Coworking ist eine Haltung

Warum die Haltung wichtiger ist als das Büro. English summary at the bottom of this article.

“Wieso eine Haltung?”, fragt ihr euch jetzt vielleicht. Denn ist Coworking nicht eine Arbeitsweise oder eine Bürogemeinschaft mit vielen jungen Menschen, die ein Startup nach den anderen machen?

Wie komme ich da bloß auf Haltung? Und was meine ich damit genau? Das erzähle ich euch gern. Genauso wie die kurze Geschichte, wie ich zur begeisterten Coworkerin wurde, und noch bis heute bin.

Alles begann, als ich als Angestellte in einem multinationalen Konzern gearbeitet habe. Richtig großer Laden. Dort hatte man es “geschafft”, wenn man sein eigenes Büro hatte. Und so eins hatte ich auch, etwa 10 Jahre lang. Dann arbeitete ich mehr in unserer Zentrale in London, wo große Teile des Gebäudes als offene Bürofläche konzipiert waren.

Anfangs fand ich es ehrlich gesagt sehr ätzend dort so zu arbeiten, aber mit der Zeit lernte ich es zu lieben. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Aha-Moment, der alles veränderte:

Mein Kollege Nigel* chattete mich an und fragte ob ich das sei, die da neben Esra* und Claire* sitzt. Verblüfft schaute ich mich um, aber ich konnte ihn nirgends sehen. Er schrieb dann, dass er mich aus dem Flur gegenüber gesehen hätte und schon länger eine Idee hätte, die er gerne mal mit mir besprechen wollte. Also haben wir uns im Cafébereich verabredet und die Idee besprochen.

Bei diesem Gespräch merkte ich, was für eine Kraft in den räumlichen Gegebenheiten, aber auch in der Haltung der Kollegen dort gesteckt hat und warum das Arbeiten dort so toll funktionierte. Und das hat es wirklich — Konzern hin, Konzern her. Rückblickend und bis heute kann ich sagen, dass es genau diese Haltung ist, die echtes Coworking an allen Plätzen dieser Welt erfolgreich macht.

Und das meine ich genau damit:

“Ein Arbeitsplatz ist eine Ressource”
Der reine Platz ist für mich eine Ressource, die ich nutze, um meine Arbeit effektiv zu erledigen. Was gerade effektiv ist, hängt stark von dem ab, was ich brauche. Mal muss ich sehr fokussiert arbeiten, dann wieder telefonieren und oft suche ich auch den Austausch oder muss etwas dazu lernen. Ein Coworking Space bietet mir die räumlichen Ressourcen. Und ich habe noch den Vorteil gegenüber zu Hause, dass ich viele Menschen treffen kann, aber…

“Menschen sind keine Ressourcen”
Die meisten Menschen möchten Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Diese können ganz unterschiedlich sein. Manche suchen Gleichgesinnte, um gemeinsam etwas zu realisieren. Manche machen ihr eigenes Ding, sind aber grundsätzlich bereit, mit ihrem Wissen andere zu unterstützen und von ihnen zu lernen. Gemeinsam haben meiner Erfahrung nach alle, dass — sobald man das Gefühl hat, nur noch als Ressource von anderen gesehen zu werden, man die Lust an der Beziehung verliert. Coworking funktioniert immer dann, wenn Menschen sich auf andere Menschen einlassen sowie geben und nehmen.

“Es lebe die Serendipität oder das Prinzip Zufall”
Zufälle zuzulassen bildet einen großen Teil der Haltung, die es für erfolgreiches Coworking braucht. Denn nur wer dem Zufall Zeit und Raum gibt, ermöglicht, das Finden von etwas, das man ursprünglich gar nicht gesucht hat, aber einen unglaublich weiterbringt. Und dafür braucht es nichts weiter als Neugier (die habe ich von Natur aus) und der Fähigkeit zuzuhören (daran arbeite ich nach wie vor).

Mitmachen und Gestalten
“Doing over saying” ist einer der Sätze im Coworking Manifesto, die mich am meisten fasziniert aber auch herausgefordert haben. Nun müsst ihr über mich wissen, dass ich eine eher vorsichtige Persönlichkeit habe. Und trotzdem ist es genau diese Haltung des einfach mal etwas ausprobierens, die mir so viel gebracht hat. Anstatt lange zu grübeln, einfach machen und Leute um Feedback bitten. Und wenn ich etwas sehe, dass ich wichtig finde, gehe ich hin und frage wie ich mit anpacken kann. Über meinem Schreibtisch hängt eine Postkarte, die mich ständig daran erinnert. “Better done than perfect” steht darauf und hat schon viele Dinge in die Welt gebracht, die es sonst nie aus meinem Kopf heraus geschafft hätten.

Ich bin nun schon seit einigen Jahren selbstständig und habe in den unterschiedlichsten Konstellationen Coworking getestet. Im Café, in der Bücherhalle, im Hoffice und natürlich auch im Coworking Space. Je mehr ich es tue, desto mehr gelange ich zu der Überzeugung, dass es immer dann besonders gut funktioniert, wenn ich mir der Haltung, die es dazu braucht, bewusst bin und sie lebe. Vielleicht geht es euch ja auch so? Nur wer es ausprobiert, kann es herausfinden. :-) Dazu soll dieser erste Artikel ermutigen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vielleicht bis bald! Und wenn ihr Fragen, Anmerkungen oder Lust auf Austausch zu dem Thema Coworking habt, meldet euch gerne.

* Namen wurden von der Redaktion bewusst nicht geändert ;-)

Here are the most important points in English for you. I have a deeply held belief that Coworking is a mindset which allows you to be successful. These are:

• Your workplace is a resource so pick it wisely
• Your Coworkers are not resources but Human Beings so be prepared to engage with them instead of using them
• Leave space in your life for serendipity to support you
• Doing over saying: getting things done is more important than getting them perfect

If you have questions, remarks or would like to exchange thoughts on the topic of Coworking just get in touch.

Dina, Initiatorin des cloudsters Hamburg. Coworkerin aus tiefster Überzeugung. Heimathafen Hamburg.