Radverkehrskonzept Leibnitz: „Sanfte Mobilität ist die Zukunft.“

Michael Rothschädl
STEIERMARK RADMOBIL

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Drei Millionen Euro werden bis 2025 für den Ausbau des Radverkehrsnetzes im Großraum Leibnitz investiert. Dies beschlossen die Vertreter der sechs beteiligten Gemeinden, Leibnitz, Gralla, Tillmitsch, Wagna, Gabersdorf und Ragnitz bei der Präsentation des Radverkehrskonzeptes am 30.11. im Schloss Laubegg in Ragnitz. Erstellt wurde es vom Büro Planum, das auch für den Radmasterplan Klagenfurt verantwortlich ist. Helmut Leitenberger, Bürgermeister von Leibnitz, ist davon überzeugt, dass dies der Schritt in die richtige Richtung ist: „Wir als Stadtgemeinde unterstützen das Radverkehrskonzept ausdrücklich. Sanfte Mobilität ist die Zukunft einer jeden Stadt.“

Vertreter der teilnehmenden Gemeinden, Kurt Fallast vom Büro Planum und Bernhard Krause, der Radverkehrsbeauftragter des Land Steiermark bei der Präsentation des Radverkehrskonzepts im Schloss Laubegg — Foto: Michael Rothschädl

Menschen aufs Rad bringen

Ein Radverkehrskonzept bedeutet nicht nur die Bereitstellung leistungsfähiger Infrastruktur, auch die Bevölkerung soll motiviert werden, aufs Rad zu steigen. Hierfür sind auch im Budget kleinere Posten vorgesehen, die für die Erstellung von Broschüren oder die Veranstaltung von Radverkehrsevents genutzt werden sollten. Kurt Fallast vom Büro Planum strich bei der Präsentation des Konzeptes hervor, wo die Vorteile des Radverkehrs liegen:

  • Gesundheitlicher Aspekt: Radfahren verbrennt Fett, ist gelenkschonend und trägt zu einem besseren Schlaf bei. Auch die von der WHO geforderten 150 Minuten Bewegung wöchentlich können durch das Radfahren in die Arbeit abgehakt werden.
  • Umweltschonender Aspekt: Kein Treibhausgas, keine Luftverschmutzung und kein Lärm sprechen für das Rad und werten auch das städtische Leben auf.
  • Der wirtschaftliche Aspekt: Für Arbeitgeber ist besonders interessant, dass Radfahrer im Schnitt weniger Krankenstandstage haben, motivierter zur Arbeit kommen und kreativer arbeiten. Gründe wieso beispielsweise die Bike Citizens in Graz auf fahrradfahrende Mitarbeiter setzen. Aber auch die lokale Wirtschaft wird durch einen großen Radverkehrsanteil gefördert. Einer Studie zur Folge würde die Priorisierung des Radverkehrs die Umsätze im Einzelhandel sogar um 49% steigern.

Auch Bürgermeister Leitenberger sieht das ähnlich:

„Der Umstieg auf das Fahrrad tut nicht nur dem Körper gut, sondern ist auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Schutz der Umwelt.“

Einzigartiges Projekt in der Steiermark

Mit dieser Kooperation sorgt man außerdem für ein steirisches Novum: Erstmals erarbeiten sechs Gemeinden zusammen ein übergreifendes Radverkehrskonzept. Dies ermöglicht ein geschlossenes Radwegenetz, das nicht an den Gemeindegrenzen endet. Die Planungen gehen zurück ins Jahr 2017, als in den ersten Workshops die bestehende Radverkehrssituation analysiert wurde. Wenig später begannen auch die ersten Befragungen der Bürgerinnen und Bürger. Im März diesen Jahres veröffentlichte die Stadt Leibnitz eine Online-Umfrage, die auch in der Planung eine zentrale Rolle spielte. Ziel ist es, die Radverkehrsinfrastruktur an die Bedürfnisse der Radfahrer anzupassen. „Denn es bringt die beste Radinfrastruktur nichts, wenn niemand sie benutzt“, betonte Bernhard Krause, Radverkehrsbeauftragter des Land Steiermark.

Leibnitz mit guten Voraussetzungen

Aus der Umfrage ging klar hervor, was sich die Bürgerinnen und Bürger wünschen: Verbesserte, sichere und lückenlose Radwege. Und dies könnte auch viel bewirken. Besonders Leibnitz hat eine sehr kompakte Siedlungsstruktur. Einzelhandel, Kinderbetreuung und häufig auch Arbeitsplatz sind für einen Großteil der Anwohner in unter fünf Kilometer erreichbar. Für diese Strecken zahlt es sich aus zum Rad zu greifen. „Gemessen an der Tür-zu-Tür-Zeit ist man hier mit dem Rad um nichts langsamer als mit dem Auto“, erklärt Krause. Beste Voraussetzungen für den Radverkehr!

Schon 2019 Umsetzung erster Projekte

Erste Projekte dürften bereits 2019 fertiggestellt werden. So will man beispielsweise im Zuge der Sanierung einer Autobahnbrücke einen Radstreifen hinzufügen. Die Gemeinden Gralla und Ragnitz wollen ihre geplanten Projekte bereits bis 2020 umgesetzt haben, bis 2025 sollen dann alle Maßnahmen des Konzepts umgesetzt sein. Dies beschlossen die Verantwortlichen der beteiligten Gemeinden am Tag der Präsentation. Mit dem frischen Wind für die Radinfrastruktur gibt es auch einen neuen Radverkehrsbeauftragten für den Großraum Leibnitz: Christoph Macher übernimmt das Amt des pensionierten Werner Frühwirths. Ein Radverkehrsbeauftragter nimmt eine zentrale Rolle in der Umsetzung des Radverkehrskonzeptes ein. Er ist direkt in die Planungs- und Umsetzungsprozesse involviert und gilt auch als zentrale Ansprechperson für Fragen zum Radverkehr.

Finanzielle Unterstützung vom Land

Welchen Stellenwert der Radverkehr für das Land Steiermark hat, macht das Finanzierungsmodell deutlich. Die Kosten für Gemeinden, die im Zuge der Radverkehrsstrategie 2025 ihr Radverkehrsnetz ausbauen, werden zu mindestens 50% und bis zu 70% vom Land Steiermark übernommen. Auch vom Bund können zusätzliche Fördergelder beantragt werden. Dies ist ein weiterer Schritt um den Radverkehr in der Verkehrsplanung attraktiver zu machen und den Gemeinden einen Impuls zu geben, ihn auch zu berücksichtigen. „Ein zusätzliches Zuckerl ist, dass das Land die gesamten Planungskosten übernimmt“, teilte Krause den Verantwortlichen der Gemeinden mit.

„Dies ist nicht das Ende - wir stehen am Anfang.“

Bernhard Krause hält abschließend fest, dass zwar der Grundstein gelegt sei, man sich nun keinesfalls ausruhen soll. Mit dem Konzept haben die Gemeinden ein klares Ziel vor Augen. Der Ball liegt nun bei den Gemeinden, es gilt zeitnah die notwendigen Verträge mit dem Land zu unterzeichnen und mit der Umsetzung der einzelnen Projekte zu beginnen.

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