Münster — die Amokfahrt schockiert Deutschland

Stefan Homann
upday DE
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3 min readApr 8, 2018

Um 15.27 Uhr am Samstag steuert der Mann seinen silbergrauen Campingbus in Münster in eine Menge. Die Tat vor dem Restaurant „Großer Kiepenkerl“ dauert nur Augenblicke. Sie kostet zwei Menschen das Leben, lässt 20 weitere verletzt und ein ganzes Land fassungslos zurück. upday mit dem Wichtigsten zu Münster und den Folgen.

Kerzen, Blumen, viele Tränen: Münster trauert um zwei Menschen und hofft für mehrere Opfer, die noch immer in Lebensgefahr schweben. Foto: Marius Becker/dpa

DIE TAT

Es passiert in der Altstadt von Münster (Nordrhein-Westfalen). Passanten bummeln, sitzen in der Sonne in Straßencafés. Da steuert der mutmaßliche Täter Jens R. (48) seinen Campingbus in die Menge. Zeugen berichten von einem dumpfen Aufprall. Es sind Schreie zu hören, Menschen fliehen in Panik. Jens R. erschießt sich selbst. Was bisher über die Amokfahrt bekannt ist:

DIE OPFER

Eine 51-Jährige aus Lüneburg (Niedersachsen) und ein 65-Jähriger aus dem Kreis Borken (NRW) sterben. Mehrere Schwerverletzte schweben trotz Notoperationen noch in Lebensgefahr. 250 Ärzte und Pfleger waren sofort nach dem Vorfall in den Einsatz gerufen worden.

WAS TRIEB JENS R. AN?

Aus dem Campingbus ragten Drähte, drinnen wurden später Polenböller gefunden sowie in der Wohnung des mutmaßlichen Täters eine funktionsuntüchtig gemachte Kalaschnikow. Am Sonntagmittag ist die Polizei sicher: Jens R. handelte allein. Einen politischen Hintergrund der Tat schließt sie inzwischen aus, auch wenn das genaue Motiv weiter unklar ist. Jens R. war wegen kleinerer Delikte polizeibekannt. Er soll psychisch auffällig gewesen sein und Bekannten in einer E-Mail einen Selbstmord angedeutet haben.

DIE REAKTIONEN

Die Tat von Münster hat Trauer und Entsetzen ausgelöst — und das weltweit. Beileidsbekundungen kamen auch von US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsident Wladimir Putin.

“Angesichts der schrecklichen Geschehnisse in Münster bin ich zutiefst erschüttert. Es wird jetzt alles Denkbare zur Aufklärung der Tat und zur Unterstützung der Opfer und ihrer Angehörigen getan. Allen Einsatzkräften vor Ort gilt mein Dank.” Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

„Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei den Opfern und den Angehörigen — mein tiefes Mitgefühl gilt allen, die einen geliebten Menschen verloren haben und in tiefer Sorge sind.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Die Menschen in Münster sind fassungslos, zeigen aber auch viel Solidarität. Die “Westfälischen Nachrichten” haben die Reaktionen direkt nach der Tat eingefangen:

Mit diesem Campingbus wurde die Tat verübt. Foto: David Young/dpa

DIE FOTOS

Es ist ein friedlicher Samstag, als die Tat geschieht, der erste richtig Frühlingstag in Münster. Das zeigen die Fotos aus der Altstadt — aber auch die Verwüstung, die der Campingbus hinterließ, und das Entsetzen und die Trauer der Menschen danach.

DIE TRAUER

Am Tag nach der Attacke findet ein Gottesdienst statt. Innenminister Horst Seehofer (CSU) und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kommen zum Tatort. In den Sozialen Netzwerken verabreden sich die Münsteraner spontan zu Trauerkundgebungen.

HÄTTEN POLLER ETWAS GEBRACHT?

2017 beschloss Münster, zahlreiche Plätze der Stadt mit Pollern zu schützen — unter dem Eindruck der Anschläge von Nizza und dem Berliner Breitscheidplatz. Geschehen ist noch nichts. Allerdings: Gegen die Attacke vom Samstag hätten die geplanten Poller wohl auch nichts genützt.

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