Der verzweifelte Rechthaber-Dialog der GEMA auf Twitter
Wie man einen Shitstorm durch falsche Kommunikation produziert und wie man es verhindern könnte
Sowas gibt’s nicht alle Tage: Die GEMA schreibt jetzt auf Twitter unter @GEMAdialog viele Twitterer an, die sich zum Thema GEMA (Reim- und Wortspiel nicht beabsichtigt) äußern. So auch mich. Ich hab mich wieder mal über gesperrte Videos auf YouTube geärgert und das getwittert.
Dann stieg ein eifriges Antwortbienchen in den nie gewünschten Dialog ein. Beherzt und mit einer großen Fähigkeit, meine Hintergründe und Absichten vorherzusehen.
Und weil Ich Zeit hatte, hab ich ein paar Mal zurück geschrieben & mir das Spektakel angesehen.
An dieser Stelle ging mir die Zeit aus. Durch einen Freund, der einige Zeit aktiv im Verein der GEMA war, hatte Ich hier schon mal Insider-Einblicke erhalten und Ich musste nur noch hämisch grinsen.
Der Punkt.
Ein Argumentkampf trifft auf ein Emotionsgewitter. Das kann nicht gut enden, weil immer mindestens Einer das Gefühl hat, er verliert. Man mag von fernöstlichem “Gesicht bewahren” halten was man will, aber hier sollte das durchaus Anwendung finden. Denn zwar Recht zu haben, aber unsympathisch ‘rüber zu kommen, ist kein Gewinn, wenn wir von Image und Öffentlichkeitsarbeit sprechen.
Ich war mehre Male drauf und dran zu schreiben, dass Ich der privaten Meinung bin, dass das Geschäftsmodell der GEMA mittelalterliche Wegelagerei und Erpressung ist. Dass Ich finde, dass der Verein für diese Art ihre internen Struktur-und Wichtigkeits-Probleme auf dem Rücken der Bevölkerung auszutragen, in der Hölle schmoren soll. Und so anderes emotionales Zeug, das Ich mir dann gespart habe zu twittern. Man ist ja Profi ;-)
Auch andere haben mit @GEMAdialog konversiert.
Kollege Guhl ist hier besonders zu beglückwünschen, weil er es so wunderbar auf den Punkt brachte und das rethorische Argument auch “gewann”.
Auch Andere waren massiv genervt:
Und manche wurden wunderbar ironisch, wie Kaddi alias @coldmirror
Die Meisten scheinen es aber zu ignorieren.
Was ist mein Problem?
Das Thema dahingestellt, nervt mich so verzweifelte Dialogkommunikation. Sie stiehlt mir die Zeit als unfreiwilligem Teilnehmer. Das ist wie die Omi in der Bahn, das dann eifrig von damals erzählt und man hört entweder aus Freundlichkeit zu, oder dreht die Musik so laut, dass man das Geschwafel nicht mehr hören kann.
So eine Verzweiflungskommunikation macht mir den Kanal Twitter madig. Sie versucht mich mit aller Macht von einer Sache zu überzeugen, die Ich nicht gut finde. Da ist es mir egal, ob es eine Partei, ein Verein wie die GEMA oder die Zeugen Jehovas sind. Argumente funktionieren bei emotionalen Meinung bei mir nicht. Vielleicht ja bei anderen. (Schreibt mir gerne dazu: @spot23net)
Ich würde fast behaupten, ein Shitstorm wird provoziert. Denn Ich bin mir sicher, ich bin nicht die einzige, der das sauer aufstößt. Ich möchte gerne wissen, wie viele Menschen sich so haben “umdrehen” lassen und wievielen es einfach nur die Meinung bestätigt, dass das nervt, was und, viel schlimmer ist, WIE die es GEMA tut. Vielleicht ist es auch nur ein cleveres weiterführen einer Strategie, die sich mir entzieht. Quasi eine Geheimpositionierung: “Wir wollen unsere Argumente so lange allen auf die Köpfe hauen, bis alle sich unserer Meinung anschließen und aus diesem schändlichen Internet austreten.” Das war jetzt polemisch. Entschuldigung.
Wie kann man es lösen?
Die Idee vom Kollegen Schnapper klingt auf den ersten Blick patent, löst aber nicht das Problem, sondern den Verursacher und ist voller Emotionen:
Die beste Art des möglichen Erfolgs.
Mein Vorschlag wäre es, wohl ungefragt in die Konversation einzusteigen, aber weniger aggressiv auf dem “wir haben aber Recht” Standpunkt zu beharren. Es quasi mehr als sachliche Info am Rande zu gestalten, und weniger als Kreuzzug. Damit das Gegenüber nicht rhetorisch anzugreifen und herabzusetzen, sondern mehr auf Augenhöhe zu kommunizieren. Also nicht: “Wir sperren nicht!” posten, sondern eher: “Hey Twitterer, du weißt sicher, dass wir nicht sperren, sondern YouTube. Alle anderen Plattformen bekommen es nämlich hin, nur die nicht weil [Link zum Sachverhalt hier einfügen].”
Hierzu gleich mal ein Buchtipp:
Karsten Edelburg — How to play the Game
Zudem würde ich natürlich empfehlen, die Twitterati dann nicht stundenlang “auf dem Kieker” zu haben und Sie somit anzuregen sich im privaten Umfeld nochmal richtig aufzuregen. Nicht nur über die Sperrung des Videos, sondern über eine Twitter-Mannschaft, die wie scharfgemachte Hunde, alles anbellt, was vorbeikommt.
Ich möchte noch kurz klarstellen, dass Ich meine Meinung zum Thema GEMA komplett trenne, von der kommunikationssachlichen Strategie, die meiner Meinung nach einen kleinen, aber feinen Frontenkampf alias Shitstorm produzieren wird. Ich musste es einfach mal schreiben, weil sonst manche noch denken, es sei üblich, sich so zu verhalten. Ist es nicht.
Eure
Sandra Staub