Ein Tag im jordanischen Flüchtlingscamp Azraq

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4 min readDec 19, 2017

Das „neue“ Flüchtlingscamp Jordaniens

Azraq — das Flüchtlingscamp liegt in der Wüste im Norden Jordaniens, 90 km entfernt von der syrischen Grenze. Es wurde 2014 eröffnet, nachdem Zaatari, das größte Flüchtlingscamp des Landes, keine neuen Flüchtlinge mehr aufnehmen konnte. Azraq ist heute das zu Hause von rund 28.000 Menschen, mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder.

Von der Englischlehrerin zur Sprecherin der Flüchtlinge

Azraqs Bewohner haben sich provisorisch in ihren weißen Containern eingerichtet, so wie Nesrin und ihr Mann Samer. Die beiden sind aus Syrien geflüchtet, nachdem ihr Haus in der Nähe von Damaskus zerbombt wurde. Nesrin war früher einmal Englischlehrerin. Im Camp hat sie eine neue Aufgabe gefunden: Sie engagiert sich als Sprecherin für ihre Nachbarschaft und bespricht mit lokalen Behörden und humanitären Organisationen im Camp die Probleme und Bedürfnisse der Menschen.

Neues Leben

Nesrin und Samer mussten fast all ihr Hab und Gut in Syrien zurücklassen. Sie versuchen, sich so gut es geht in ihren vier weißen Containerwänden einzurichten. Samer hatte früher große Freude daran, Schafe, Ziegen und Hühner im eigenen Garten zu halten. Im Azraqcamp spenden ihm die Bewohner der beiden Vogelkäfige ein wenig Trost — vor allem der Nachwuchs, der vor wenigen Wochen geschlüpft ist.

„Sameh Market“ — Ein Stück Normalität

Das Zentrum und der soziale Dreh- und Angelpunkt des Camps ist der Supermarkt „Sameh Market“. Hierher strömen die Menschen aus allen Himmelsrichtungen, um dank Unterstützung des UN World Food Programme (WFP) die Nahrungsmittel einzukaufen, die sie mögen.

Ein Job im Camp

Omar hatte Glück: Er konnte einen der wenigen Jobs im Camp ergattern. Schon in Syrien war er Schlachter, jetzt arbeitet er in der kleinen Metzgerei des „Sameh Market“. So kann der 29-Jährige ein wenig für sich und seine Familie dazuverdienen. Er ist 2014 mit seiner Frau und den beiden Kindern aus Homs geflohen. Seine Eltern hatten große Angst, dass er entführt wird, wenn er noch weiter im Land bleibt.

Mehr Sicherheit durch Innovationen: Bezahlen per Iris-Scan

Jeder syrische Flüchtling im Azraqcamp erhält pro Monat von WFP 20 Jordanische Dinar (das sind rund 25 Euro). Seit Februar 2016 bezahlen die Camp-Bewohner nicht mehr mit elektronischen Gutscheinkarten, sondern per Iris-Scan: Dabei wird mit einem Gerät an der Kasse ihre Iris gescannt. Im Anschluss erhalten die Flüchtlinge einen Kassenzettel, auf dem nicht nur ihre Einkäufe vermerkt sind, sondern auch der verbleibende Betrag. Der Vorteil dieses Systems: Gutscheinkarten können nicht gestohlen werden oder verloren gehen.

Hoffen auf eine Zukunft in Jordanien

Dank der Unterstützung von WFP kann Turkia im Supermarkt frisches Obst und Gemüse kaufen. Sie ist vor über einem Jahr aus Aleppo nach Jordanien geflüchtet und lebt nun mit ihrer jüngsten Tochter im Camp. In Syrien hat die 50-Jährige als Erntehelferin gearbeitet. Heute hat sie nichts mehr in ihrem Heimatland — kein Grundstück, kein zu Hause. Sie hofft, auf eine Zukunft in Jordanien.

Deutschland sichert Ernährungshilfe

Vor dem „Sameh Market“ steht ein Schild, dass die wichtigsten Geber des Camps aufzählt. In diesem Jahr spielt besonders Deutschland eine wichtige Rolle für die Syrienhilfe von WFP: Während der Syrien-Konferenz in London im Februar 2016 hat die deutsche Bundesregierung WFP die Rekordsumme von 570 Millionen Euro zugesagt. Mittel, die dafür eingesetzt werden, die regionalen Hilfsprogramme in Jordanien, Libanon, Irak und Ägypten ab März bis Ende des Jahres zu finanzieren.

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Offizieller Kanal des UN World Food Programme (WFP). WFP ist die größte humanitäre Organisation der Welt und bekämpft Hunger weltweit. Mehr unter: de.wfp.org