Der Preis von Methoden und Ratschlägen

Kay Dhako
kaydhako
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5 min readAug 20, 2023

❝ Deine Bedürfnisse sind unwirklich und deine Bemühungen sind sinnlos. — Nisargadatta M.

Methoden sind nicht falsch.

Doch sie sind auch nicht richtig.

Wenn ihnen kein Schmerz hervorgeht, fehlt schlichtweg die notwendige Obession, um den Verstand zu überwinden.

Entweder eine Methode kommt natürlich durch Obsession (echter Wunsch nach Schmerzlinderung) oder sie kommt vom Verstand (stärkt/erhält Schmerz).

Den Preis, den man für Methoden zahlt:

1. Der Glaube, etwas tun zu müssen, um irgendwohin zu kommen. Immer. Also kommt man nie wirklich an, denn der Glaube steht zwischen der Wahrheit und einem selbst.

2. Der Glaube immer, falsch zu sein, da man glaubt, etwas tun zu müssen, um richtig zu sein. Also fühlt man sich falsch. Dabei ist nur der Verstand “falsch” bzw. fehlerhaft.

3. Man stärkt durch die implizite Aussage von Methoden („du sollst …/ du sollst nicht ….“) den Tyrannen im Kopf, der einem sagt, was man tun soll/was man nicht tun soll

4. Man erschafft die Hoffnung auf endgültige Befreiung in der Zukunft, was Begierde erschafft, die unnötiges Leid verursacht und verdeckt, dass die Befreiung hier liegt, im Hass auf den Status quo.

5. Der Glaube, es gäbe einen externen Weg, der einen zu Befriedigung führt und stärkst dadurch die unendliche Suche nach Befriedigung (Leid).

6. Der Glaube, es gäbe einen externen Weg, der einen von Leid befreien könnte und dadurch die Ignoranz der einzigen Sache, die Leid verursacht (Verstand).

7. Der Glaube, dass man sich verbessern könnte oder müsste und dadurch die Ignoranz der einzigen Sache, die “verbessert” werden kann (Verstand).

8. Man wird zwar etwas verbessern, doch man bleibst fehlerhaft. Methoden funktionieren … doch sie geben dem Psychopathen in einem eine Daseinsberechtigung.

9. Man glaubt, man könnte sich mit Methoden zwingen, irgendwohin zu gehen, wo du in Wahrheit gar nicht hingehen möchte.

10. Man lindert die Dissonanz zwischen Glaube und Wahrheit, obwohl man genau die bräuchte, um genug Hass auf den Glaube zu entwickeln.

Methoden geben dem einzigen Problem, das der Mensch in seiner erbärmlichen Existenz wirklich hat, eine Berechtigung. Die Probleme des Menschen bestehen nicht, weil er sie nicht lösen könnte. Sie bestehen, weil er dem Glauben verfallen ist, er müsste etwas tun, um sie zu lösen und solange er nicht das Richtige getan hat, würden die Probleme auch nicht weggehen. Also bleiben sie.

Die Selbsthilfeindustrie hat eine Maschinerie aufgebaut, die dem Menschen Befreiung von Schmerz und unendliches Glück anbietet. Sie sagt, dass man nur dieses oder jenes tun müsste, denn schließlich war auch sonst jedes Ergebnis das Resultat einer Handlung. Warum sollte es also bei Glück anders sein?

Doch was wäre, wenn du plötzlich realisieren würdest, dass die Dinge, von denen du dir erhoffst, dass sie dich glücklich machen würden, dich in Wahrheit versklaven und niemals Glück bringen werden? Ich werde dich davon nicht überzeugen. Weil ich es nicht kann. Und weil meine Zeit zu schade ist, einen Esel davon zu überzeugen, dass er in Wahrheit ein Pferd ist.

Es braucht nichts. Du musst gar nichts tun. Du wirst jetzt denken, dass ich dir gesagt habe, du solltest dich einfach nur auf die Couch setzen und lethargisch sein. Doch das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass du nichts tun musst, um das zu bekommen, was du haben willst, völlig egal, was es ist. Dein Tun ist auf das beschränkt, was du kennst, doch das du kennst ist eine Lüge. Du bist eine Lüge.

Bis gerade eben wusstest du ja nicht einmal, dass du gar kein Esel bist. Du wusstest nicht einmal, dass der Grund, warum deine Probleme existieren, der ist, dass du “versuchst” sie zu lösen. Du versuchst es. Mehr auch nicht. Du bist daran “interessiert”. Du “verbesserst” etwas, du wirst in etwas “besser”. Doch hier ist die Wahrheit:

Du wirst nie in deinem Leben etwas verbessern. Du wirst nie in etwas besser werden. Niemand wird dir helfen können. Es wird keine “spontane Erleuchtung” geben. Schau dir das Leben der Menschen an:

Wer ein Schriftsteller ist, war schon immer ein Schriftsteller, selbst als Kleinkind schrieb er Dinge auf das Papier von Kaugummis.

