Die Zuschauer zu Schöffen machen — eine Frage der Schuld

Darf man 164 Menschen an Bord eines Flugzeugs töten, um 70.000 in einem Fußballstadion zu retten? Diese Frage soll im Film „Terror — Ihr Urteil“ geklärt werden — und die Zuschauer müssen per Voting entscheiden.

In dem Film „Terror — Ihr Urteil“, der auf dem Theaterstück von Ferdinand von Schirach basiert, ist der Luftwaffenmajor Lars Koch wegen 164-fachen Mordes angeklagt, da er eigenmächtig eine von Terroristen entführte Passagiermaschine abgeschossen hat. Seiner Aussage zufolge wäre die Maschine sonst als Waffe missbraucht worden und in ein vollbesetztes Münchener Fußballstadion geflogen. Sein Verteidiger sieht in ihm einen Volkshelden, der Verantwortung übernommen hat. Die Staatsanwältin hingegen plädiert auf schuldig, da er sich in ihren Augen über das Gesetz gestellt und Menschenleben gegeneinander aufgewogen hat.

Die Zuschauer werden in dem Film zur Verantwortung gezogen, über die Schuld oder Nichtschuld von Lars Koch zu entscheiden. Für mich ist es ein komisches Gefühl, in dieser Rolle zu sein und ich würde die Entscheidung lieber nicht treffen — die Verantwortung also abgeben. Dennoch fühle ich mich vom ersten Moment an stark in den Film involviert und habe das Gefühl, es ist unerlässlich, dass ich konzentriert bei dem Inhalt bleibe, da meine Entscheidung etwas Wichtiges bewirken kann. Involvieren wir uns also aktiver in Geschehnisse, wenn wir ein stärkeres Verantwortungsbewusstsein verspüren? Würde es zu einer engagierteren Gesellschaft beitragen, wenn wir jedem Einzelnen mehr Verantwortung übertragen würden? Und wie kann das Verantwortungsbewusstsein von Menschen eigentlich gefördert werden? Diese und andere Fragen gehen mir durch den Kopf, welchen ich in den nächsten Wochen noch näher auf den Grund gehen möchte.

Für alle, die den Film noch nicht gesehen haben: Spoiler Alarm! Hier findet Ihr die Ergebnisse des Live-Votings der Fernsehübertragung am 17. Oktober 2018.