Champions League: Ein kommerzieller Schritt zu viel?

Hans Evert
upday DE
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3 min readSep 18, 2018

Anstoß um 20.45 Uhr? Vorbei. Genauso wie Live-Spiele im Free-TV. Viele Begegnungen der Champions League überträgt ein Streamingdienst mit unaussprechlichem Namen. Wurde die Kommerzialisierung des Fußballs überdreht?

Der Champions-League-Pokal vor dem Finale 2018 in Kiew. Foto: Ina Fassbender/dpa

Die Erfindung der Champions League ist ein Segen für Fußballfans. Seit 1992 messen sich die besten Vereinsmannschaften in Gruppen- und K.O.-Spielen. Nirgends ist Fußball rasanter, das Niveau der Kicker höher.

Änderungen des Modus und der Art der Übertragung gab es seit der Gründung immer wieder. Und das viele Geld ist per se kein Problem, ermöglicht es doch eben auch atemberaubenden Sport.

Aber ging die Uefa in dieser Saison, die mit den Gruppenspielen am Dienstag startet, einen Schritt zu weit?

In Deutschland — immerhin der größte TV-Markt Europas —wird kein Spiel im frei empfangbaren TV zu sehen sein (Ausnahme: das Finale, wenn ein deutscher Klub spielt). Auch die Anstoßzeiten haben sich geändert. Das vertraute 20.45 Uhr gibt es zunächst nicht mehr. Wann lief der FC Barcelona zuletzt 18:55 Uhr auf? Kicker wie Fans werden sich daran gewöhnen müssen. “n-tv” mit den wichtigsten Änderungen.

Wer Champions League und Bundesliga live sehen will, benötigt seit dieser Saison drei Abos. Eurosport, DAZN und Sky teilen sich die Übertragungen. Wer welche Spiele aus welcher Liga an welchem Tag überträgt, ist nicht ganz einfach. Die “Hersfelder Zeitung” erklärt — und nennt auch den (ziemlich hohen) Preis dafür.

In der vertrauten Sportübertragungs-TV-Welt gibt es einen neuen Namen: Dazn (hier wird erläutert, wie man das richtig ausspricht). Schon vergangene Saison hatte der Streamingdienst Rechte an der Bundesliga. Jetzt mischen die Briten erstmals in der Champions League mit. Aber woher hat Dazn, das erst 2016 gegründet wurde, das viele Geld, um Übertragungsrechte zu kaufen? Hinter dem Unternehmen steht ein schwerreicher Russe.

Warum zeigen ARD und ZDF eigentlich keine Zusammenfassung der Champions-League-Spiele, fragt Oliver Fritsch auf “Zeit Online”. Das Recht dazu hätten die öffentlich-rechtlichen Sender nämlich. Er glaubt zudem, dass die Uefa gleich in mehrfacher Hinsicht einen Fehler begeht, in dem keine Spiele mehr im Free-TV gezeigt werden.

Champions League mag sogar ein irreführender Begriff sein. Unter jenen 32 Teams, die in dieser Woche ihre ersten Spiele austragen, ragen eine Handvoll heraus, die wohl den Titel unter sich ausmachen werden. Martin Schneider schreibt auf “Süddeutsche.de”:

“Denn die Champions League ist schon lange das geworden, wovor Skeptiker bei ihrer Einführung warnten: eine europäische Super-Liga für die Reichen und noch Reicheren.”

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Hans Evert
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