Innovation als Essenz & purste Form der Verantwortung

Niklas Almerood
DIE VERANTWORTLICHEN
4 min readDec 22, 2018

Wir haben es in der Hand, in welche Richtung sich die Erde drehen wird.

“Die Welt hat einen Mangel an Ideen und einen Überfluss an Funktionären.” — Sigmund Graff

Werden wir es noch erleben, dass die Menschheit in der Lage ist, ein neues Rad zu entwickeln, und wenn ja, zu welchem Preis? Der bekannte deutsche Philosoph Richard David Precht schreibt in seinem Buch “Eine Utopie für digitale Gesellschaft — Jäger, Hirten, Kritiker” folgenden Satz, der den Kern meines Gedankens vollstens unterstreicht: “..eine ernsthafte Verpflichtung zur Nachhaltigkeit und zur Schonung der natürlichen Ressourcen auch und gerade angesichts der digitalen Innovationen.”

Jeder Innovation steht eine Exnovation gegenüber, die die alte Innovation ablöst. Es entstehen hohe Kosten der Entsorgung und ein gigantischer Verbrauch an Ressourcen, die wir verantworten müssen. Schon heute wird spekuliert, dass die Bodenschätze nicht mehr ewig halten werden, dennoch schürfen wir weiter, dennoch roden wir Wälder, dennoch ist uns ein neues Smartphone wichtiger als einen Moment inne zu halten, um zu überlgen zu welchem Preis wir eigentlich dieses Zahnrad am laufen halten — und wer blutet am Ende eigentlich wirklich dafür? Sind technische Innovationen die so schön “disruptiv” sind, die Blutdiamanten unserer Generation?

Es folgt ein Auszug des Nachwortes von Precht, der mir Hoffnung schenkt, nicht in einer komplett ignoranten Gesellschaft zu leben:

In der Sahelzone wandert die Wüste täglich weiter nach Norden, der Aralsee und der Tschadsee sind nahezu verschwunden, die Pole schmelzen weiter, und der Regenwald stirbt dahin. Der Klimawandel, kaum gebremst durch die Industrieländer, macht schon bald viele Gegenden der Welt unbewohnbar. Und dass es gelingt, hier umzudenken und für viele Milliarden Menschen auf unserem Planeten gute Lebensumstände zu schaffen, ohne Gleichzeitig alle Natur, einschließlich unserer Atmosphäre, zu zerstören — dafür stehen die Chancen schlecht. Der Nährboden für den Pessimismus ist gut und reichhaltig gedüngt. Doch wenn alle Pessimisten sind, darf man sicher sein, dass tatsächlich am Ende die Dystopie steht, weil niemand sich auch nur bemüht, den Lauf der Welt zum Besseren zu wenden. Während der Optimist Mut braucht, kann es sich der Pessimist in seiner Feigheit bequem machen. Er benötigt nur genug von seinesgleichen, um sicher recht zu behalten.

Ein Optimist jedoch, dessen Erwartungen sich nicht erfüllen, hat allemal ein sinnvolleres Leben geführt als ein Pessimist, der sich bestätigt sieht.

Pessimismus ist keine Lösung.

Wir alle tragen die Verantwortung, ein Zeichen zu setzen, umzudenken und die Welt aus dem Choas zu bergen, in die sie geführt wurde, doch dafür brauchen wir einen Anteil Chaos in uns selbst.

“Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.” — Friedrich Wilhelm Nietzsche

Was treibt uns an — an was glauben wir, wenn nicht an den innerlichen Wunsch, etwas verändern zu können — uns selbst, unsere Umwelt, eine Vision, die wir auf die Welt legen, wie einen Umhang. Sind es nicht Träume, die uns an den Rand des schieren Glücks treiben, oder an den Rand des tiefen Abgrunds — nur dort beginnen wir zu verstehen, wer wir sind und was wir wollen. Ohne unser inneres Chaos, ersticken die Träume in auferlegten Paradigmen des Alltags. Unser Wunsch nach Veränderung und innovativem Verhalten werden diffus, wenn wir uns nicht selbst täglich daran erinnern. Es liegt an uns, den Wandel der Zeit anzunehmen, ihn zu durchdringen und vorallem ihn zu verändern — zum Guten. Es ist an der Zeit, den Wohnzimmerpatriotismus abzulegen, aufzustehen und endlich an seinen Träumen zu arbeiten und das täglich — das bedeutet Verantwortung — sich selbst gegenüber, seinem Umfeld und der Welt. Es müssen keine Innovationen im klassischen Sinne sein. Keiner von uns wird es wahrscheinlich schaffen, eine wirkliche Innovation zu kreieren. Dennoch wenn wir anfangen, auch nur ein klein wenig an der Zukunft und unser Vermächtnis der Erde gegenüber zu arbeiten, werden wir verstehen, was Verantwortung wirklich bedeutet. Wir haben es in der Hand — fangen wir endlich damit an, unserem Chaos Flügel zu verleihen — ist das nicht Innovation?

Innovation bedeutet die Bereitschaft zu beständiger Infragestellung und zum Experiment. Das heißt, die Forderung nach Interdisziplinarität und Kreativität ernst zu nehmen. Und es heißt auch, den Mut zu Irrtum und Irrweg zu haben, zu einer Gesellschaft des Versuchens statt des Verzagens zurückzukehren und die Innovation nicht nur den Jungen zu überlassen, sondern zu einem generationenübergreifenden Projekt zu machen — Wolf Lotter

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