Verantwortung 5.0

Niklas Almerood
DIE VERANTWORTLICHEN
4 min readDec 9, 2018

Schnell, schneller, heute — Verantwortung trifft digitalen Raum. Wie gehen wir mit ihr um, in einer Welt, die sich alle 11 Minuten neu erfindet.

Wie viel verantworten wir eigentlich wirklich? Verantwortung als digitales “Bio-Label” und Trenderscheinung der heutigen Zeit?

Versuchen wir nicht bestenfalls für unsere Ideale einzustehen, sie auszudrücken, sie zu leben?

Die zunehmende Verknüpfung der Menschen untereinander auf dem Erdball ermöglicht es, unsere Maximen und Idealvorstellungen als Verantwortung binnen von Sekunden zu erzeugen, zu teilen und zu missbrauchen. Es ist davon auszugehen, dass es mittlerweile mehr Displays in Endgeräten auf der Erde gibt, als Menschen. Geschäftsmodelle und Versprechen schießen wie Pilze aus dem Boden und finden sich im weltweiten Netz sowie unserem täglichen Leben in jeglicher Form. Wir werden täglich durch hunderte Versprechen und mit ihr Hand in Hand eingehend Verantwortungen einzelner Gruppierungen und Unternehmen konfrontiert, gar penetriert. Viele junge, digitale Unternehmen, schreiben sich vermeintlich beeindruckend klingelnde Buzzwords wie “Nachhaltigkeit”, “Umweltschonend”, “Faire Konditionen”, “Verantwortungsvoll” und hunderte Weitere auf die Fahne — es verkauft sich gut.

Paradoxum — Noch während ich hier diese Wörter aufschreibe, sitze ich bei einem Freund, der selbst ein digitales Geschäft aufgebaut hat, welches ich mit im Design unterstütz habe. Die Schuhmarke “Kūlson” , wurde in Berlin gegründet, produziert in Portugal und stiftet pro verkauftes Paar Schuhe einen Anteil an Organisationen, die für die Reinigung der Ozeane einstehen. Zudem sind sie Mitglied des Zusammenschlusses “1% For The Planet” und spenden 1 Prozent ihres Umsatzes an Umweltprojekte. Ist hier der schmale Grad zwischen Verkaufsstrategie, Gutmenschentum, Verantwortung zeigen und andere inspirieren, zu erkennen? Wie nehmen andere Menschen diese Marke und ihre getroffene Entscheidung ein Versprechen abzugeben, wahr? Selbst ich war anfangs skeptisch, als die Vision geboren wurde, ob sie wirklich dem Herzenswunsch entsprang Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen und etwas viel wichtigeres noch, seiner eigenen Verantwortung etwas abzugewinnen, was man zurückgeben kann — an die Gesellschaft, einzelnen Menschen, der Umwelt, unserer gemeinsamen Zukunft.

Befinden wir uns in einer Zeit, in der Verantwortung für Dritte als Verkaufsstrategie ausgenutzt wird? Eine Art Bio-Zertifizierung der digitalen Welt? Werden wir immer misstrauischer gegenüber guten Ansätzen und sind zu sehr auf dem Weg gefangen, dass nur Große Entscheidungsträger, große Veränderungen bewilligen kann — Nein! Wir müssen nur anfangen die richtigen Fragen zu stellen, anstelle der Suche von statischen Antworten. Vor allem an uns selbst, an bestehenden Modellen und dem Menschen neben uns. Denn der Mensch bestimmt seine Entscheidung — nicht der Computer, er kann keine Verantwortung tragen!

Computers are useless. They can only give you answers.

Pablo Picasso

Die ständige Frage Warum als Determinante unserer Verantwortung

Simon Sinek beschreibt in seiner Podiumspresentation, wie eine einfache Fragestellung, die größte Wirkung auf sie selbst und ihr Geschäft haben wird. Menschen folgen anderen Menschen, wenn sie ihrem freiwilligen Willen folgen dürfen — wenn sie inspiriert werden von anderen Menschen. Selbiges Prinzip mit den Geschäftsmodellen. Menschen kaufen das WARUM eines Unternehmens — Ihren KernIhre VisionIhre Verantwortung. Unser individuelles Warum, prägt unseren Verantwortungshorizont und unser Handeln. Es obliegt uns selbst, das Warum jeden Tag zu hinterfragen. Wofür stehen wir — bleiben wir auf dem Kurs unseres Ideals? Verantworten wir unser Ideal weiterhin, sind wir transparent oder haben wir Grund etwas zu verstecken? Die Digitalisierung ist ein dauerhafter Sprint in Richtung Ungewissheit. Täglich ändern sich die Rahmenbedingungen, die direkte Auswirkungen auf unsere Versprechen ausüben. Sich stets treu zu bleiben und seiner Verantwortung bewusst Folge zu leisten, bedeutet ständige Justierung des eigenen WARUMS — täglich.

Verantworten wir am besten, wenn wir Spaß dabei empfinden?

Erfolgreiche Eigenverantwortung öffentlich zu teilen, ob Büro oder im Netz, erfüllt uns mit Stolz und lässt unser Dopamin nur so rauschen. Übertragen auf eine Führungsperson jeglicher Art, hieße diese Verantwortung gegenüber sich selbst und seinen Mitarbeitern: Ermächtigen.

Zwar die eigenen Mitarbeiter und all jene, die mit involviert sind. Ermächtigen durch Transparenz und vor allem Wissen. Wissen was um eine Vision aufgebaut wird — die inspiriert und die Menschen an das Warum glauben lässt. Wissen, was einem ein Gefühl der Verantwortungsmöglichkeit einräumt. Je mehr ein Mitarbeiter über Wissen seines Feldes und des Unternehmens verfügt, kann er Verantwortung zielgerichtet übernehmen. Verantwortung erfolgreich übernehmen bedeutet Befriedigung und Bestätigung — Zufriedenheit.

Was wir festhalten, um es zu kontrollieren und zu beherrschen, wird niemals wachsen können. Wenn wir den Menschen Freiheit, Selbstbestimmtheit, Empowerment geben, erhalten sie und die gesamte Gesellschaft die alleinige Grundvoraussetzung für Wachstum und Gedeihen.

Nusch, Joachim

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