Bollywood in Bonn

Sandra Staub
Unterwegs durch die Welt
5 min readAug 29, 2014

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Von Zeit zu Zeit komme ich in Städte, in denen ich nicht bei Freunden über Nacht bleiben kann. Dann muss ich mir was überlegen. Und weil ja jeder einfach in einem Hotel übernachten kann, und mir das zu wenig Herausforderung ist, habe ich mir in Bonn etwas anderes gesucht: Einen Airstream. Das ist ein amerikanischer Wohnwagen, in dem entweder Filmstars sich für Ihre Monologe vorbereiten, Urlauber quer durch’s Land fahren oder wahlweise ganze Familien wohnen. Hier ist mein Bericht von Bollywood aus Bonn für Euch.

Ich war dieses Jahr für drei Tage auf einer Messe in Bonn und habe mir auf dem Gelände des Basecamp einen Airstream im Bollywood-Style gemietet.

Es war die pure Lotterie, die mir den Bollywood-Airstream vor der Halle zukommen ließ. Normalerweise schlafen in diesem Gefährt bis zu 6 Personen. Die Schlafkabine bietet zwei Einzelbetten, die Couch wird zum Bett für Zwei und auch die Sitzecke lässt sich in zwei Schlafplätze verwandeln. Dazwischen ist fast alles genauso, wie man es sich vorstellt: Voll mit indischen Mustern, Postkarten vom Dalai Lama, witzigen Sitzdeckchen, kitschiger Beleuchtung und natürlich Panésamtüberzügen. Ich hatte den Bollywood-Airstream zwei Nächte für mich allein und konnte so testen, wie sich das Lebensgefühl verändert.

Ab €54 pro Nacht kann man in einem außergewöhnlichen Wohnwagen übernachten.
So ein Airstream ist groß genug für bis zu 6 Personen. Ich hatte ihn für mich allein.

Gnadenhof für Wohnwagen.

Das Basecamp in Bonn ist so eine Art Gnadenhof für alte Wohnwagen und sogar einen Schlafwaggon der Bahn. Jede Schlafgelegenheit hat einen eigenen Namen bekommen, wurde aufs Feinste gestylt und auf die Homepage gestellt. So wie eben mein Bollywood-Airstream nach Indien aussah, tragen andere Geweihe, Blüten oder britische Stoffe. Fast alle sind in einer kuscheligen Halle untergebracht, sodass auch kuriose Kleingärten mit Liegestühlen und Ohrensesseln vor jedem Wohnwagen dazu gehören. Die zwei Airstreams vor der Halle — einer davon ist mein Bollywood — haben innen mehr Platz und sind dafür bei allen Außenevents in der 1. Reihe am Start.

Das Frühstück wird auf der Gallerie gereicht von der man über alle Wohnwagen in der Halle blicken kann. Fantastisch!
Man beachte: Nichts ist zufällig an seinem Ort. Jedes Detail ist verspielt und wurde nochmal extra gestylt.

Waschen ausgelagert.

Bei all der vielen Liebe haben die Betreiber aber eines sehr gut verstanden: Alte Wohnwagen haben allesamt ein Problem mit den Waschmöglichkeiten. Daher wurden die konsequent verschlossen — beim Bollywood verklebt — und der Waschdang der Menschen wird in Sanitärzellen in der Halle gestillt. Damen und Herren getrennt. Kinder überall. Damit ist das Camping-Feeling wieder zurück im Wohnwagen-Schlaflager. Zudem gibt es eine Galerie, auf der es das Frühstück gibt und die dabei die Halle überblickt. Zudem verstecken sich überall lustige Details: Eine Bibliothek ist etwa in einer alten Telefonzelle versteckt.

Das Basecamp überrascht mit jedem Blick. Die Telefonzelle ist eine Bibliothek und sogar am Klo gibt es Deko.
Die Waschmöglichkeiten präsentieren sich im modernen Camping-Style und auch die Lounge macht mit beim unkonventionellen Look.

Arbeiten im Bollywood.

Da ich ja nicht zum Urlauben da war, sondern, weil eine Messe keine 10min entfernt stattfand, war ich ganz glücklich mit meinem Airstream draußen vor der Halle. Ich konnte abends entspannt picknicken und dann noch online arbeiten, meine Unterlagen durchgehen und auch skypen. Ich störte ja nur noch die Draußensitzer, die sich noch ein Abendbierchen schmecken ließen. Ab 22.00h waren aber alle in den Betten und es war still. Wäre da nicht die Bahn, die nur 60m entfernt fährt und hätte es nicht einen massiven Regenschauer gegeben. Letzterer klopfte ganz schon laut an das Blechdach und ich weiß jetzt auch, warum die zwei Airstreams draußen fast immer frei sind :-) In der Halle hat man wohl weder die Bahn noch den Regenschauer gehört, so erzählten mir einige am nächsten Tag beim Picknick auf einem der Lounge-Stühle draußen.

Entertainment mit Events.

Als ich dort war, gab es zudem ein mehrtägiges Vespa-Event, das ich natürlich direkt mitbekam. Mehrere Vespa-Clubs aus ganz Deutschland waren gekommen, um Hindernisparcours zu fahren, über Auspuffe und Polituren zu fachsimpeln und dabei natürlich Ihre tollen Vespas für Fotomotive zu platzieren.

Fazit.

Alles in allem ein sehr witziger Aufenthalt, bei dem ich wieder mal bemerkt habe, dass es eigentlich ganz wenig braucht, um sich an einem Ort Zuhause zu fühlen. Es hat nichts damit zu tun, ob das Badezimmer einen Fön hat, oder ob die WC-Fliesen neu sind. Es hat damit zu tun, dass man im Basecamp genauso ausgefallen wohnen kann, wie selbst ist.

Schnellbewertung

Für wen es passt: Individualisten mit eigenem Programm
Schlafen & Wohnen: Originell bis schräg.
Waschen & Wellness: Camping-Style Frühstück: Ja, gibt es :-) Lage & Anbindung: Nicht im Zentrum, aber nahe an UN-Campus und PostTower.

Fotos & Text: Sandra Staub

100% redaktionell-Info:
Ich habe meine Übernachtungs-Rechnung als ganz normaler Gast bezahlt und bekomme nichts für diesen Artikel außer Eure Aufmerksamkeit.

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Sandra Staub
Unterwegs durch die Welt

💻 Ex-Journalistin, Bloggerin, Autorin 👩‍💻 Social Media Contents & Funnel Marketing 🤓