Bargeld, Bildung oder Nahrung: Was ist die beste Ernährungshilfe?
Nahrungsmittel, Bargeld und Bildung — was bietet das beste Sicherheitsnetz für sehr arme Familien? Dieser Frage ging das UN World Food Programme (WFP) mit einem Team aus Wissenschaftlern in Bangladesch nach — mit einem deutlichen Ergebnis: Ein Mix aus Bildung und Bargeld ist der Schlüssel im Kampf gegen Hunger.
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Mehr als 160 Millionen Menschen leben in Bangladesch, einem Staat halb so groß wie Deutschland. Zwei von fünf Kindern unter 5 Jahren sind chronisch unterernährt. Die Folge: Sie sind zu klein für ihr Alter und weniger weit entwickelt, als gut ernährte Kinder desselben Alters. Diese Einschränkung wirkt sich auf die Zukunft der Kinder aus und verwehrt ihnen oftmals die Chance auf ein Leben ohne Armut und Hunger.
Bargeld, Bildung und Nahrung für Mütter und ihre Familien
In Kooperation mit dem Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) untersuchte WFP, wie vor allem ärmste Familien in ländlichen Regionen Bangladeschs dem Teufelskreis aus fehlender Bildung, Armut und Hunger entkommen können.
4.000 Mütter mit Kleinkindern haben an der 2-jährigen Untersuchung teilgenommen — aufgeteilt in 5 Gruppen, die unterschiedliche Hilfe erhielten: Während WFP die ersten beiden Gruppen entweder mit Bargeld oder Nahrungsmittel unterstützte, erhielten die Teilnehmerinnen der dritten Gruppe sowohl Bargeld als auch Nahrungsmittel. Die Mütter der vierten und fünften Gruppe erhielten jeweils Bargeld oder Nahrungsmittel und besuchten Lehrgänge zu gesunder Ernährung. Finanziert wurde die Studie von Deutschland, der Schweiz, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, Großbritannien und den USA.
Die Mischung macht‘s: Bildung und Bargeld als effektive Hungerbekämpfer
Insgesamt verbesserte sich das Einkommen und die Gesundheit aller Mütter und ihrer Familien. Die Hilfsmaßnahmen ermöglichten den Frauen, sich und ihre Kinder regelmäßiger, gesünder und kalorienreicher zu ernähren. Die besten Ergebnisse erzielten dabei die Mütter, die Bargeld in Kombination mit Bildungsangeboten erhielten. In diesen Familien ist der Anteil der Kleinkinder mit Entwicklungsdefiziten innerhalb der Studienzeit um 7,3 Prozent gesunken — deutlich mehr als in den anderen Gruppen.
Für Studienleiter Dr. Akhter Ahmed setzen die Ergebnisse ein klares Zeichen: „Wir benötigen gut durchdachte und ausgereifte Sicherheitsnetze mit einer Kombination aus Bildung und Bargeld, um möglichst vielen armen Familien zu helfen. Unsere Ergebnisse sprechen für sich: Familien, die neben einem regelmäßigen Einkommen zusätzlich unsere Bildungsangebote nutzen, konnten sich und ihre Kinder wesentlich besser ernähren, als Familien, die nur Nahrungsmittel oder Bargeld erhielten.“
Die richtigen Produkte, Zubereitung und Hygiene
Einmal pro Woche trafen sich die Frauen der vierten Gruppe in kleinen Sitzungen, an denen sich auch andere Familienmitglieder und Dorfälteste beteiligten. In den Workshops besprachen sie mit den Kursleitern Ernährungsgewohnheiten und kochten gemeinsam. Die Frauen sollten dabei mehr über gesunde Ernährung erfahren, neue Rezepte lernen und ihre Kochgewohnheiten erweitern. Neben gesunden Nahrungsmitteln und deren Zubereitung, sprachen die Teilnehmerinnen auch über Hygiene und den richtigen Umgang mit Schmutz- und Abwasser. Gleichzeitig erhielt jede Teilnehmerin im Studienzeitraum monatlich umgerechnet 17 Euro. Das Geld wird auf ein mobiles Bankkonto überwiesen, welches die Frauen über Mobiltelefone abrufen konnten.
Christa Räder, WFP-Landesdirektorin in Bangladesch, sieht in dieser Methode den richtigen Weg: „Die Ergebnisse bestätigen unsere langjährigen Erfahrungen: Wenn wir Mütter und ihre Kinder in besonders armen Familien regelmäßig mit etwas Bargeld und dem Wissen über gute Ernährung unterstützen, können wir Hunger, Unterernährung und die damit verbundenen Folgen effektiv bekämpfen.“
Veröffentlicht am 01. August 2016