„Ich bin wirklich froh, das lernen zu können.“
Neue Fähigkeiten geben Rohingya-Frauen wieder Hoffnung und ein Einkommen
Die Mittagssonne prallt auf das Flüchtlingscamp Kutupalong nieder. Während die Bewohner des Camps ihren täglichen Geschäften nachgehen, spielen die Kinder.
Inmitten all dessen befindet sich ein Zufluchtsort vor Hitze und Staub, ein Zentrum von UN Women — ausschließlich für Frauen. Gerade sitzen 15 Frauen in dem Raum. Im Halbkreis plaudern und lachen sie, während sie an ihren neuesten Projekten arbeiten.
Diese Frauen sind Teilnehmerinnen eines Selbsthilfeprojekts des UN World Food Programme (WFP), das sich an gefährdete Frauen und jugendliche Mädchen richtet. Das Projekt wird von WFP-Partnern durchgeführt, darunter die in Dhaka ansässige Nichtregierungsorganisation Friends of Basha, die auch die Aktivitäten heute organisiert hat. Ziel ist es, die Eigenverantwortung von Frauen und Mädchen zu stärken und dadurch ihren Zugang zu Nahrung zu verbessern.
Heute nähen die Frauen Muster für Notizbuch-Cover, um die internationale Kampagne gegen geschlechterspezifische Gewalt „16 Days of Activism“ zu unterstützen. Sie erhalten eine monatliche Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit, dank der sie sich besser ernähren und das Nötigste bezahlen können.
Zu der Gruppe gehört auch die Teenagerin Ahmena Khatun. Seit sie mit ihrer Familie im vergangenen Jahr vor der Gewalt in Myanmar floh, muss sie den Haushalt führen. Obwohl sie die Jüngste in ihrer Familie ist, muss sie sich um alles kümmern. Ihre Mutter starb während der Gewaltausbrüche. Ihr Vater und ihre ältere Schwester wurden schwer verletzt.
„Mein Vater und meine Schwester wurden vom Feuer verbrannt“, sagt sie. „Meinem Vater wurde auch ins Bein geschossen und er hat nicht die Behandlung bekommen, die er gebraucht hätte. Er leidet immer noch. Der ganze Körper meiner Schwester ist verbrannt und sie kann sich nicht normal bewegen.“
Für Ahmena bietet die Frauengruppe viele Möglichkeiten — soziale und praktische.
„Ich verbringe viel Zeit in meinem Haus, also bin ich hier hergekommen“, sagt sie. „Ich will auch Neues lernen. Wenn ich es richtig lerne, kann ich es auf dem Markt verkaufen und etwas Geld verdienen, deshalb bin ich wirklich froh, das lernen zu können.“
Geld zu verdienen ist wichtig für Ahmena, weil sie die Einzige in ihrem Haushalt ist, die im Moment arbeiten kann.
„Wenn ich Geld bekomme, kann ich meiner Familie helfen. Es wird die Probleme meines Vaters lösen, weil er eine bessere Behandlung bekommen kann. Wenn es ihm besser geht, kann er einen Job finden und das wird meiner Familie helfen.“
Eine weitere Teilnehmerin ist Nur Bahar. Nur glaubt, dass das gemeinsame Lernen mit anderen Frauen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, ihnen eine starke Stimme verleiht.
“Wir alle sind Opfer von Gewalt…die Trainings hier können nicht verändern, was passiert ist, aber sie schenken uns Hoffnung für die Zukunft”, sagt sie.
Die Frauen gehören zu den fast 880.000 Flüchtlingen, die WFP jeden Monat mit Ernährungshilfe erreicht. Sie erhalten zusätzlich Trainings durch das Selbsthilfeprojekt.
Frauen und Kinder sind besonders von der Rohingya-Flüchtlingskrise betroffen. Viele haben Gewalt erlebt. Projekte wie dieses eröffnen Frauen Alternativen und geben ihnen Würde und Unabhängigkeit. Die neuen Skills machen sie widerstandsfähiger und selbstständiger.
Mehr als 920.000 Rohingya-Flüchtlinge leben in Camps in Cox’s Bazar, Bangladesch. In dieser Krise leistet WFP lebensrettende Ernährungshilfe und stellt Spezialnahrung zur Vorbeugung und Behandlung von Mangelernährung bereit. WFP benötigt dringend 22,2 Millionen US-Dollar, um diese Programme bis April 2019 fortzusetzen.
Sie können den Rohingya-Flüchtlingen helfen. Erfahren Sie hier wie.