Katastrophe von Genua: Keiner will verantwortlich sein

Verena Zistler
upday DE
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2 min readAug 15, 2018

Einen Tag nach dem Brückeneinsturz in Genua sind Rettungskräfte immer noch auf der Suche nach Überlebenden. Mindestens 42 Todesopfer sind zu beklagen. Bei der Suche nach Verantwortlichen für die Tragödie hat ein unwürdiges Spiel begonnen.

Ein Lkw steht eingestürzten Autobahnbrücke Morandi in Genua vor dem Abgrund. Foto: Luca Zennaro/ANSA/AP/dpa

Die Ursache ist noch ungeklärt. Gutachter und Statiker konnten sich noch kein Bild machen, um die Rettungseinsätze nicht zu behindern. Konsequenzen werden aber schon lautstark gefordert. Wenige Stunden nach dem Unglück nahm Italiens Innenminister Matteo Salvini indirekt die EU in die Pflicht. Budgetbegrenzungen wegen ausländischer Verpflichtungen gefährdeten die “Sicherheit der Italiener”, so der Politiker der rechtspopulistische Lega Nord. Verkehrsminister Danilo Toninelli von der Fünf-Sterne-Bewegung sieht indes die Schuld beim Brücken-Betreiber. Diese wehren sich gegen den Vorwurf.

Rettungskräfte arbeiten in den Trümmern der eingestürzten Autobahnbrücke Morandi. Foto: Luca Zennaro/ANSA/AP/dpa

Dabei lässt vor allem Toninelli außer Acht, dass er selbst noch vor 14 Tagen die geplante Entlastungsstrecke in Genua in Frage gestellt hat. Der Verkehrsminister wollte die Kosten-Nutzen-Rechnung einer Umgehung lieber erneut prüfen lassen.

Betroffene machen Italiens Politik verantwortlich. Fernando Passeris Haus steht nahe der eingestürzten Brücke. Wann er es wieder betreten darf, weiß er nicht — genau wie 631 andere Genovesen. “Es ändert sich nie etwas in diesem Land”, ärgert er sich Passeri. Er fühlt sich von Italiens Politik im Stich gelassen.

Blitzeinschlag, Konstruktionsfehler, Materialermüdung — über die Ursache des Einsturzes wird viel spekuliert. Anwohner berichten, die Brücke habe unter starkem Verkehr schon lange gewackelt. Ein Experte und Professor der Universität Genua bestätigt: “Es war eine Brücke, die ständig repariert werden musste.”

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