Zukunftsmusik — Wie Live-Streaming die Zukunft der Musikbranche verändert

Julian Pfister
TECTIX Blog
Published in
4 min readNov 1, 2020

Die zweite Corona-Welle hat den Druck in der Event-Industrie noch einmal enorm verstärkt. Trotz hervorragender Hygienekonzepte muss die Branche erneut die Türen für Besucher und Fans schließen. Seit dem letzten Lockdown im Frühjahr ist allerdings auch die Akzeptanzrate für bezahlte Live-Stream Events (virtual and hybrid) gestiegen. Sowohl das Bedürfnis Live-Musik und die eigenen Lieblingskünstler zu erleben, als auch ein Solidaritätsgedanke, haben das bezahlte Live-Streaming und Pay-per-Views nicht nur zu einer tragfähigen Alternative gemacht sondern auch zu einer langfristigen Möglichkeit Events zu erleben. Ticketed Live-Streaming erweist sich in der Krise als chancenreiche Lösung, die sich auch, über die Pandemie hinaus, als zukunftsträchtige etablieren kann.

Live-Streams: die neue Art, Musik zu erleben

Die Pandemie hat in vielen Bereichen Trends beschleunigt, die ohnehin schon stattfanden. Im Bereich der Unterhaltung ist dies das Live-Streaming. Plattformen wie Youtube oder Twitch bieten sich hierfür als Lösung an und werden bereits von vielen Artists genutzt.

Künstler wie Billie Eilish, Post Malone und die Dropkick Murphys haben mit Live-Stream-Konzerten nicht nur Millionen Klicks, sondern auch Millionen-Umsätze generiert. Auf Twitch sehen aktuell beim “HorrorCamp” des Entertainers Knossi zeitweise bis zu 336.000 Menschen zu.

In Zukunft dürften diese Zahlen weiter ansteigen — unabhängig davon, ob die Pandemie noch länger anhalten wird. Für das Live-Entertainment ist dies eine Chance, die starken Gewinneinbrüche seit Anfang des Jahres zumindest teilweise wieder gutzumachen.

Lösungen werden in der Musikindustrie dringend benötigt

Zurzeit fallen laut Omdia die Einnahmen aus Ticketverkäufen für die Musikindustrie von 23,5 Mrd. um fast 75% auf 6,3 Mrd. US-Dollar. Laut dem Research-Unternehmen werden die Einbrüche vermutlich erst 2023 wieder auf Vor-Krisen-Niveau steigen. Um die Einbrüche zu kompensieren, setzen Venues und Künstler vor allem auf freiwillige Spenden ihrer Fan-Community. Die Bereitschaft von Fans für ihre Lieblingskünstler und -locations zu zahlen ist, laut Umfragen von Nielsen, seit Beginn der Corona-Krise deutlich gestiegen. Lag die Zahl im Juli noch bei 28%, liegt sie mittlerweile bei über 50%. Etabliert sich das Live-Streaming ähnlich wie das Musikstreaming (Spotify, Soundcloud etc.) dürfte die Zahl noch weiter steigen.

Musik-Live-Streaming: Es fehlt eine für Künstler und Veranstalter profitable Plattform

Die existierenden Plattformen sind allerdings nicht für Künstler und Venues, welche besonders auf Einnahmen angewiesen sind, optimiert. Für das Ticketing in Zeiten der Corona-Krise braucht es daher eine Plattform, in der Künstler und Veranstalter eine Vielzahl an Funktionen nutzen können.

Folgende Features sind aus unserer Sicht notwendig, um den Bedürfnissen der Branche gerecht zu werden:

1. Ticketed Live-Streams

Wie Konzerte in Zukunft aussehen könnten hat Billie Eilish mit ihrem Live-Stream-Konzert “Where do we go?” gezeigt. Für die Eventbranche und Künstler geht es aber erst einmal darum, eine skalierbare und profitable Ticketing-Lösung aufzustellen. Neben den klassischen Monetarisierungsmöglichkeiten auf Social Media gilt es innovative PPV-Modelle ähnlich wie beim Profi-Sport langfristig zu etablieren. Aufgrund der länderübergreifenden Reichweite eines Live-Streams müssen außerdem die Akzeptanz unterschiedlicher Währungen, länderspezifische Spracheinstellung im Buchungsprozess und das Anbieten von Ticketvarianten für unterschiedliche Zeitzonen gewährleistet sein.

2. Integrierbare Cross- und Upsell-Optionen

Um die Customer Journey angenehm zu gestalten und dabei möglichst viele User anzusprechen, braucht es eine Plattform die individuelle Cross-und Upselloptionen integriert. Die Gestaltung einer eigenen Künstlerseite und des Ticketshops sowie Merchandise sind nutzbare Vorteile.

3. Sicherer und geräteübergreifender Stream-Zugang

Ob über ein Tablet, PC, Smartphone oder Streaming-Adapter — es ist wichtig, dass heutzutage auf einer Vielzahl von Geräten in höchster Qualität gestreamt werden kann — intuitiv und einfach gestaltet. Gerade im Paid Ticketing ist es für den Artist und den Veranstalter aber essentiell, dass ein Ticket, trotz geräteübergreifender Nutzung, nicht an weitere Personen verteilt werden kann.

4. Datenbasiertes Marketing

Die Bereitstellung von personalisierten Live-Stream Tickets und die hieraus generierten Daten, bieten gerade im Bereich Data Driven Marketing enormes Potential: Welche User bestimmte Seiten und Funktionen nutzen, wie lange sie sie nutzen und ob bestimmte Designs, Musik-Snippets, Posts etc. gut oder weniger gut ankommen. Durch diese User-Daten können personalisierte Angebote erstellt und das Fan-Engagement optimiert werden, damit passive Teilnehmer in treue Fans umgewandelt werden. Durch entsprechende Metriken können somit relevante Insights über das eigene Publikum gewonnen werden und zielorientiertes Marketing erfolgreich umgesetzt werden.

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Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Bereitschaft von Fans, für live-gestreamte Konzerte zu zahlen, ist bereits da und wird in Zukunft weiter wachsen. Auch bei Künstlern und Veranstaltern besteht dringender Bedarf Umsatz-Einbußen durch Alternativen wieder wettzumachen. In Zukunft werden somit digitale, profitable und skalierbare Lösungen eine relevante Rolle in der Musikindustrie spielen. Je früher Artists diese für sich nutzen, desto besser sind sie für die Zukunft aufgestellt.

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