Gewaltentrennung

Karl Schönswetter
Twitter ia
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2 min readFeb 16, 2015

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Zuviel Transzendenz im Phänomen Terrorismus.

Nicht nur, weil es gerade auf Twitter einen interessanten Thread dazu gibt, möchte ich etwas auf die gehäuft auftretenden Todesfälle eingehen. Ich halte schon länger die Verkürzung bei Krimidrehbüchern für ziemlich kontraproduktiv. Jetzt wird es vermehrt in der Realität zum Thema. Am Schluss werden die Bösen sterben.

Ok. Wir werden alle sterben, aber die Bösen schon früher. In Europa gibt es nämlich keine Todesstrafe mehr und jetzt muss dafür gesorgt werden, dass es zu schneller “Gerechtigkeit” kommt, wenn es die Situation bzw. deren Schärfe verlangt. Eigentlich sollte ein Straftäter, und ja auch ein Mörder, vor Gericht gestellt werden. Im Film gibt es das schon lange nicht mehr. Z.B. im “Tatort”. Wird im Krimi ein besonders abscheuliches Verbrechen dargestellt, dann endet der Bösewicht am Ende sicher nicht hinter Gittern: Manchmal wird er gerichtet (blöder Zufall) oder er richtet sich selbst (wird dann als nicht ganz so blöder Zufall dargestellt). Im Film verstehe ich die Verkürzung ja auch aus pragmatischen Gründen. Das wäre zuviel für 90 Minuten Sendezeit. Das Einhämmern dieser Logik halte ich aber für fatal.

Noch fataler finde ich den Umstand, dass es bei Terroranschlägen so wenige gelungene Festnahmen gibt. Wieso? Ist dies technisch nicht möglich? (Dies wird gerade beim Twitter-Thread ausdiskutiert) Ich halte dies für unwahrscheinlich. Ich halte dies vielmehr für eine Frage des Willens und v.a. für eine bequeme Lösung, um die unbequeme Frage der Gerechtigkeit nicht beantworten zu müssen.

Fatal für das Selbstbild unseres Rechtsstaates, oder?

Abgesehen vom didaktischen Desaster halte ich es auch terrorbekämpfungsstrategisch für einen schlechten Schachzug. Wie ist das mit dem Typen aus Oslo, dessen Namen ich vergessen habe. Was hat die Gerichtsverhandlung bewirkt? Am Ende ist allen klar geworden, dass es sich um einen perfiden kleinen Spinner handelt. Die Tat bekam keine Chance auf Heldentum sondern hat sich selbst degradiert. Nicht nur durch den Wahnsinn an sich, sondern auch durch die Transparenz danach.

Auch den islamistischen Terroristen würde eine solche Entzauberung nicht schlecht bekommen. Rechtsstaatlichkeit wäre eine europäische Chance der Terrorismusbekämpfung ohne Heranzüchtung neuer Maulwürfe. Es wäre die Chance auf Entzauberung der dschihadistischen Helden. Ich hoffe sehr, dass sich die staatliche Gewalt ihrer Prinzipien erinnert und das Hochhalten ebendieser als Verteidigung begreift.

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Karl Schönswetter
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Working at the Ludwig Boltzmann Institute of Human Rights. Interested in #photography #hiphop #philosophy #politics #art #humanism and #you