3500 Polizisten, 150 Waldbesetzer: Der harte Kampf um den Hambacher Forst

Eva Tepest
upday DE
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3 min readSep 14, 2018
Ein Aktivist auf einer Hängebrücke im Hambacher Forst. Foto: Christophe Gateau/dpa

Im Hambacher Forst leben etwa 150 Umweltaktivisten in Baumhäusern, um die Rodung eines Waldstückes zu verhindern, das so groß ist wie 280 Fußballfelder. Es handelt sich um den letzten Teils eines Areals, das der Konzern RWE zur Braunkohlegewinnung rodet.

Es ist einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte Nordrhein-Westfalens: Am Donnerstag begannen 3500 Polizisten mit der Räumung des Protestlagers im Hambacher Forst. RWE hat die Erlaubnis, das Waldstück zur Braunkohlegewinnung zu roden. 150 Besetzer in Baumhäusern, unterstützt durch weitere Hunderte Umweltaktivisten, wollen das verhindern. Der Nachrichtenpodcast der “Süddeutschen Zeitung” mit einer Momentaufnahme vom Kampf um den “Hambi” — und einer Prognose darüber, wie es nun weitergeht im Westen NRWs.

Die Räumung geht nur langsam voran. Denn die Umweltaktivisten sind nicht zum Nachgeben bereit: Für sie ist das seit 12.000 Jahre bewaldete Gebiet zwischen Aachen und Köln ein Symbol für ihren Kampf gegen die Braunkohleindustrie — und damit den Klimawandel.

Auch dafür, dass der Rechtsstaat bei der Räumung mit aller Gewalt durchzugreifen scheint, mutet manchem im Licht der jüngsten Diskussionen um mangelnde Polizeipräsenz seltsam an.

Ihren Unmut bringen die Aktivisten deutlich zum Ausdruck: Etwa, indem einige von ihnen Sicherheitsbeamte, die seit Anfang September mit einem Großaufgebot vor Ort sind, mit Urin bespritzen. Andere besetzten am Freitag die NRW-Landesvertretung in Berlin. Dafür fährt die Polizei Wasserwerfer und Räumpanzer auf.

Beim Kampf um den Hambacher Forst geht es um mehr als nur um ein Waldstück. An ihm entzündet sich vielmehr das politische Gerangel um den Braunkohleausstieg. Über den soll eigentlich die im Juni eingesetzte Braunkohlemission entscheiden. Doch der droht schon jetzt die Spaltung, schreibt Friedel Taube in “Deutsche Welle”:

28 Mitglieder hat die Kommission — unter anderem aus Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden. Verschiedenste Interessen sollten an einen Tisch gebracht werden. Jetzt sorgt genau diese Heterogenität für Probleme.

Welche Bedeutung hat der Hambacher Forst aber abgesehen von symbolisch aufgeladenen Kämpfen? “WDR 5 Quarks” hat recherchiert, wie schützenswert der Hambacher Forst ist. Und kommt zu dem Ergebnis: Ökologisch wertvoll ist der Forst durchaus — nicht zuletzt, da er ein besonders alter Buchenmischwald ist. Doch eine jüngere, nicht interessengeleitete Bestandsaufnahme der dort ansässigen Tiere, Pflanzen und Pilze fehlt — wohl auch, da der Wald RWE bzw. dem Vorgängerkonzern Rheinbau AG schon so lange gehört, dass auch Umweltschützer ihn lange Zeit abgeschrieben hatten.

Abgeschrieben hatte den Wald auch die rot-grüne Vorgängerregierung in NRW. Zumindest ebnete sie in einer Leitentscheidung 2016 den Weg für die vollständige Rodung. Inzwischen in der Opposition angelangt, hat sich die Haltung der Grünen gewendet.

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Eva Tepest
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Mobile Editor bei Upday Deutschland, evatepest.de, Twitter @EvaTepest