„Advertising (Non-)Sense”: Vom Sinn und Unsinn der Werbung

Virtual Identity
UBX - Useful Brand Experiences
4 min readSep 13, 2019

UBX Konferenz 2018

Störende Video- und Filmunterbrechungen, Pop-Ups auf dem Smartphone oder eine viel zu große Masse an Newslettern — Werbung kann unglaublich nerven. Genau das ist Thema auf der UBX Konferenz 2018. Im ersten Themenblock dreht sich alles um den Sinn und Unsinn von Werbung.

Was die Evolution uns über die Werbung sagt

Ethan Decker, der Marketing-Stratege aus Colorado, meint: Werbung muss nicht zwangsläufig nerven. Auf der UBX Konferenz nimmt er die Besucher mit in die faszinierende Welt von Flora und Fauna.
Was haben Schafe und Menschen gemeinsam? Sie leben in Gruppen. Bei Tieren nennen wir es Herden, bei Menschen Gesellschaft. Deshalb nennt Decker die Menschen auch liebevoll „sheople“. Er meint, ohne Gruppenzugehörigkeit haben weder Mensch noch Tier die Möglichkeit zu Überleben. Bei Tieren sind es die Größe, Dominanz oder die Farbe, die den Status ausmachen, beim Menschen sind es Kleidung oder Beruf.

Ethan Decker zeigt, wie die Natur für sich wirbt.

Was das mit Werbung zu tun hat?

Allen voran steht die Suche nach der Antwort auf die Frage: Wie funktioniert der Mensch? „People are animals“, sagt Decker in seinem Vortrag. Er erzählt von Giftspinnen, die 70 Prozent ihres Lebens gar kein Gift in sich tragen, aufgrund ihres „Status“ aber als tödlich gelten. Tiere täuschen vor — Menschen machen das auch. Beispielsweise in der Werbung.

Auf humorvolle Art und Weise regt der Vortrag dazu an, sich mit der Sinnhaftigkeit und dem Nutzen von Werbung auseinanderzusetzen. Ethan Decker zeigt auf, was die Evolution uns lehrt: Das Wichtigste im Leben sind Informationen, die uns helfen zu überleben. Um es mit seinen Worten zu sagen: „What we need most of all is reliable information“ — und genau da sollte Werbung sinnvoll ansetzen.

Ist Werbung in der Sinnkrise?

Markus Feiks attestiert der Werbebranche ein Imageproblem.

Steckt die Werbung in der Sinnkrise? Im zweiten Teil des Vormittags-Blocks der UBX 2018 zieht der Wissenschaftler Markus Feiks die Zuhörer in seinen Bann. Er macht auf aktuelle Probleme und Herausforderungen der Werbebranche aufmerksam: Mit einem getrennten Blick zwischen Außen- und Innensicht beschreibt Feiks zum einen die Probleme der Werbung in der Gesellschaft, und zum anderen die ethischen Probleme, denen die Werbungtreibenden selbst gegenüberstehen. Sein Vortrag zeigt aber nicht nur auf, welche Konflikte es gibt, sondern auch welche Lösungen.

So viel sei gesagt: Native Advertising ist seiner Meinung nach nicht der Schlüssel. Er meint, wenn die Werbebranche an Vertrauen gewinnen will, dann muss sie mit offenen Karten spielen. „Mimesis statt Mimikry“, so beschreibt er die sinnvolle Zukunft von Werbung. Werbung sollte als Lösungsansatz für soziale Probleme genutzt werden, beispielsweise als Mittel zum Kampf gegen Rassismus. Er sagt: „Werbung braucht ein stärkeres Image.“ — und das sei durchaus machbar.

Unerwünschte Nebenwirkungen von Werbung

„Was wünscht ihr euch von der Werbebranche?“ fragt Ralf Heller (CEO Virtual Identity, links) seine Gesprächspartner. “Versuch die Leute zu begeistern mit Ehrlichkeit.” antwortet Han Langeslag. “Ich würde mir wünschen, dass Werbetreibende mehr hinterfragen wofür sie werben und wie”, meint Laura Sophie Dornheim

Zum Abschluss des Themenblocks, rund um den (Un-)Sinn von Werbung gibt es eine lebhafte Diskussion mit, man könnte schon sagen, Gegnern der Werbung. Han Langeslag, Gründer vom Online-Magazin Perspective Daily meint konstruktiver, objektiver Journalismus ist nur dann möglich, wenn Redakteure nicht ständig Angst um die Verärgerung ihrer Werbekunden haben müssen.

Auch Christian Hänggi, Präsident von IG Plakat/Raum/Gesellschaft setzt sich für eine werbefreie Welt ein. Im Gespräch erzählt er von São Paulo, einer der wenigen Städte, die seit geraumer Zeit werbefrei sind. Hier sei nun Platz für ganz andere Dinge — wie zum Beispiel wunderschöne Graffiti. „Alle mögen das“, sagt er, und bringt das Publikum zum Lachen.

Laura Sophie Dornheim, Head of Communications bei Eyeo und Dritte in der Diskussionsrunde, ist hingegen der Meinung: Ganz ohne Werbung geht auch (noch) nicht. Sie setzt sich für sinnvolles Ad Blocking ein. „Wir versuchen einen Kriterienkatalog für akzeptable Werbung zu entwickeln.“, sagt sie.

Trotz unterschiedlichen Ansätzen kommen die drei Diskussionsteilnehmer, aber auch Ethan Decker und Markus Feiks zu ein und demselben Schluss: Werbung darf nicht nerven.

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