Streiks bei Ryanair: Ist Fliegen zu billig?

Thomas Kieschnick
upday DE
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2 min readAug 10, 2018

Zum Ende der Ferienzeit streiken die Piloten des Billigfliegers Ryanair wieder. Die Flugkapitäne klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne. Geht der Billigflieger mit seinen Dumpingpreisen zu weit? Müssten Flugreisen eigentlich viel teurer sein?

Wartende Fluggäste am Flughafen Berlin-Schönefeld. Foto: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images

Worum geht’s?

Zehntausende Urlauber mussten am Freitag am Boden bleiben. Europaweit wurden rund 400 Flüge von Ryanair gestrichen — 250 davon in Deutschland. Die Piloten des Billigfliegers hatten ihre Arbeit niedergelegt. Sie klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne. Es ist der größte Streik in der Firmengeschichte. In Verhandlungen hatte sich Ryanair zuletzt quer gestellt. Die Befürchtung: Geht man auf die Forderungen der Piloten ein, würde das Billig-Konzept infrage gestellt.

Fällt Ryanair das eigene Billig-Konzept auf die Füße?

Damit Ryanair seine billigen Flugtickets anbieten kann, muss an allen Ecken und Enden gespart werden. Um noch mehr Passagiere in seinen Fliegern unterzubringen, hatte der Billigflieger sogar die Einführung von Stehplätzen überlegt. Größter Kostenfaktor der Airline ist aber das Personal. Und hier wird der Gürtel bereits richtig eng geschnallt, berichtet ein Ryanair-Pilot anonym auf tagesschau.de. Ryanair-Chef Michael O’Leary wolle alles immer nur “billiger, billiger, billiger.”

Dass O’Leary nur wenig Respekt gegenüber Piloten hat, ließ er bereits 2016 in einem Interview durchblicken. Damals klagte er über die Piloten des Konkurrenten Aer Lingus. Diese würden sich wie eitle Pfauen aufführen, dabei seien sie nichts weiter als “glorifizierte Taxifahrer”.

Wie billig darf eine Flugreise sein?

Ryanair hat mit seinen niedrigen Preisen einen Trend gesetzt. Für unter 50 Euro zum Städtetrip oder an den Strand und zurück? Das gibt es mittlerweile nicht mehr nur bei dem irischen Anbieter, sondern auch bei der Konkurrenz von easyjet, WizzAir und Co. Das Konzept geht auf: Die Low-Budget-Airlines freuen sich über stetig wachsende Fluggastzahlen. Damit sorgen sie aber auf vielen Flughäfen für Platzprobleme — und der Konkurrenzdruck führt zu immer niedrigeren Preisen. Auf Kosten von Sicherheit, Umwelt und fairen Löhnen? “Fliegen ist zu billig”, kommentiert die ‘Süddeutsche Zeitung’.

Wäre Reisen ohne Billigflieger noch erschwinglich?

Bei aller berechtigter Kritik darf ein Aspekt nicht außer Acht gelassen werden: Billigflieger wie Ryanair haben es Millionen von Europäern überhaupt erst ermöglicht, regelmäßig mit dem Flugzeug in den (Kurz-)Urlaub zu fliegen. Der Kontinent ist dadurch auch ein Stückchen kleiner geworden. Doch ist es das wirklich wert? Stimmt ab und diskutiert mit uns auf Facebook.

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Thomas Kieschnick
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Mobile Editor at upday Germany, twitter: @tomskie11