Vom Sonderzeichen zum Stilelement
Gestaltung einer Posterserie für die DHBW Ravensburg
Die Idee:
Mikrotypografie ist ein System aus miteinander verbundenen, sich gegenseitig Bedeutung gebenden Charakteren, Stilen, Größen,
Räumen und Zwischenräumen. Ein typografisches Raster besteht aus Spalten, Spaltenabständen und horizontalen Flächeneinteilungen. Trotz vieler räumlicher Festlegungen soll es größtmögliche Variabilität erzeugen.
Als Mediendesign Student der DHBW Ravensburg habe ich mir diese Spielräume zu nutzen gemacht und eine Serie von drei Postermotiven entworfen. Sie sollen in diesem Jahr als Kommunikationsmittel an der Hochschule eingesetzt werden. Die Poster sind ausschließlich mittels typografischer Elemente gestaltet. Der Entwurf fügt sich zusammen aus Flächen und vergrößerten Merkmalen des Schriftzeichensatzes “Avenir” sowie “PT Serif” Textblockelementen. Ziel der Gestaltung ist die Erstellung eines seriellen Systems aus Konstanten und Varianten; einer zusammenhängenden Posterserie also, deren individuelle Darstellungen sich zwar in ihrer typografischen Gestaltung unterscheiden, nicht etwa jedoch durch den Wechsel von Farben bestimmt wird.
Der Anwendungsfall:
Die Gestaltung richtet sich exklusiv an die “Schreibwerkstatt Mediendesign”, ein Seminar der DHBW Ravensburg. Die Schreibwerkstatt findet zwei Mal im Jahr jeweils in der Praxisphase des Dualen Studiums als Vorbereitung für die Projektarbeit statt. Sie ist ein freiwilliges, diversitätsorientiertes Seminarformat, das sich an Studierende wendet, die im wissenschaftlichen Schreiben unerfahren sind oder noch etwas dazu lernen möchten.
Das Seminar wird von der Germanistin und wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Schreibberatung der Universität Stuttgart, Anna Wenzel-Elben, geleitet. Parallel dazu gibt es ein Blended Learning Format, das die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über die Veranstaltung in der DHBW-Bibliothek hinaus mittels Hilfeforum, Tandem-Feedback und Einzelübungen unterstützt.
Die Gestaltung:
Das Genre des Wissenschaftlichen Schreibens zeichnet sich durch die Struktur und Argumentation der Verschriftlichung sowie den Schreibstil aus. Darüberhinaus ist das Einbinden von Quellen und Zitaten ein maßgeblicher Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens. Die bei der Gestaltung der Plakatentwürfe verwendeten, stilisierten Sonderzeichen spiegeln ein Zeichensystem wider, das dem geübten Leser vermittelt, wie, was, wann, und warum richtig zitiert wird.
Einen inhaltlichen Bogen zum Seminar schlägt die Gestaltung der Poster daher nicht nur mittels textlicher Informationen (gesetzt in “PT Serif”), sondern insbesondere durch die vergrößerten Sonderzeichen des Schriftzeichensatzes “Avenir”, die auf diese Weise zum Stilelement werden. 1988 war “Avenir” Linotypes Antwort auf “Futura” (franz. avenir = Zukunft). Der Typograf Adrian Frutiger hatte sich zum Ziel gesetzt, die “Avenir” als eine Schrift zu gestalten, die
“trotz aller konstruktivistischen Strenge ein humanes Bild vermittelt und das Repertoire an Grotesk-Schriften (…) um eine interessante neue Variante bereichern wird,”
wie es in der Produktbroschüre zur Vorstellung der Schrift von Linotype heißt. Die Gefälligkeit der serifenlosen Linear-Antiqua soll den offenen und kollegialen Charakter der Veranstaltungsreihe “Schreibwerkstatt Mediendesign” widerspiegeln und in Kombination mit der humanistischen Antiqua “PT Serif” eine ineinander geschlossene Gestaltung abrunden.
Zu meiner Person:
Ich bin Student des dualen Mediendesign Studiengangs an der DHBW Ravensburg und Junior Creative Architect bei the peak lab. GmbH & CO. KG, einem designgetriebenen Softwareunternehmen mit Sitz in Oldenburg.