Frankreich: Die puren Fakten zur Wahl zwischen Macron und Le Pen

The upday team
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4 min readMay 5, 2017

Am Sonntag, den 7. Mai, wählen die Franzosen ihren Präsidenten. Es ist vor allem die Wahl für oder gegen Europa. upday verschafft euch hier einen Überblick, der die reinen Fakten und die Einordnung voneinander trennt.

Frankreich hat die Wahl: Für bessere Integration in die EU (Macron, l.) oder für eine Abschottung des Landes (Le Pen, r.)

DIE ERSTE RUNDE: Emmanuel Macron erhielt im ersten Wahlgang am 23. April 23,9 Prozent der Stimmen und erzielte damit das beste Ergebnis aller elf Kandidaten. Marine Le Pen zog als Zweitplatzierte mit 21,4 Prozent in die Stichwahl ein. Gut 47 Millionen Franzosen waren wahlberechtigt, 78 Prozent von ihnen nahmen an der Abstimmung teil.

WER STEHT WOFÜR? Emmanuel Macron ist als ehemaliger Investmentbanker und Wirtschaftsminister ein Befürworter der Europäischen Union als Wirtschafts- und Währungsraum. Er will den Freihandel ausbauen, aber auch die französischen Arbeiter schützen. Mit diesem sozial-liberalen Kurs kann er bei einer breiten Wählerschaft punkten.

Marine Le Pen ist europakritisch, sie will im Falle ihres Wahlsiegs ein Referendum über einen Verbleib Frankreichs in der EU durchführen. Im Falle eines solchen “Frexits” plant Le Pen, den Franc wieder einzuführen. Zudem setzt sie sich für eine starke Begrenzung der Einwanderung und für Protektionismus der heimischen Wirtschaft ein.

WER WÄHLTE WIE? Macron konnte vor allem die Wähler in den Großstädten wie Paris überzeugen, Le Pen punktete in der Provinz. Vergleicht man die Altersgruppen, fällt auf: Macron war bei den über 60-Jährigen erfolgreicher als Le Pen. Die 35–59-Jährigen stimmten hingegen häufiger für die Front-National-Chefin.

Franzosen mit höheren Bildungsabschlüssen neigen mehrheitlich zu Macron. Und je höher das Einkommen, um so häufiger das Kreuz auf dem Stimmzettel für Macron. Der Blick auf die Religionszugehörigkeit zeigt jedoch: Nahezu jeder zweite Katholik würde lieber Le Pen als Macron wählen.

WIE WÜRDEN WIR WÄHLEN? Stünden die beiden Kandidaten in Deutschland zur Wahl, würden 73 Prozent dem parteiunabhängigen Kandidaten Macron ihre Stimme geben. Rund 20 Prozent würden für Le Pen stimmen. Im Osten kommt Le Pen dennoch deutlich besser an als im Westen:

DAS TV-DUELL: Kurz vor der Wahl lieferten sich die beiden Kandidaten ein hart umkämpftes und wenig sachliches Duell im französischen Fernsehen. Beide schlugen unter die Gürtellinie — Le Pen beispielsweise warf Macron vor, ein Offshore-Konto auf den Bahamas zu haben. Macron stellte daraufhin Anzeige gegen Unbekannt wegen Verleumdung.

CHANCEN FÜR DIE STICHWAHL: Am 7. Mai treten die beiden Kandidaten im großen Finale gegeneinander an. Die aktuellste Umfrage am letzten Tag des Wahlkampfes (Stand: Freitag, 5. Mai) sagt einen Sieg Macrons voraus. Demnach wollen 61,5 Prozent für ihn stimmen, 38,5 Prozent für Le Pen.

DIE BEWERTUNG: Alle großen Nachrichtenseiten in Deutschland sowie die meisten Politiker favorisieren Emmanuel Macron. Sie betonen vor allem den proeuropäischen Fokus seines Wahlkampfes und kritisieren Le Pens Migrationspolitik.

Die “Süddeutsche Zeitung” ist sich sicher, dass Emmanuel Macron das Rennen macht. Doch der Sieg könnte deutlich knapper ausfallen als erwartet — und die Probleme des Landes werden nach der Wahl nicht verschwunden sein:

In einem Interview mit dem “Deutschlandfunk” spricht der EU-Parlamentarier Joseph Daul über ein gespaltenes Frankreich vor der Wahl. Doch trotz Missständen wie hoher Arbeitslosigkeit und großer EU-Skepsis glaubt auch er nicht, dass Marine Le Pen die Wahl gewinnen kann.

Die Kommentatoren des “Spiegel” ziehen Parallelen zwischen Macron und Hillary Clinton: Beide seien Angehörige einer Finanz-Elite mit einem sehr allgemeinen Wahlprogramm und womöglich Abhängigkeiten innerhalb des Establishments. Könnte das Macron vielleicht doch noch den Sieg kosten?

Unklar ist auch, wie viele Linkswähler sich mit dem Neoliberalen Macron anfreunden können. Die “Taz” kommentiert, wie gefährlich es werden könnte, wenn sie aus Protest nicht zur Wahl gehen.

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