesamtangebot“, zeigt sich Pfandl motiviert für die Zukunft. „Bei der Nutzung des regionalen Individualverkehrs UND der touristischen Nutzung UND der damit erzielten Wertschöpfung, zum Beispiel bei einem Direktvermarkter vor Ort, können wir noch besser werden.“

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