Warum eigentlich FIFO bei Kryptos auf eToro?

Jürgen Koch
Trade.report
Published in
4 min readOct 14, 2022

Es ist egal, wo man recherchiert. Fast überall wird einem die FIFO-Methode zur Berechnung der Gewinne/Verluste aus dem Kryptohandel als „die Methode“ unterbreitet.

Aber warum eigentlich?

Laut Bafin sind Kryptowährungen keine gesetzlichen Währungen, lediglich evtl. Finanzinstrumente.
Das diese Erträge steuerbar sind, darüber muss man nicht diskutieren. Wohl aber über die Berechnungsmethode zur Ermittlung der Gewinne/Verluste.

Da Kryptowährungen nicht als Währung gelten, kommt auch nicht die Forderung (FIFO) nach Estg § 23 Absatz 1 Satz 1 Nr.2 zum Tragen. Denn nur für gleichartige Fremdwährungsbeträge ist die Berechnung nach FIFO gesetzlich gefordert.
Ferner hat das BMF mit dem Schreiben vom 10.05.2022 zur steuerlichen Behandlung von Kryptowährungen unter Randnummer 61 „Verwendungsreihenfolge“ die Einzelbetrachtung als grundsätzliche Methode zur Ermittlung von Gewinnen/Verlusten priorisiert.
Nur wenn die zur Verfügung stehenden Daten eine Einzelbetrachtung nicht zulassen, kann aus Vereinfachungsgründen die FIFO-Methode angewandt werden.

Im Steuerbericht von eToro wird nach FIFO ausgewertet.
Trade.report bietet auch Einzelbetrachtung. Und das aus gutem Grund.

Ist aber FIFO wirklich einfacher oder für einen aktiven Trader sinnvoll?

Hier

Aktien, FIFO & CopyTrading

habe ich anhand von Aktienpositionen schon einmal versucht zu erklären, warum FIFO die steuerliche Beurteilung des Trading, also vorwiegend das Schließen von Positionen, wesentlich erschwert.
Gleiches gilt natürlich auch für Kryptos bei Berechnung nach FIFO.

Warum aber wird selbst bei so vielen Fachleuten FIFO bevorzugt?
Macht es das Berechnen doch sowohl für die Auswertenden, als auch die Finanzämter unnötig schwer. Von wegen die Einzelbetrachtung wäre zu komplex.
Liegt es eventuell daran, dass die Auswertung nach FIFO spezielle Software rechtfertigt, die dem gemeinen Trader nicht, der spezialisierten Fachkraft aber schon eher zur Verfügung steht.
Es ist ja meist auch so zu finden, dass genau die Fachkräfte, die solche Meinungen vertreten, oft mit Unternehmen zusammenarbeiten, die auf die Auswertung nach FIFO (bei vielen Wallets nötig) spezialisiert sind.
Klar, jeder will was verdienen.

Besonders befremdend empfinde ich allerdings, dass selbst von großen Kanzleien das Schreiben des BMF angeführt und dann ausgerechnet der letzte Satz unter Randnummer 61

„Aus Vereinfachungsgründen kann für die Zwecke der Wertermittlung … (First in First out, FiFo).“

zitiert und als Begründung für als einzig richtige Berechnungsmethode (FIFO) hergenommen wird.

Lesen diese „Fachkräfte“ nur was sie wollen oder ihnen in den Kram passt?
Auf den ersten Satz

„Für die Bestimmung der Verwendungsreihenfolge der veräußerten Einheiten einer virtuellen Währung und sonstigen Token gilt der Grundsatz der Einzelbetrachtung.“

wird hier gar nicht eingegangen. Und dann käme vor FIFO auch noch die Durchschnittsmethode.

Der Unterschied des eToro-Handelskontos zu Wallets oder warum man bei eToro die Einzelbetrachtung anwenden kann

Das habe ich im Februar 2021 schon erklärt. Und zwar hier:

FIFO, LIFO und das eToro-Trading-Konto

Natürlich kann jede(r) selbst entscheiden, mit welcher Methode die Berechnung durchgeführt wird.
Man sollte sich aber auch über die Konsequenzen im Klaren sein.

Wie macht man es jetzt richtig?

Man kann sicherlich sowohl nach Einzelbetrachtung, Durchschnittsmethode als auch FIFO berechnen.
Die Erklärung, warum man so berechnet hat, sollte man aber vielleicht für Nachfragen parat haben.

Wichtig wäre in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass eine einmal gewählte Methode bis zur vollkommenen Auflösung einer Wallet, bzw. der Veräußerung aller beinhalteten Kryptos im Tradingkonto auf eToro beizubehalten ist.
Außerdem ist zu beachten, dass der Wechsel von Einzelbetrachtung auf FIFO problemlos machbar ist, da bei der Einzelbetrachtung geschlossene Positionen mit FIFO nicht mehr berücksichtigt werden.
Umgekehrt bringt das allerdings Probleme, da durch FIFO schon verrechnete, aber nach Kontoauszug noch offene Positionen durch eine manuelle Schließung doppelt der Steuer zugeführt werden könnten.

Das hieße für den Handel auf eToro im einfachsten Sinne:
Hat man sich einmal für eine Methode entschieden, sollte eine andere Methode erst gewählt werden, wenn man keine steuerbaren Kryptos mehr hat.

Witzigerweise könnte man theoretisch auch noch für jede Kryptoart eine andere Methode wählen.

Empfehlung zur Auswertung auf der eToro-Handelsplattform

Da wir uns jetzt ausgiebig mit FIFO beschäftigt haben, können wir sagen, dass die Berechnung unter Berücksichtigung der Haltefristen und der Umrechnung zu unterschiedlichen Wechselkursen bei Eröffnung/Schließung eines Trades, alles andere als einfach ist.
Und da alle erforderlichen Daten vorliegen, präferieren wir ganz klar die Einzelbetrachtung.

Der Grund hierfür ist eigentlich genauso simpel wie die Berechnung.
Schließe ich einen Kryptotrade, wirkt sich der Gewinn/Verlust steuerlich auch genau so aus.
Hier weiß man also wirklich, ob man einen Gewinn oder einen Verlust realisiert hat.

Vielleicht ein Knackpunkt des “Warum”

Warum wertet eToro (bzw. das beauftragte Unternehmen) nach FIFO aus?

Ich denke, das hat vorwiegend 2 ganz einfache Gründe.

1. Da die Berechnung nach FIFO jahrelang die favorisierte und von den meisten Finanzämtern ohne Probleme anerkannte Methode war, blieb man der Einfachheit halber dabei.

2. Vermutlich aber auch wichtig dürfte sein, dass das beauftragte Unternehmen hierfür mit bereits fertigen Berechnungsmodulen aufwarten konnte.

Vielleicht sollte man einfach mal darüber nachdenken, was einem das steuerliche Prozedere und die Beurteilung der steuerlichen Auswirkungen beim Trading einfacher und nachvollziehbarer macht.
In Punkto Nachvollziehbarkeit sollte die Einzelbetrachtung auch für Finanzämter sehr viel leichter zu kontrollieren sein.

Jetzt gilt es nur noch, sich gegen die vorherrschenden Meinungen oder die Unkenntnis auf den Finanzbehörden durchzusetzen.

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