Wer steckt eigentlich hinter den Algorithmen von Taskbase?

Samuel Portmann
Taskbase
Published in
4 min readMar 6, 2019

Im ersten Teil dieser Interviewserie sprechen wir mit Anette, die seit einem halben Jahr zu unserem Team gehört.

Du hast im September 2018 bei Taskbase angefangen, frisch ab der Universität sozusagen. Wie ist für Dich die Umstellung von Forschung zu Business?

Forschung ist zwar ein grosser Teil der Uni, aber wir haben auch an Projekten gearbeitet, deshalb war es gar keine so grosse Umstellung. Die ETH bereitet die Studenten gut auf das Arbeitsleben vor.

Du hättest ja auch für einen etablierten Konzern arbeiten können. Weshalb hast Du Dich für ein Start up entschieden?

Wenn man sich bei Leuten umhört, die für eines dieser grossen Unternehmen arbeiten, fühlen sich die meisten wie ein kleines Rädchen in einem grossen Triebwerk, das sehr politisch funktioniert. Deshalb steigen viele nach zwei, drei Jahren wieder aus. Ich habe mir diesen Umweg einfach erspart. Und in einem kleinen Unternehmen hat man auch viel mehr Einfluss auf das Endprodukt.

An was arbeitest Du denn jetzt gerade bei Taskbase?

Ich habe hier unterschiedliche Funktionen. Einerseits bin ich als Data Scientist tätig, da arbeite ich an selbstlernenden Systemen. Das heisst, dass ich für einen Teil der Intelligenz unserer Programme verantwortlich bin. Aus meinem Studium bringe ich Erfahrungen als Back-End-Developer mit. Ins Front-End-Development, also den Teil des Programms, der für die User sichtbar ist, arbeite ich mich gerade ein. Andererseits unterstütze ich das Team dort, wo gerade Not an der Frau herrscht. Ich habe immer Spass daran, neue Sachen zu lernen.

Du arbeitest in einem reinen Männerteam. Wie ist das denn für Dich?

Ich merke schon, dass hier sonst keine Frauen sind. Aber mein Studiengang war ja auch bereits sehr von Männern dominiert. Das habe ich nie als störend empfunden, trotzdem habe ich das Gefühl, ich kann auch gewisse Qualitäten einbringen, die im Team sonst fehlen würden.

Was braucht es denn, damit sich mehr junge Frauen für MINT-Fächer einschreiben und dementsprechende Berufe ausüben?

Mädchen müssen gefördert werden. Heute glauben ja viele immer noch, Jungen seien halt einfach besser in Mathe. Dementsprechend werden sie bestärkt. Wenn ein Mädchen dem Mathematikunterricht nicht folgen kann ist das dann halb so schlimm, weil Mädchen ja sowieso nicht so zahlenaffin sind. Dabei war das ja nicht immer so. Früher haben Frauen zuhause die Buchhaltung gemacht und auch Programmieren war ursprünglich ein Frauenberuf. Damals herrschte die Vorstellung, Männer würden an der Hardware schrauben und Frauen würden sich um die Software und die ganze Tabellenkalkulationen kümmern. Es war dann auch eine Frau — die Amerikanerin Grace Hopper — die 1952 den ersten funktionstüchtigen Compiler und später die erste kompilierte Programmiersprache entwickelt hat.

Wie ist denn bei Dir das Interesse am Programmieren entstanden?

Ich war schon immer gut in den Naturwissenschaften, aber ich hatte auch Begabungen in anderen Fächern. Damals habe mir auch überlegt, Germanistik oder Philosophie zu studieren. Aber für mich war dann entscheidend, wie ich tatsächlich etwas bewegen kann. Weil mich die Hirnforschung besonders interessierte, habe zunächst Biologie studiert — gespickt mit Informatik- und Statistikfächern — und dann einen Master in Neuroinformatik gemacht.

Woher stammt Dein Interesse für EdTech?

Für mich war klar, dass ich im EdTech-Bereich arbeiten will, weil ich selbst einfach sehr gerne lerne. Gleichzeitig finde ich aber, dass an Schulen viel Potential verpufft. Ich habe die Schulzeit manchmal als ineffizient erlebt. Wir hatten zum Beispiel acht Jahre lang Französischunterricht, trotzdem kann ich die Sprache immer noch nicht richtig. Ich finde das sehr schade, wenn man bedenkt, wie viele Stunden wir darauf verwendet haben. Ich empfand den Unterricht in der Gesamtklasse oft als mühsam. In einer grossen Klasse sind manche halt schneller und andere langsamer, das Tempo wird für die wenigsten stimmen. Das Interesse an EdTech, oder grundsätzlich daran, wie man besser lernen könnte, ist aus meinen eigenen Erfahrungen gewachsen.

Angenommen, Du könntest den Unterricht eigenmächtig verändern — wie würde Deine ideale Schulstunde aussehen?

Viele Tätigkeiten, die ein Lehrer heute ausübt, brauchen ja eigentlich gar keine menschliche Intelligenz. Eine Multiple Choice-Prüfung von einem Menschen auswerten zu lassen ist zum Beispiel Zeitverschwendung. Da glaube ich schon, dass technologische Hilfsmittel die Lehrpersonen entlasten können, so dass sie sich um interessantere Dinge kümmern können. Ideal wäre es, wenn man die Lektion dafür verwendet, dass Lehrer und Schüler interagieren können. Ich würde deshalb den Schülern kurze Videolektionen als Hausaufgaben geben. In der Stunde sollen dann die Aufgaben gemeinsam gelöst und diskutiert werden.

Hast Du Verständnis dafür, wenn Lehrerinnen oder Lehrer diesen Möglichkeiten mit Skepsis begegnen?

Schon, aber ich bin auch der Überzeugung, dass man Neues einfach mal ausprobieren sollte, möglichst ohne Vorbehalte.

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