Ersetzen Algorithmen bald die Lehrer?

Samuel Portmann
Taskbase
Published in
2 min readAug 7, 2018

Vieles, was Lehrer ausmacht, können Maschinen nicht. Trotzdem sollte das Schulwesen die Entwicklung der AI nicht verschlafen.

Maschinen werden in den nächsten zwölf Jahren 75 bis 375 Millionen menschliche Arbeitskräfte aus ihrem angestammten Job verdrängen.

Davon betroffen dürfte vor allem die sogenannte knowledge economy sein, in der es um die Verarbeitung von Informationen geht. Algorithmen können Verträge lesen, medizinische Scans analysieren und Informationen für die Marktforschung sammeln — schneller, präziser und produktiver als der Mensch.

Auch im Bildungswesen hat künstliche Intelligenz in unterschiedlichen Formen Einzug gehalten. Eines der Schweizer Pionierprojekte ist das «Lernnavi», das wir gemeinsam mit dem Lehrmittelverlag St.Gallen und dem Amt für Mittelschulen St.Gallen für Deutschschweizer Gymnasiasten entwickeln.

Werden Lehrerinnen und Lehrer durch die Technologisierung des Unterrichts zunehmend zu Administratoren von Plattformen und Coaches von Lernprogrammen degradiert?

Die Antwort darauf lautet: «Nein, aber». Gemäss einer Studie der Universität Oxford aus dem Jahr 2013 liegt das Automatisierungspotential des Lehrberufs bei lediglich 1%. Im Gegensatz dazu werden Kreditanalystinnen, Immobilienmakler und Anwaltsassistenten mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 97% künftig durch Roboter ersetzt.

Fähigkeiten wie emotionale Intelligenz und Empathie, die es im Umgang mit Menschen braucht, aber auch die kognitive Flexibilität und Kreativität, die es benötigt, um Urteile zu fällen und komplexe Probleme zu lösen — alles Kernelemente des Lehrberufs — werden Maschinen dem Menschen nie abnehmen können.

Trotzdem wäre es falsch, würden Entscheidungsträgerinnen und -träger gegenüber den technologischen Entwicklungen im Bildungssektor eine Laissez-Faire-Haltung einnehmen. EdTech-Unternehmen wie Taskbase, Didaktiker und Politiker müssen einen Dialog darüber führen, wie künstliche Intelligenz Pädagogik ergänzen soll. Ein Dialog, in dem nicht die Möglichkeiten der Technik im Mittelpunkt stehen, sondern die Ausbildung des Menschen.

Die Algorithmen, die von Taskbase entwickelt werden, sollen nicht den menschlichen Lehrer ersetzen, sondern ihm dabei helfen zu verstehen, welche Inputs seine Schüler brauchen.

In einem Interview mit der NZZ, äusserte Beat Schwendimann, Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz die Befürchtung, dass Konzerne dem Bildungswesen fixfertige Programme verkaufen, auf deren Inhalte und Methode Lehrer keinen Einfluss haben.

Die Angst vor einer «Diktatur» der Digitalkonzerne und Algorithmen ist nicht unberechtigt. Aber weder Roboter, noch Tech-Giganten übernehmen das Zepter einfach so. Wir Menschen haben es in der Hand, diese Maschinen und Prozesse so zu gestalten, dass sie unseren Werten und Bedürfnissen entsprechen.

Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer der Schweiz (LCH) hat deshalb im Juni 2018 ein Positionspapier verfasst, in dem er die Herausforderungen von digitalen Technologien in der Schule aufzeigt. Dazu gehören neben der Forderungen nach zeitgemässen Infrastrukturen und Weiterbildungen, auch ein Mitspracherecht in der Entwicklung von digitalen Lehrmitteln und ein koordinierter Austausch zwischen Politik, Verbänden und Forschung.

Diese Anliegen hält Taskbase für wichtig. Wir sind der Überzeugung, dass auch Unternehmen frühzeitig in diese Diskussion eingebunden werden und Verantwortung übernehmen müssen. Schliesslich ist Bildung das Fundament unserer Gesellschaft.

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