Im Interview: Angelika Aschbacher — Senior Business Support Associate in Rom

Katharina Dirr
Kontext
Published in
3 min readJul 22, 2019

Schon mehr als ihr halbes Leben arbeitet Angelika beim UN World Food Programme (WFP) — die meiste Zeit in Rom, aber auch in Krisengebieten wie Afghanistan, Niger oder Nordkorea. “Jeder Tag ist anders”, sagt die Österreicherin im Interview über ihren Job und erzählt von Zelten auf Haiti und Zufällen im Leben.

1. Was sind Ihre Aufgaben als Senior Business Support Associate?

In meinen Arbeitsbereich fallen viele unterschiedliche administrative Aufgaben und Funktionen. Dazu gehören Tätigkeiten aus dem Personal- und Finanzwesen. Ich organisiere zum Beispiel Reisen, Besprechungen und Tagungen, oder bereite offizielle Korrespondenz und Unterlagen vor. Mein Job verlangt, dass ich über viele interne Arbeitsprozesse und Regeln bestens Bescheid weiß, um diese dann bei der Arbeit richtig einsetzen zu können. Ich fungiere oft als ‘‘institutionelles Gedächtnis” und bin Anlaufstelle für Fragen, Rat oder wenn es Probleme gibt. Seit Anfang des Jahres arbeite ich als Persönliche Assistentin für eine der Beigeordneten WFP-Exekutivdirektoren. Das verlangt hingebungsvollen Arbeitseinsatz. Ich mag meinen Job unheimlich gerne, weil er so vielfältig ist und jeder Tag anders verläuft — auch wenn es zu Zeiten sehr stressig werden kann und der Arbeitstag nie lang genug erscheint.

2. Warum haben Sie sich entschieden, für die Vereinten Nationen (UN) zu arbeiten?

Ich habe durch einen meiner ersten Jobs — als Karrenzvertretung bei der Internationalen Atomenergie-Organisation in Wien — erste Arbeitserfahrungen bei der UN gemacht. Von da an wusste ich, dass mir das internationale Umfeld, in dem ich all meine Sprachkenntnisse einsetzen kann, bestens zusagt. Ich empfinde es als sehr genugtuend, für eine humanitäre Organisation zu arbeiten und zu wissen, dass meine Arbeit letztendlich vor allem Menschen in Krisen hilft.

Angelika vor der WFP-Zentrale in Rom. Seit 26 Jahren arbeitet sie hier in verschiedenen Funktionen. Unterschiedlichste Krisen brachten sie in den letzten Jahren nach Afghanistan, Niger, Nordkorea, Haiti, Pakistan und in den Irak.

3. Wie kamen Sie zu WFP?

Eher durch Zufall. Ich bin damals aus persönlichen Gründen nach Rom gezogen und hatte mich bei unterschiedlichen internationalen Organisationen um einen Job beworben. WFP hat mir als erstes einen Arbeitsvertrag angeboten. Seitdem habe ich 26 Jahre ohne Unterbrechung in unterschiedlichen Abteilungen im WFP-Hauptquartier in Rom gearbeitet. Im Laufe der Jahre hatte ich aber auch mehrmals die Möglichkeit, monatelange Einsätze vor Ort zu machen. Unterschiedlichste Krisen brachten mich nach Afghanistan, Niger, Nordkorea, Haiti, Pakistan und in den Irak. Während dieser Einsätze hatte ich immer ganz verschiedene administrative Aufgaben übernommen.

2010 kurz nach dem Erbeben in Haiti. Die humanitären Helfer mussten zunächst in Zelten schlafen. “Dieser Einsatz war eine sehr bereichernde berufliche und persönliche Erfahrung für mich”, sagt Angelika rückblickend.

4. Was war bisher Ihre größte Herausforderung?

Die ersten Wochen eines zweimonatigen Einsatzes in Haiti 2010, gleich nach dem starken Erdbeben, waren nicht nur arbeitstechnisch, sondern auch körperlich und psychisch recht hart. Wir campierten in Zelten und bekamen nur wenige Stunden Schlaf. Es gab zu wenige Sanitäranlagen und das Chaos nach dem Erdbeben erschwerte die Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeiter enorm. Dieser Einsatz war eine sehr bereichernde berufliche und persönliche Erfahrung für mich.

5. Welchen Rat haben Sie für andere, die in einer internationalen Organisation arbeiten wollen?

Wer zunächst einmal einen ersten Einblick in eine UN-Organisation bekommen möchte, der kann sich zum Beispiel als Praktikant oder Volunteer bei WFP bewerben. Plant man seinen Berufseinstieg, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass viele Stellen bei WFP in ein Rotationssystem eingebunden sind. Das heißt: Je nach Einsatzort wechseln die Kollegen alle zwei bzw. vier Jahre ihre Stelle. Wer weniger mobil und nicht bereit ist, jahrelang in den unterschiedlichsten Ländern zu arbeiten, kann auch eine Karriere als lokal angestellter Mitarbeiter anstreben. Generell sollte man Sensibilität gegenüber anderen Kulturen mitbringen, gute Kommunikations- und zwischenmenschliche Fähigkeiten besitzen und mehrere Sprachen sprechen.

--

--

Katharina Dirr
Kontext
Editor for

Communications Officer at the UN World Food Programme (WFP) in Berlin.