Nach dem Gipfel: Ist Trump reif für den Friedensnobelpreis?

Verena Zistler
upday DE
Published in
3 min readJun 12, 2018
Foto: SAUL LOEB/AFP/Getty Images

Sie nannten einander “wahnsinnig”, “verrückt”, “Raketenmann” und “armes Hündchen” — die Welt wähnte sich häufiger kurz vor dem Atomkrieg. Nun trafen sich US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un erstmals persönlich. Nur wenige Stunden später trat Trump vor die Weltpresse — sprach von einer “Botschaft der Hoffnung und des Friedens”. Hat Trump wirklich einen jahrzehntealten Konflikt beendet?

Trump hat bereits nach dem ersten Austausch mit Kim eine “Vision des Friedens”. Und tatsächlich muss man ihm zu Gute halten, dass er der erste US-Präsident ist, der sich mit einem nordkoreanischen Diktator traf und ein Abkommen unterzeichnete. Kann Trump auf den Friedensnobelpreis hoffen? Immerhin ist der Korea-Konflikt ein ähnlich alter Unruheherd wie der Zwist zwischen Israel und den Palästinensern.

Ein Moment für die Geschichte ist in jedem Fall dieser Handschlag:

Was erzählt uns dieser symbolische Akt? Eine Expertin für Körpersprache hat das persönliche Aufeinandertreffen von Kim und Trump analysiert. Nordkoreas Dikator wirke verunsichert, Trump trete als Dominator auf, sagt sie.

Doch wie konkret sind die vier gemeinsam gesteckten Ziele? Die Antwort ist einfach: Vieles ist noch offen. Trump und Kim vereinbarten, den Friedensprozess voranzutreiben — ohne einen genauen Zeitraum zu nennen. Auf der Pressekonferenz sagte Trump, er werde Nordkorea eine Sicherheitsgarantie geben. Zudem will er gemeinsame militärische Manöver mit Südkorea beenden. Die US-Sanktionben bleiben aber vorerst in Kraft. US-Außenminister Mike Pompeo soll nun schnellstmöglich mit der nordkoreanischen Führung Details der Vereinbarung aushandeln.

Auf “n-tv” weist Jan Gänger daraufhin, dass Nordkorea schon häufiger atomare Abrüstung versprochen habe. Und dann gibt es womöglich eine Begriffsverwirrung um die viel beschworene Denuklearisierung. Denn Kim und Trump verstünden darunter etwas komplett unterschiedliches.

Wer ist nun der Gewinner dieses Gipfels? Trump kann sein Image um den Eindruck des Weltfriedensbotschafters ergänzen, Kim rückt der westlichen Welt mit dem Handschlag ein bisschen näher. “Sehen wir freundlich, attraktiv und dünn aus?”, fragte Trump beim gemeinsamen Posieren mit Kim die Fotografen. Ja, die Show war perfekt. So zeigt es auch der Video-Zusammenschnitt, den das Weiße Haus auf Trumps Twitter-Account bereitstellt.

Die vollmundig angepriesene “Botschaft des Friedens” ist allerdings nur ein Versprechen, das jederzeit gebrochen werden kann — wie die “FAZ” analysiert.

Eine ganz offensichtliche Frage behandelt Silke Wichert auf “Süddeutsche.de”: Was hat es eigentlich mit Kims Anzug auf sich? “Dass sein Erscheinungsbild dadurch extrem antiquiert daher kommt — geschenkt”, schreibt sie. Schließlich erfülle der Mao-Anzug einen ganz bestimmten Zweck.

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