Coronavirus Update (8. März 2020)

Warum ich short auf Nasdaq gehe

2Stein
TrendUSA
4 min readMar 9, 2020

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Das Coronavirus ist in aller Munde und jeden Tag gibt es neue Schlagzeilen. Mit der Flut an Informationen ist es schwer den Überblick zu behalten und herauszufiltern was wichtig ist. Da es bereits genug Informationen gibt, konzentriere ich mich hier auf meinen Gedankengang, der dazu geführt hat eine Short Position einzugehen.

Ein Kurzer Rückblick

Am ersten Dezember 2019 wurde der erste Coronavirus Fall in China bekannt — der Nasdaq stand bei 8300 Zählern. Obwohl sich das Virus schlagartig ausbreitete, schien sich die westliche Welt kaum darum zu kümmern. Der Nasdaq setze seinen Höhenflug fort und erreichte am 19. Februar 2020 ein neues Allzeithoch von 9700 Punkten — ganze 17% höher als zu Beginn des Ausbruchs in China. Bemerkenswerterweise stieg der Nasdaq auch ungehindert an nachdem am 21. Januar der erste Fall in den USA bekannt wurde.

Richtig ernst schien es erst Mitte Februar zu werden als die Fälle außerhalb Chinas zunahmen und sich die erstrebenswerte “S” Kurve der Fallzahlen wieder in eine gefährliche exponentielle Kurve verwandelte — ein Trend der bis heute anhält.

Anzahl der Fälle weltweit. Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/

Um eine Krise abzuwenden griff die US-Notenbank ein und senkte den Leitzinssatz und versprach Unternehmen in Schieflage unter die Arme zu greifen. Ein Rezept welches in früheren Wirtschaftskrisen stets geholfen hat. Wie erwartet reagierte der Aktienmarkt euphorisch und der Nasdaq klettere von 8400 auf fast 8900 Zähler in einem Tag (+6%). Doch bereits zum Ende der Woche verpuffte der Effekt und der Nasdaq fiel fast komplett zurück auf sein Jahrestief.

Warum der Boden nicht erreicht ist

In den nächsten Wochen erwarte ich ein weiteres kräftiges absacken des Nasdaq— weshalb der Short die richtige Wahl ist. Hier sind meine Gründe.

Eine Gesundheitskrise ist keine Wirtschaftskrise

Das amerikanische Gesundheitssystem hat tiefe strukturelle Probleme.

In einer Wirtschaftskrise helfen Konjunkturpakete — Unternehmen bekommen günstigere Kredite und haben weniger Existenzsorgen. Eine Gesundheitskrise lässt sich so aber nicht lösen. Das amerikanische Gesundheitssystem hat die folgenden gravierenden Probleme:

  • Arztbesuche sind extrem teuer und Leute gehen nur im äußersten Notfall zum Arzt: Ein normaler Arztbesuch (selbst mit Versicherung) kann locker $500 kosten und nur die Wenigsten werden einen Arzt besuchen wenn sie nur leichte Symptome haben. Das führt zu einer extrem hohen Dunkelziffer und damit zu einer extrem starken unbemerkten Verbreitung des Virus.
  • Hohe Obdachlosigkeit und 30% Unversicherte: Vor allem in Großstädten ist die Zahl der Obdachlosen sehr hoch und oft schlafen sie in U- oder S-Bahnen. Ohne medizinische Versorgung werden sie von dort aus das Virus verbreiten. Außerdem sind 30% der Amerikaner unversichert und auch sie werden das Virus weit verbreiten ohne je einen Arzt aufzusuchen.
  • Keine Krankentage: Viele amerikanische Unternehmen geben ihren Mitarbeitern keine (oder nur wenige) Krankentage und zwingen damit ihre Mitarbeiter krank zur Arbeit zurückzukehren.

Die Regierung ist Wissenschaftsfeindlich

Nach anfänglicher Leugnung, dass das Virus überhaupt eine Bedrohung für die USA ist, ernennt Trump seinen Vizepräsidenten Pence zum Corona Chef. Pence ist eine fragwürdige Wahl — als Gegner der Evolutionstheorie hält er nicht viel von der Wissenschaft und wird sich wohl auch in Zukunft nicht von Experten beraten lassen. In einer Krise gibt es immer ein Kompromiss zwischen politischen und gesundheitlichen Interessen. Medizinisch gesehen wäre es am besten alle Menschen zu isolieren und damit die Ausbreitung zu stoppen. Politisch gesehen ist es am Besten wenn keine Panik ausbricht und alle Menschen zum Alltag zurückzukehren. Die optimale Lösung liegt irgendwo zwischen diesen Extremfällen. Es scheint aber so als würde in den USA die politische Fraktion bis auf Weiteres die Oberhand gewinnen. Leider hat sich aber historisch gezeigt, dass entschiedenes Vorgehen die beste Wahl ist.

Unterschied zwischen Todesraten bei entschiedenen Vorgehen (St.Louis) vs. Vertuschen (Philadelphia) während der 1918 Influenza Pandemie. Quelle: https://www.biomerieuxconnection.com/2018/10/25/how-public-health-policies-saved-citizens-in-st-louis-during-the-1918-flu-pandemic/

Starker Individualismus

Amerika ist bekannt als “Land of the Free” und diese Einstellung gehört zum Selbstverständnis vieler Amerikaner.

Wenn selbst Chinas extreme Maßnahmen das Virus nicht eindämmen können — dann hat die USA keine Chance.

In westlichen Medien wird Chinas Reaktion oft schlecht geredet und das Lieblingsthema ist die anfängliche Vertuschung des Ausbruchs. Was oft übersehen wird, ist das China schon kurz danach extreme Maßnahmen ergriff und mehrere Millionenstädte in “lock-down” Modus versetzte — und das wahrend des größten jährlichen Volksfestes. Ein ähnliches Szenario ist in den USA quasi unvorstellbar und es würde wohl eher eine Revolution ausbrechen als das sich Menschen ihrer Freiheit berauben lassen. Letztendlich konnte China das Virus damit eindämmen aber auch nicht komplett kontrollieren. Anders gesagt, selbst mit extremem Maßnahmen scheint sich das Virus langsam weiterzuverbreiten —ohne solche Maßnahmen ist alles möglich.

Schlussworte

Aufgrund dieser USA spezifischen Probleme als auch aufgrund der vorhersehbaren anhalten weltweiten Probleme in der Bekämpfung des Virusausbruchs gehe ich eine Shortposition ein.

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2Stein
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