Ein Supermarkteinkauf im größten Flüchtlingscamp der Welt
Elektronische Gutscheine statt Notrationen: Im bangladeschischen Flüchtlingscamp Kutupalong in Cox’s Bazar entscheiden Familien selbst, welche Nahrungsmittel sie benötigen.
In den Geschäften von Kutupalong — im Distrikt Cox’s Bazaar im südöstlichen Bangladesch — herrscht geschäftiges Treiben. Kein Wunder, denn hier im größten Flüchtlingscamp der Welt kaufen monatlich 500.000 Menschen mit elektronischen Geldkarten vom UN World Food Programme (WFP) ein.
Früher hat WFP die Bewohner von Kutupalong klassisch mit Nahrungsmitteln wie Reis, Linsen und Öl unterstützt. Heute bekommen sie elektronische Gutschein-Karten. Der Vorteil? Die Familien können selbstbestimmt im Supermarkt einkaufen. Die WFP-Geldkarten werden monatlich mit einem Guthaben von 9 US-Dollar pro Person aufgeladen. Damit können Familien ihre Grundnahrungsmittel, Frischwaren und Proteine, wie Eier, Hühnchen und Fisch kaufen.
„So habe ich noch nie eingekauft, aber ich freue mich, weil ich damit viele Dinge besorgen kann.“
In Kutupalong gibt es ein Netz aus 13 gut besuchten Supermärkten.In einem davon ist die Aufregung besonders spürbar. Familien stehen schon vor der Tür Schlange. Gleich eröffnet ein neuer Supermarkt. Das erste Mal seit zwei Jahren haben sie Zugang zu einem so breiten Produktangebot.
Ramida ist die erste Kundin, die den Laden betritt. Jeden Monat können hier 50.000 Menschen einkaufen. Als Mitarbeiter ihr die Liste an Nahrungsmitteln vorlesen, aus der sie wählen kann, beginnt sie zu lächeln. Sie kauft getrockneten Fisch, Obst, Gemüse, Gewürze, Eier sowie Grundnahrungsmitteln wie Reis, Mehl, Zucker und Öl auf Vorrat.
„Heute Abend werde ich ein Fisch- und Eiercurry zum Abendessen kochen”, erklärt sie. „Wir werden Früchte essen. Über die wird sich meine Tochter besonders freuen.“ Sie zeigt auf ihre Geldkarte und fügt hinzu: „So habe ich noch nie eingekauft, aber ich freue mich, weil ich damit viele Dinge besorgen kann.“
Die Eröffnung dieses Ladens wurde durch finanzielle Unterstützung der Asiatischen Entwicklungsbank (Asian Development Bank, ADB) und der bangladeschischen Regierung ermöglicht. Im Dezember wurde das Geschäft an WFP übergeben — drei ähnliche Supermärkte sind in Vorbereitung.
„WFP hat den Einsatz von elektronischen Geldkarten, mit denen die Menschen in den Flüchtlingscamps einkaufen können, ausgebaut. Durch diese Verkaufsstelle sind wir unserem Ziel, sicherzustellen, dass alle Geflüchteten bis zur Mitte des Jahres Essen mit Gutscheinkarten erhalten, einen bedeutenden Schritt nähergekommen“, sagt Zeff Kapoor, WFP-Nothilfe Koordinator in Cox’s Bazar.
Kapoor fügt hinzu: „Drei weitere ABD-finanzierte Verkaufsstellen werden gerade gebaut und wir hoffen, diese in den kommenden Monaten zu eröffnen. Diese Geschäfte werden sogar noch weiter in der Bereitstellung nahrhafter und umfassender Ernährungshilfe gehen.“
Ein Supermarkteinkauf ist für viele Menschen weltweit eine Selbstverständlichkeit. Für Familien, die in diesem Flüchtlingscamp leben, ist Entscheidungsfreiheit jedoch ein Privileg, dass ihnen genommen worden ist. Die Geschäfte, in denen man mit Gutscheinkarten einkaufen kann, eröffnen den Menschen neue Möglichkeiten bei der Wahl ihrer Nahrungsmittel und bringen ein kleines bisschen Normalität zurück.
Das elektronische Gutschein-Programm in Bangladesch wird von USAID, EU Humanitarian Aid, Kanada, Deutschland, UKAID, Australien, Japan und den Niederlanden finanziert.
Mehr Informationen über die Arbeit von WFP in Bangladesch gibt es hier