Führung ohne Chefs — Vom Ende des Managements, wie wir es kennen.
Nicht erst seit Generation Y wollen Menschen ihre Arbeitsumgebung mitgestalten. Einsame Entscheidungen von Hierarchiespitzen haben sich überlebt. Immer mehr Unternehmen organisieren sich daher neu.
Das auch sonst spannende betterplace lab um joana breidenbach testet ein Organisationsmodell ohne Chefin, dafür mit viel Selbstorganisation und Eigenverantwortung:
(Weitere spannende Einblicke in die Entwicklung geben sie im Xing-Spielraum im Thema New Work, dort auch derzeit 3 weitere Beiträge vom Lab.)
Auch andere Unternehmen machen sich auf den Weg zu (mindestens) hierarchiearmem und selbstorganisiertem Arbeiten, z.B.
- der Textilhersteller GoreTex
“Die seltsamste Firma in Deutschland kommt ohne Chef aus” - der Musikdienst spotify
“Bei Spotify gibt es eine Hierarchie. Aber nur auf dem Papier. Wer was entscheidet, weiß keiner so genau.” - der Maschinenbauer HEMA
“New Work Award-Gewinner HEMA: Revolution auf Schwäbisch” - der Getränkehersteller Premium Cola
“Cheflos arbeiten durchs ganze Jahr” - die Unternehmensberatung partake
“Weg mit dem Chef!” - oder der Online-Schuhändler Zappos
“Zappos wagt das Unternehmen ohne Chef”
Es wird hochinteressant zu sehen sein, welche Erfahrungen diese Organisationen auf ihrem Weg machen. Es wäre schön, wenn sie den Beweis dafür führen könnten, dass andere, an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtete Organisationsformen, möglich sind.
Natürlich kann man sie schon rufen hören, die autoritätsverliebten Altherren, dass das ja nicht funktionieren könne und am Ende immer “einer entscheiden” muss.
Aber es geht ja nicht um Verantwortungslosigkeit und die Negierung von Führung.
Es geht um eine intelligente Organisation von Entscheidungs- und Führungsprozessen. Um Arbeitsformen, in denen Menschen sich wohl fühlen und motiviert wirken können. In denen bessere, weil reflektiertere und abgewägte Entscheidungen entstehen.
Mal im Ernst: Die Erfahrung zeigt eigentlich, dass Entscheidungen nicht besser werden, wenn Sie von einem Menschen allein getroffen werden. Die meisten Menschen wollen sich ja auch kompetent einbringen und mitreden. Gute Voraussetzungen also für neue Wege.
Nebenbei bemerkt: Für viele Non Profit Organisationen (NPO) gehört ein hierarchiearmer, partizipativer Führungsansatz übrigens wohl schon allein aufgrund ihres Selbstverständnis und mangels finanzieller Alternativen ohnehin zum Alltag. Man könnte daher vielleicht sogar vermuten, dass dieser Sektor als Vorreiter in Sachen “Führung ohne Chefs” gelten kann. Sicher liegen dort auch zahlreiche Erfahrungen vor, die für Unternehmen beim Verzicht auf Hierarchien von Interesse sein könnten. Tipp: Einfach mal nachfragen!
Wer mehr über die Entwicklungen lesen will, in deren Kontext als theoretischer Hintergrund übrigens auch immer häufiger der Managementansatz “Holacracy” und das Buch “Re-Inventing Organisations” sowie “Das Ende des Managements” genannt werden, findet hier weitere Anregungen:
- NDR: Wer braucht noch Chefs?
- Deutschland Radio: Besser arbeiten ohne Chefs
- Good Impact: Arbeiten auf Augenhöhe — Fünf Unternehmen ohne Hierarchien
- Lexware Blog: Unternehmenskultur 2.0: Die Firma ohne Chef