Wer ein Hochleistungssportler ist, war schon immer ein Hochleistungssportler, selbst als Kleinkind kletterte er auf Bäume und rannte durch Felder.

Wer ein fauler Sack ist, war schon immer ein fauler Sack, der selbst als Kleinkind am Tablet der Eltern saß.

Ich verurteile hier niemanden, mir ist es völlig egal, was andere tun oder nicht tun. Ich sage nur, wie die Dinge sind. Ich sage nur, dass etwas, wie es ist, schon immer war, wie es ist. Ich sage nur, dass ein Samen, der da ist, bewässert werden kann und wenn kein Samen da ist, eben nicht.

Entweder diese Art von Wasser, mit dem du dich hier konfrontierst, trifft auf den Samen in dir, oder sie tut es nicht.

Ich habe damit absolut nichts zu tun, ich will ja nicht einmal mit Menschen darüber reden. Ich weiß ja nicht einmal, warum du dieses Buch in der Hand hältst und es ist mir wirklich egal. Zerreiße es, schreibe mir Wut-Emails, schlage auf die Hand ein oder werde erleuchtet. Es ist mir so egal, wie es mir egal ist, ob die Sonne morgens aufgeht oder nicht.

Die Dinge sind, wie sie sind. Ich werde daran nichts ändern.

Es gibt nichts zu lehren, es gibt nichts zu intellektualisieren, es gibt nichts zu tun. Es gibt niemand zu sein. Du kannst trotzdem alles davon tun, ich sage dir gar nichts, ich will dir nicht helfen, ich will dich nicht verändern, ich will dich nicht zu einem anderen Menschen machen. Es gibt keine schlauen spirituellen Einsichten oder Mantras. Du stehst in einem Dschungel voller Bäume, streckst deine Arme aus und erfährst dadurch, welche Bäume echt und welche falsch sind. Musst du dafür etwas tun? Absolut nicht. Das ist keine Handlung. Das ist Armageddon, ohne Waffen. Du zerstörst deine Konstrukte von gut, schlecht, falsch, richtig, spirituell, unspirituell, heilig oder unheilig, wenn dir danach ist. Du tust es nicht für mich. Du tust es nicht für andere. Du tust es ja nicht einmal wirklich für dich. Das ist keine freie Entscheidung. Entweder es passiert, oder es passiert nicht. Wen kümmert das schon.

“Was habe ich noch nicht verstanden?”

“Was steht zwischen mir und der Vervollständigung?”

Nur durch verstehen gelangt der Mensch zur Einsicht über seine Lügen und nur durch Vervollständigung reißt er sich los von den Ketten, die vielleicht schwer waren, doch niemals verschlossen. Nur in diesem Zustand ist er dazu in der Lage, seine wilde Kunst zu erschaffen und in absoluter Freiheit zu leben. Dann, und nur dann, wird er still, durch die einzig wahre Erkenntnis.

“Was ist es, was mich, wenn ich es verstehen würde, in das ultimative Reich bringen würde, ohne dass ich auch nur einen Finger dafür krümmen müsste?”

Das Nichts-Tun ist keine Handlung. Es ist auch kein interner Prozess. Es ist auch nicht Nichts-Tun. Doch der Verstand kann es nicht fassen. Weil es vermutlich das erste Mal im Leben des Menschen ist, dass er etwas nicht aus seinem Verstand heraus tut, dass er keine Methode anwendet. Ungewohnt, oder? Jemand, der dir weder sagt, was du tun, noch was du nicht tun sollst. Willkommen in absoluter Freiheit. Das ist es, was dir niemand sagt. Das ist die Wahrheit, die man dir vorenthält. Weil man dich in der Hölle halten will, wenn man selbst in der Hölle ist, damit es sich nicht so einmal anfühlt. Weil man dir keine Wahrheit geben kann, wenn man selbst voller Lügen ist. Weil man dir keine absolute Freiheit geben will, wenn man einen Tropfen davon selbst nicht erträgt.

Die Masse gibt dir, was die Masse hat, schon immer hatte und für immer haben wird:

Verzweiflung, Probleme, Leid, Lügen und die Hölle auf Erden.

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Kay Dhako
kaydhako

Ich räume auf was Coaches kaputt gemacht haben. Persönlicher Berater.