Peggy K.: Ein rätselhafter Fall vor der Aufklärung?

Thomas Kieschnick
upday DE
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3 min readSep 21, 2018

Kaum ein Kriminalfall hat Deutschland in den letzten Jahren mehr bewegt, als das Schicksal von Peggy K. aus dem bayerischen Lichtenberg. Nach dem Geständnis eines Verdächtigen am Freitag steht der Tötungsdelikt wohl kurz vor der Aufklärung. Von 2004 bis 2014 saß ein Mann für das Verbrechen bereits im Gefängnis — unschuldig, wie sich später herausstellte. Der Fall wurde auch mit den NSU-Morden in Verbindung gebracht.

Ein Bild der getöteten Peggy K. auf ihrem Grabstein. Foto: JENS-ULRICH KOCH/AFP/Getty Images

17 Jahren nach dem Verschwinden von Peggy K. gibt es ein Geständnis: Manuel S. gab im Polizeiverhör an, die Leiche der damals 9-Jährigen von einem Bekannten übernommen und in einem Waldstück in Thüringen versteckt zu haben. Getötet haben will er das Mädchen allerdings nicht. Ist Peggys Mörder also noch immer auf freiem Fuß?

Peggy K. verschwand am 7. Mai 2001 - nur wenige Meter entfernt von ihrem Wohnhaus im bayerischen Lichtenberg. Eine Suche nach dem Mädchen blieb lange erfolglos. Erst im August 2001 nahm die Polizei einen ersten Tatverdächtigen fest — erst Jahre später stellt sich heraus, dass er unschuldig ist. Der Fall bleibt lange mysteriös, auch weil eine Leiche erst im Jahr 2016 gefunden wurde. Die Chronologie des Falls Peggy K.

Neue Bewegung kam in die Ermittlungen erst wieder im September 2018: Ermittler durchsuchten das Grundstück des 41-jährigen Manuel S. Der wurde bereits Anfang der 2000er Jahre von der Polizei zu einem “relevanten Personenkreis” gezählt. Aufgrund von Spuren vom Leichen-Fundort geriet Manuel S. wieder ins Visier der Mordkommission. S. war zum Tatzeitpunkt mit einem Mann befreundet, der 2004 für das Verbrechen verurteilt wurde. Jetzt legte er ein Geständnis ab.

Bereits im August 2001 waren sich die Ermittler sicher, Peggys Mörder gefasst zu haben. Der geistig behinderte Ulvi K. gestand im Verhör, die Gewalttat begangen zu haben. Wenig später widerrief er das Geständnis jedoch. Verurteilt wurde er trotzdem. Zweifel an seiner Schuld bestanden schon im Jahr 2003. 2013 wird das Verfahren neu aufgerollt und Ulvi K. wird freigesprochen. Wer ist der Mann, der zehn Jahre im Gefängnis saß?

Es war eine Nachricht, die den Fall Peggy K. endgültig zum Kriminal-Thriller werden ließ. Im Jahr 2016 fanden die Ermittler DNA-Spuren am Fundort von Peggys Leiche, die dem NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt zugeordnet werden konnten. War der NSU in den Mord an dem Mädchen involviert? Schnell entsponnen sich Theorien über mögliche Pädophilen-Netzwerke. Erst im März wurde klar: Die NSU-Morde und der Fall Peggy haben nichts miteinander zu tun. Böhnhardts DNA gelangte über eine Verunreinigung bei der Spurensicherung an den Fundort der Leiche.

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Thomas Kieschnick
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