Was führt Trump im Schilde?

Eva Tepest
upday DE
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3 min readJul 17, 2018

Zum Abschluss seiner Europareise irritierte Donald Trump mit seinem Auftritt in Helsinki. Neben ihm auf dem Podium: Wladimir Putin. Trump enthielt sich nicht nur jeder Kritik, sondern bekräftigte gar, dass er Moskau mehr vertraute als seinen eigenen Geheimdiensten. Was bezweckt der US-Präsident mit seiner unkritischen Haltung gegenüber der Kreml-Politik?

Besonders einer kann sich freuen: Donald Trump (l) und Wladimir Putin bei ihrem Treffen in Helsinki. Foto: Jussi Nukari/Lehtikuva/dpa

Am Montag traf Donald Trump Russlands Präsident Wladimir Putin im finnischen Helsinki. Das erste bilaterale Treffen der Großmächte kam wohl auf ausdrücklichen Wunsch Trumps zustande. Der Gipfel wurde bizarr. Bei der weltweit übertragenen Pressekonferenz enthielt sich Trump nicht nur jeder Kritik an Russlands Politik — trotz einer Reihe an Konfliktthemen. Er gab auch an, dass “beide Länder” für die Verschlechterung des bilateralen Verhältnisses verantwortlich seien und zog gegen die Ermittlungen von Sonderermittler Robert Mueller in der Russland-Affäre vom Leder. Doch der ganz große Hammer kam zum Schluss. Da fragte ein Reporter, ob Trump seinen eigenen Geheimdiensten in Bezug auf die mutmaßliche Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf mehr glaube als Putin. “Ich sehe keine Grund, warum Russland so etwas tun sollte”, antwortete Trump.

Robert Mueller wird immer wieder zu Trumps Zielscheibe. Kein Wunder, geht er doch der Frage nach, ob russische Geheimdienste den US-Wahlkampf zu Ungunsten von Trumps Rivalin Hillary Clinton manipulierten. Wie steht es um die Ermittlungen? Und was genau untersucht der Sonderermittler?

Dass Trump nicht nur die Gelegenheit verpasste, Moskau in Bezug auf Syrien oder die Ukraine zu Zugeständnissen zu zwingen, sondern öffentlich äußerte, dass er dem russischen Präsident mehr traue als seinen eigenen Geheimdiensten, stieß in seiner Heimat auf ein verheerendes Echo. Und das nicht nur im gegnerischen Lager, sondern auch aus den eigenen Reihen — vom Haussender “Fox News” bis hin zu ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten.

Trumps Besuch in Helsinki gingen ähnlich irritierende Auftritte beim NATO-Gipfel und in Großbritannien voran. Dort brüskierte er Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und Großbritanniens Premierministerin Theresa May . Stößt Trump Europa mit Absicht vor den Kopf? Ja, kommentiert Christoph Scheuermann in “SPIEGEL ONLINE”. Der US-Präsident trete die transatlantische Partnerschaft mit Füßen: Europa müsse daraus endlich Konsequenzen ziehen.

In Helsinki konnte man beobachten, wo seine wahre Sehnsucht liegt: bei einem Autokraten, der in seiner grauen Fahlheit immer mehr Montgomery Burns ähnelt, dem Atomkraftwerkbesitzer aus den “Simpsons”.

Die Verehrung Putins ist Trumps Rache am Westen, der die USA aus seiner Sicht seit Jahrzehnten ausbeutet.

Läutet Trumps Europa-Reise eine Zeitenwende im transatlantischen Verhältnis ein? Bisher hielten sich sowohl EU-Vertreter als auch das NATO-Hauptquartier mit Einschätzungen zurück. Das Schweigen aus Brüssel ist dabei durchaus ungewöhnlich, so Michael Stabenow, Brüssel-Korrespondent für die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”. Ob Brüssels Politiker vom Trump-Auftritt auf dem falschen Fuß erwischt wurden?

Zufrieden kann wohl vor allem einer sein: Wladimir Putin wurde nicht nur von jeder potenziellen Kritik verschont, er konnte sich auch über viele medienwirksame Bilder freuen: Russischer und US-Präsident in bester Laune, “Star-Spangled Banner” neben weiß-blau-roter russischer Flagge. Bilder, die von den russischen Medien dankbar und begeistert aufgenommen wurden. Ein voller Erfolg für den Kreml, schreibt Hermann Krause für “tagesschau.de”:

Kein Wort von Trump zu Putins Politik in der Ostukraine, keine Kritik an Putins Syrien-Politik: Das Ganze war eine gelungene Veranstaltung für den russischen Präsidenten.

Putin hat einen PR-Lauf — schloss das Gipfeltreffen doch unmittelbar an die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland an. Das entging auch internationalen Karikaturisten nicht:

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Eva Tepest
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Mobile Editor bei Upday Deutschland, evatepest.de, Twitter @EvaTepest