“Ich vermisse meinen Freund!”

Juliane Röll
Transition Vignettes
2 min readAug 18, 2020
Linus Gieses Buch “Ich bin Linus” ist heute erschienen.

Ich treffe meinen ehemals besten Freund auf der Straße, als ich gerade aus der Buchhandlung (Linus Gieses Buch ist da!) komme. Er sitzt mit seiner Partnerin — auch eine frühere Freundin von mir — im Café.

Früher haben wir uns oft gesehen, seit meiner Transition nicht mehr.

Jedes mal wenn wir uns sehen — das ist etwa einmal im Jahr bei einer Zufallsbegegnung auf der Straße — deadnamed er mich und teilt mir mir, wie sehr er seinen alten Freund [Deadname] vermisst.

Ich kann das nicht nachempfinden: Dieser Schmetterling vermisst die Raupe, die er war, nicht! Ich bin da, Deadname bin ich, es gibt da nichts zu betrauern! Außer, man geht sehr auf der Raupe fest.

Wie es mit meinen Eltern sei? (Inzwischen ganz gut.) Es sei sehr wichtig, die Beziehung zu den Eltern, dies und das. (Aha.) Wie es mir gehe. (Richtig gut. Nur, dass meine ehemals besten Freunde nicht mehr mit mir reden, seit ich transitioniert bin, you know?) Wie das Verhältnis mit meinen Geschwistern sei und wie die meine Veränderung finden würden? (It’s been four years, man. Everybody is cool with this!)

Wir plaudern noch eine Weile, er lädt mich an den Tisch ein, sie später zu ihnen in die Wohnung, ich weiß nicht, ob es je dazu kommen wird.

Ich vermisse meinen Freund auch. Er blieb vor vier Jahren irgendwo stehen und hat seitdem noch nicht wieder aufgesehen.

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