Vom simplen Laufrad zum High-Tech-Gerät

Anthea Graßegger
STEIERMARK RADMOBIL
3 min readMay 26, 2019

„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad“, soll schon Adam Opel, der Gründer des gleichnamigen Fahrzeug-Unternehmens, gesagt haben. Die Anfänge des allseits beliebten Fortbewegungsmittels auf zwei Rädern gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Lass uns gemeinsam einen Blick auf die Geschichte des Fahrrads werfen!

Draisine

Der großherzoglich-badische Karl Freiherr von Drais, der später seinen Adelstitel niederlegte und sich als Karl Drais bezeichnete, hatte 1817 eine klare Vision: Auf einem Vehikel mit zwei Rädern sollte sich der Fahrer mit der eigenen Beinkraft fortbewegen. Die von ihm erfundene Laufmaschine war angeblich sogar Postkutschen im Thema Geschwindigkeit überlegen. Die Draisine besteht aus einem Holzrahmen, an dem ein gepolsterter Ledersitz befestigt ist. Das Vorderrad ist steuerbar und sogar eine einfache Bremse wurde integriert. Drais soll in vier Stunden mit seiner Laufmaschine ganze 50 Kilometer zurückgelegt haben. Die Draisine war vor allem bei Adeligen beliebt und eine wahrhaftig bahnbrechende Erfindung, denn in einer Zeit geprägt von Missernten brauchte man so keine Tiere wie Pferde mit Futter zu versorgen, sondern konnte sich mit der eigenen Muskelkraft fortbewegen.

Tretkurbelrad (oder Veloziped)

Auf wen genau das erste Rad mit Pedalen zurückgeht, ist unklar. Manche meinen, die Idee stamme von dem deutschen Instrumentenbauer Philipp Moritz Fischer. Das Patent meldete in den 1860ern allerdings ein Franzose an: Pierre Michaux entwickelte das Veloziped pünktlich zur Weltausstellung, indem er dem Vorderrad der Draisine einen mechanischen Antrieb verpasste. Damit man höhere Geschwindigkeiten erreichen konnte, wurde das Vorderrad größer gebaut als das Hinterrad. Das Tretkurbelveloziped umfasst einen erstmals Metallrahmen, Lenkung mit Gleitlager, Bremsen, einen einfachen Ledersitz und Holzräder mit einer Eisenbereifung. Das Veloziped bezeichnet den Anfang der modernen Fahrradgeschichte, denn durch den Metallrahmen konnten Räder erstmals in Fabriken in größeren Stückzahlen gefertigt werden.

Hochrad

Um das Veloziped noch schneller zu machen, vergrößerte man dessen Vorderrad immer mehr, bis das Hochrad entstand. Der Durchmesser des Vorderrads stieg auf bis zu 150 Zentimeter. Mit seinem Stahlrahmen, -felgen und -speichen und Bereifung aus Vollgummi war das Hochrad eine teure Investition, weshalb sich nur die finanziell besser gestellte Bevölkerungsschicht Ausfahrten damit leisten konnte. Ein Hochrad zu fahren gestaltete sich aber alles andere als einfach, allein das Aufsteigen war eine Kunst für sich. Die Lenkung befand sich fast auf gleicher Höhe mit dem Sattel, so musste sich der Fahrer stark bücken. Dieser nach vorne verlagerte Schwerpunkt sowie die hohen Geschwindigkeiten begünstigten Stürze, die im Glücksfall glimpflich ausgingen.

Niederrad (auch Sicherheitsrad genannt)

Die Erfindung des Niederrads bedeutete gleichzeitig das Ende der Hochräder. In den späten 1870ern baute Thomas Shergold das Sicherheitsrad, das zu einem alltagstauglichen Fortbewegungsmittel wurde. Was heute als normal gilt, konnte man in dieser Zeit durchaus als bahnbrechend bezeichnen: Eine Kette trieb das Hinterrad an. Somit benötigte man kein überdimensioniertes Vorderrad mehr und war somit sicherer auf den Straßen unterwegs.

Weitere wegweisende Erfindungen

In den 1880er Jahren wurde das Rad durch eine neue Form stabiler: Bei dem Diamantrahmen schaffte ein Stahlrohr eine Verbindung zwischen Sattel und Tretlager. Das Rover-Fahrrad von John Kemp Starleys wies bereits die wichtigsten Merkmale von heutigen Fahrrädern auf. Im selben Jahrzehnt feierte der luftgefüllte Reifen von Dunlop seinen Durchbruch, und das obwohl jener bereits in den 1840ern von William Thomson patentiert wurde. Ungefähr zur Jahrhundertwende kamen die ersten Rücktrittbremsen und Fahrraddynamos auf. Dynamos und Glühbirnen gehörten ab den 1930er-Jahren zur Standard-Ausstattung von Fahrrädern. In den 1940er führte man die Kettenschaltung mit verschiedenen Übersetzungen ein, die für das Fahren unterschiedlicher Geländearten geeignet ist. Klappräder waren vor allem in den 60ern beliebt, obwohl man sie bereits in den 1890er-Jahren im Militär nutzte. Felgenbremsen und preisgünstige Kunststoffsattel verbreiteten sich. In den 80ern waren BMX-Räder groß in Mode, ebenso gehen erste digitale Tachos auf dieses Jahrzehnt zurück. Verglichen mit früher ist das Rad zu einem High-Tech-Gerät geworden, Akkus mit LED-Lampen ersetzen meist Dynamos und Glühbirne, mit dem Smartphone kann man mit Verkehrsmitteln und Verkehrsteilnehmern kommunizieren. Für Viele ist das Rad heute ein umweltfreundliches Transportmittel, nützliches Sportgerät oder modisches Accessoire.

Quellen:

https://www.planet-wissen.de/technik/verkehr/geschichte_des_fahrrads/pwiemeilensteinederfahrradentwicklung100.html

https://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/010_DM/070_Presse/2017/PDFs17/5_Chronik_Technik.pdf

https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/fahrradgeschichte-100.html

https://www.radfahrerverein-weinboehla.de/Geschichte-des-Fahrrads::8.html

http://www.drahtesel-museum.at/geschichte/

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