Martin Phox
Unchain|ed
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2 min readJul 19, 2016

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Angeblich sind sie ja legendär, die Gesprächsrunden mit Armin Wolf beim Werbeplanung.at SUMMIT. Zumindest so legendär wie das diesjährige Thema “Disrupting Austria” mit Thorsten Reiter der (ebenfalls legendären) Uni St. Gallen, den Investoren Michael Altrichter (Startup 300) und Herwig Springer (i5invest) und dem österreichischen boy genius Felix Krause (momentan Twitter). Und wer so über die österreichische Startup Szene spricht, kommt nicht umhin, auch von San Francisco & Silicon Valley zu sprechen. Die zentrale Frage dabei: was könne wir in Wien vom Silicon Valley lernen?

Es ist spannend, dass wir bei einem so zukunftsorientierten Thema so rückwärtsgewandt denken.

Das ist erst einmal ziemlich spannend. Dass wir nämlich bei einem so zukunftsorientierten Thema so rückwärtsgewandt denken. Es ist aber fast noch spannender, weil durch dieses rückwärtsgewandte, analytische dissecting die eigentliche Funktion, die Silicon Valley im Diskurs einnimmt, völlig übergangen wird. Felix Krause, dessen Toolset Fastlane von Twitter höchstpersönlich gekauft wurde, ist nicht passiert, weil er sich gefragt hat, was er vom Silicon Valley lernen kann (außer vielleicht, was ihm die MOOCs von Stanford, Harvard und MIT an Programmier-Fähigkeiten beibringen konnten). Felix Krause war deswegen so erfolgreich, weil ihn die Legenden von Twitter, Snapchat, Microsoft, Dropbox,… begeistert und inspiriert haben, alles zu geben, weiter zu machen, wo andere aufgehört hätten, mehr Fehler zu machen, und mehr zu lernen als seine Klassenkollegen. Es ist jenseits aller strukturellen und ‘volkspsychologischen’ Analysen jenes Aktivierungspotential seiner Geschichten, das Silicon Valley international so erfolgreich macht.

Silicon Valley ist ein Kollektivsingular für die Zukunftsvisions-Geschichten, die sich Startup Gründer über sich selbst erzählen.

Silicon Valley ist ein Kollektivsingular für die Zukunftsvisions-Geschichten, die sich Startup Gründer über sich selbst erzählen, Geschichten die sagen ‘Die haben es geschafft, warum nicht ich?’ Darum ist die Frage nicht, was Wien lernen kann, und inwieweit Wien sich selbst treu bleiben oder sich als New Francisco neu erfinden muss. Die Frage ist nicht, wie weit wir die Lohnnebenkosten senken sollen. Die Frage, der sich österreichische Politiker, Angels, Uni Professoren, Lehrer, Tech Journalisten stellen sollten ist: Wie können wir Silicon Valley als aktivierende Visionsgeschichte instrumentalisieren, um aus den Wiener Eigenheiten heraus unsere eigene Startup Kultur zu schaffen. Startup Pakete werden Österreich nicht ‘disrupten’. Junge, inspirierte Menschen wie Felix Krause werden das.

Dieser Artikel erschien als Gastkommentar auf werbeplanung.at

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