Wird dieses Enthüllungsbuch zu Trumps “Watergate”?

Verena Zistler
upday DE
Published in
3 min readSep 5, 2018

“Idiot” soll noch eine milde Bezeichnung sein, die enge Mitarbeiter für Donald Trump verwenden. “Fear”, das neue Buch von Watergate-Enthüller Bob Woodward, sorgt in Washington für Wirbel. Bringt Woodward nach Richard Nixon einen weiteren US-Präsidenten zu Fall?

US-Präsident Donald Trump im Oval Office. Foto: Win McNamee/Getty Images

Der US-Präsident ist cholerisch, “verwirrt und unfähig” — heißt es in Woodwards Buch “Fear” (Angst). Demnach verstecken Trumps Mitarbeiter sogar Papiere vor ihm, um den impulsiven Machthaber im Zaum zu halten. Sein Stabschef John Kelly soll ihn als “Idiot” bezeichnet haben.

Das Dementi aus dem Weißen Haus folgte umgehend, und Trump polterte auf Twitter: Woodward wolle mit seinem Buch Werbung für die Demokraten machen.

In “Fear” wollte Woodward auch Trump selbst zu Wort kommen lassen. Doch der Autor bekam den Präsidenten erst vor wenigen Wochen ans Telefon — da war das Buch schon gedruckt. In dem elfminütigen Gesprächs geht es vor allem um die Frage,wieso niemand Trump über die Interview-Anfrage von Woodward unterrichtet hat. Trumps Beraterin Kellyanne Conway wird hinzugezogen — doch zur Aufklärung trägt das nicht bei. Trump selber wirkt leicht verwirrt. Immer wieder streut er zusammenhangslos Eigenlob in seine Ausführungen.

Die “Washington Post” hat das aufgezeichnete Gespräch zwischen Trump und Woodward auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Am Anfang (“Hello Bob” — “Mr. President, how you’re doin’”) wirkt es noch ganz harmonisch.

Die Details sind andere, doch Woodwards Buch zeichnet kein anderes Bild von Trump, als es schon “Fire & Fury” von Michael Wolff Anfang des Jahres tat. Konsequenzen hatte die Veröffentlichung damals nicht. Auch dieses Mal werde es am Ende wohl nicht mehr als einen Aufschrei der Empörung gewesen sein, kommentiert Thorsten Schröder auf “ZEIT ONLINE”.

Allerdings: Bob Woodward, eine Reporterlegende, genießt einen besseren Ruf als Michael Wolff. Wolff wurde diverse Mal vorgeworfen, teils auch nachgewiesen, dass er Zitate erfunden hat. An seiner Seriosität gibt es Zweifel. Woodward hingegen ist ein akribisch arbeitender investigativer Journalist, der zusammen mit Carl Bernstein den Watergate-Skandal aufdeckte, der 1974 zum Rücktritt des damaligen US-Präsidenten Richard Nixon führte.

Bringt “Fear” Trump zu Fall? Der US-Präsident hat in seiner Amtszeit schon einiges überstanden, darunter auch mehrere Enthüllungs-Storys. Aber der Zeitpunkt, zu dem das Buch erscheint, ist ungünstig für Trump und seine Partei, die Republikaner. Anfang November stehen die Zwischenwahlen des US-Kongresses an. Die “Midterms” sind auch eine Abstimmung über Politik und Person des Präsidenten. Die Republikaner könnten ihre Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus verlieren. Trumps Umfragewerte sind schon vor dem Erscheinen von “Fear” deutlich gesunken.

“Fear — Trump in the White House” erscheint am 11. September. Foto: -/Simon & Schuster/AP/dpa

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