Uni vs. FH — was passt zu mir?

Jasmine Messarius
StudyHelp
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4 min readSep 2, 2019

2.867.586 Studierende waren im Wintersemester 2018/2019 in Deutschland immatrikuliert, 61% davon an staatlichen Universitäten. Das Abitur 2019 ist vorbei, die Ergebnisse sind veröffentlicht und die Bewerbungsprozesse für Universitäten und Fachhochschulen, sowohl staatlich als auch privat, laufen auf Hochtouren. Doch woher weiß ich als Abiturient nicht nur was ich studieren will, sondern auch an welcher Hochschulform?

Universität oder Fachhochschule? Öffentlich oder privat? Diese Wahl ist maßgeblich, denn sie kann entscheidend dafür sein, ob ein Studiengang Spaß macht und zum Erfolg führt oder nicht.

Ist die Frage der Studiengangswahl erst einmal geklärt, könnte es sein, dass sich die Frage nach der Art der Hochschule bereits erübrigt. Denn nicht jeder Studiengang wird überall angeboten: So ist Jura beispielsweise nur an einer Universität wählbar, während ein Bachelor oder Master of Business Administration lediglich privat angeboten wird. Betriebswirtschaftslehre hingegen ist ein Studiengang, der an so ziemlich jeder Hochschule angeboten wird.

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Wo genau liegt der Unterschied?
Eine staatliche Universität ist sehr theoretisch und forschungsorientiert angelegt. Daraus resultiert auch, dass weitaus mehr Absolventen von Universitäten später ihren Weg im Bereich der Forschung einschlagen, als bei Fachhochschulen.

Der wahrscheinlich größte Unterschied einer Uni zu einer FH ist der, dass Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein sowie Motivation gefordert sind. Diese Tatsache bedeutet Potenzial und Gefahr zugleich: Während derartige Persönlichkeitsmerkmale zum einen während des Studiums gestärkt werden, kann zum anderen ein Mangel daran zum Verhängnis werden. Denn letztendlich kommt es am Ende des Semesters nur auf das Ergebnis der Abschlussklausur an. Dabei ist es irrelevant, wie viel Mühe und Energie auf die Vorlesungs- und Prüfungsvorbereitung verwendet wurde, denn nur die Note zählt.

Weiterhin geht es in einer Uni, insbesondere in den großen Studiengängen, sehr anonym zu: Es passiert schnell, dass man mit hunderten anderen Studierenden in einem Hörsaal sitzt. So geht man auf der einen Seite in der Masse unter, kann auf der anderen Seite aber auch viele Kontakte knüpfen, die einem im Alltag und in der weiteren Laufbahn von großem Nutzen sein können.

Ein letzter, definitiv nicht zu vernachlässigender Punkt zum Thema Uni, ist der folgende: Strebt man eine Karriere als Akademiker an, ist es quasi unumgänglich, an einer Universität zu studieren. Denn nach dem Master zu promovieren, ist aktuell an Fachhochschulen nur über Umwege möglich.

An Fachhochschulen steht die Praxis im Vordergrund
Im Gegensatz zur sehr theoretischen Universität ist die Fachhochschule deutlich praxisorientierter. Das zeigt sich allein dadurch, dass Dozenten an FHs nach ihrer Doktorarbeit mindestens fünf Jahre Berufserfahrung außerhalb der akademischen Welt vorweisen müssen, um zur Lehre zugelassen zu werden. Häufig werden auch Ausflüge zu wirtschaftlichen Unternehmen in der Region unternommen, um das theoretische Wissen mit Praxiserfahrung zu untermauern. Außerdem sind Pflichtpraktika in FHs Gang und Gebe. Der größte Praxisbezug wird aber durch ein berufsbegleitendes oder duales Studium geboten, welches an Universitäten nur selten möglich ist.

Durch kleinere Lerngruppen und eine intensive Betreuung ist es an einer FH quasi unmöglich, unterzugehen. Interaktion ist im Seminarraum ganz alltäglich, Studierende sind mit ihren Dozenten und Professoren häufig im persönlichen Kontakt und der Studienverlauf wird durch gemeinsame Projektarbeiten geprägt.

Ist also schon aus der Schulzeit bekannt, dass es einem schwerfällt, sich selbstständig zum Lernen aufzuraffen, ist es durchaus sinnvoll, einen Studiengang an einer Fachhochschule zu wählen und von vorgegebenen Strukturen und Stundenplänen zu profitieren. Dies ist bereits mit der Fachhochschulreife, also ohne vollständiges Abitur, möglich. Alle Informationen zu den jeweiligen Zulassungsbedingungen zu einem Bachelor sind hier zu finden.

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Teuer, dafür aber gute Karrierechancen: Privathochschulen
Als dritte Option stehen für einige Abiturienten neben staatlichen Hochschulen auch private zur Wahl. Hierbei belaufen sich die Studiengebühren häufig auf weit über 2000€ pro Semester. An privaten Hochschulen ist zu erwarten, dass die Räumlichkeiten besser und hochwertiger ausgestattet, Lernmaterialien aktueller und der Service insgesamt besser sind.

Ein besonderer Fokus liegt bei privaten Hochschulen auf dem Karrierebereich: Bei Bewerbungsprozessen und der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche wird Unterstützung geboten, es existiert ein großes Netzwerk aus Alumni, die hin und wieder Workshops geben und stets zu Rate gezogen werden können. Und auch die akademische Betreuung ist intensiver: Die Lerngruppen sind sehr klein — für 30 Studierende ist in der Regel ein Dozent zuständig. So wird der Zusammenhalt unter den Studierenden gefestigt.

Bei der Auswahl einer privaten Hochschule ist aber durchaus Vorsicht geboten: Häufig lassen sich Studieninteressierte von aggressivem Marketing der Hochschulen blenden und schauen nicht tiefergehend in die eigentlichen Studieninhalte, die Unterschiede zwischen privaten Studiengängen sind immens. Auch sollte man sich auf die Frage von potentiellen Arbeitgebern einstellen, woher genau die Bereitschaft stammte, 20.000–50.000€ für ein Studium auszugeben, wenn der gleiche Studiengang auch an staatlichen Hochschulen angeboten wird.

Die richtigen Schlüsse für sich persönlich ziehen..
So lässt sich zusammenfassend sagen, dass eine FH für diejenigen einen Sinn ergibt, deren Selbstdisziplin vielleicht nicht die größte ist und die eher von den großen Theorieanteilen an Unis abgeschreckt werden. Ist jedoch genau das Gegenteil der Fall oder wird eine akademische Karriere angestrebt, so ist sicherlich die Uni die richtige Wahl. Steht die Karriere im Vordergrund und spielt das Geld “keine Rolle”, ist es naheliegend, die Möglichkeit einer privaten Hochschule in Anspruch zu nehmen.

Zweifelsohne sollte so oder so stets beachtet werden, ob der gewählte Studiengang an der präferierten Hochschule offiziell akkreditiert ist. Dabei werden von Akkreditierungs-Agenturen die Studierbarkeit und Qualität der Studiengänge bewertet. Die Richtlinien hierfür werden durch den sogenannten Akkreditierungsrat festgelegt. Von nicht akkreditierten Studiengängen, egal ob an einer staatlichen oder privaten Hochschule, sollte man lieber die Finger lassen.

Als endgültige Entscheidung hilft es darüber hinaus, die in Frage kommenden Studiengänge bei www.studycheck.de zu überprüfen und sich Erfahrungsberichte von anderen Studierenden anzusehen und sich so einen detaillierteren Einblick in den Studienalltag zu verschaffen.

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