1. Neue Bildungsaufgabe: Entwicklung einer Gestaltungskompetenz

Aileen
Die Zukunftsbauer — was ist deine Mission?
4 min readJun 30, 2019

Das übergeordnete Ziel des Lehr- und Handlungsfelds Zukunft und der Zukunftsreise bei Die Zukunftsbauer besteht darin, gemäß der Bildung für nachhaltige Entwicklung, SchülerInnen bei der Enwicklung einer Gestaltungskompetenz zu unterstützen. Doch was heißt das eigentlich?

Was viele nicht wissen, die deutsche Zukunftsforschung ist eng verbunden mit dem Bildungskonzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Im Zentrum der BNE steht es, mittels Gegenwartsanalysen und Zukunftsorientierungen zu verstehen wie ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen miteinander in Verbindung stehen, damit Entscheidungen getroffen werden, mit denen sich „nachhaltige Entwicklungsprozesse verwirklichen lassen“ (vgl. BNE 2018).

Nachhaltigkeit in diesem Sinne bedeutet künftigen Generationen eine ökologisch intakte Welt zu überlassen, d.h. den gleichen Zustand und die Ressourcen, die uns auch heute zur Verfügung stehen. Entwicklung meint hier Fortschritt und einen gewissen Innovationsdruck (vgl. de Haan 2000). Dafür muss Bildung über die Vermittlung reinen Faktenwissens hinausgehen und vor allem auch Werte und Fähigkeiten wie vorausschauendes Denken und interdisziplinäres Wissen vermitteln sowie zur Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen anregen (vgl. BNE 2018). Künzel David et. al. (2010, S. 218ff) fassen die didaktischen Prinzipien der BNE wie folgt zusammen:

  1. Visionsorientierung: Planung und Durchführung des Unterrichts am Entwurf einer wünschbaren Zukunft orientierend.
  2. Vernetzendes Lernen: Verschiedene Perspektiven (Akteur- und Fachperspektiven) im Unterricht aufzeigen und Perspektiven im Hinblick auf eine übergeordnete Fragestellung verknüpfen, um Zusammenhänge zwischen lokalen und globalen (heutige und künftige) Gegebenheiten, Ereignissen sowie gesamtgesellschaftliche Auswirkungen sowohl ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Dimension aufzeigen zu können.
  3. Partizipationsorientierung: Die Klasse als Gesamtheit sehen und SchülerInnen in persönlich betreffende Entscheidungen mitentscheiden zu lassen. Das übergeordnetes Lernziel des BNE ist dabei Folgendes:

„SchülerInnen die Bereitschaft und Fähigkeit beizubringen, sich an gesellschaftlichen Aushandlungs- und Mitgestaltungsprozessen in Bezug auf eine Nachhaltige Entwicklung zu beteiligen. Sie besitzen ein Be-wusstsein für die Bedeutung einer Nachhaltigen Entwicklung und die Einsicht in die Mitverantwortlichkeit aller in Bezug auf soziokulturelle, ökonomische und ökologische Entwicklungen sowie auf deren Zusam-menwirken.“ (Künzel David et. al. 2010, S. 220ff).

Dabei lassen sich die didaktischen Prinzipien unter dem Zweck der Entwicklung einer Gestaltungskompetenz zusammenfassen, welche sich wiederum aus zwölf Teilkompetenzen zusammensetzt.

Die Gestaltungskompetenz

Zwar ähnelt das Kompetenzkonzept der Gestaltungskompetenz denen der 21. Century Skills, unterscheiden sich aber von klassischen Kompetenzkonzepten, da sie viel mehr als Lern- und Aufgabenfelder zu sehen sind und auch „universelle und lebensweltliche zukunftsrele-vante Geltungsansprüche repräsentieren“ (de Haaan 2008, S. 28ff.). Siehe Tabelle:

Eigene Darstellung.

Zu einer Gestaltungskompetenz gehört es zum Beispiel, dass Menschen einschätzen können, welche Folgen oder Gefahren eine Veränderung in der Zukunft hat oder wie gerecht Ent-scheidungen für andere Menschen sind (vgl. BNE 2018).

Eine solche Gestaltungskompetenz erfordert es, Gegenwart umfänglich zu verstehen, vor allem aber eine frühzeitige Vermit-lung von Zukunftsdenken und Zukunftsorientierung, eine gewisse Zukunftsfähigkeit, d.h. die Fähigkeit, bewusst antizipieren (vorausschauen) zu können, um in der Lage zu sein, Zukunft aktiv mitzugestalten, also „zukünftige Zustände willentlich hervorzurufen“ (vgl. Tiberius 2012, S. 34).

Dabei schließt ein erweitertes Verständnis von gebildet sein hier neben Wissen vor allem auch die Fähigkeit eines aktiven Umgangs mit Nicht-Wissen mit ein. Steigt das Wissen, dann geht damit immer auch eine Steigerung des Nicht-Wissens einher, da jedes neue Wissen neue Handlungssituationen bringt und damit neue Kontingenzräume. öffnet:

„Wir leben in der Diktatur des Möglichen, der kontingenten Gesellschaft.“ (Jain 2005, S. 1). Eine der wesentlichen Aufgaben des Bildungssystems liegt deshalb künftig vor allem darin, die „Voraussetzungen für die Fähigkeit mit Zukunft und Unbekanntem umzugehen“ zu schulen (vgl. Lotter 2017b, S. 30).

So bildet das Erlernen eines Umgangs mit Unsicherheiten und Nicht-Wissen ein zentrales Lehrfeld der BNE und wird vor allem durch die Teilkompetenzen „vorausschauend denken und handeln“ sowie „Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können“ repräsentiert (vgl. Hallitzky 2008). Als zentrale Institution des Wissens kommt der Schule damit nicht nur die Aufgabe zu, neue Formen des Wissens zu vermitteln, sondern vor allem auch Nicht-Wissen zu einem aktiven Lehrfeld zu machen, denn, so der Psychologe Daniel Kahnemann:

“We’re blind to our blindness. We have very little idea of how little we know. We’re not designed to know how little we know.” (Kahnemann 2012).

Lies mehr:

2. Neues Wissen: Umgang mit Risiken, Gefahren und Unsicherheiten

Ein umfangreiches Literaturverzeichnis senden wir dir gern zu bzw. veröffentlichen es in dieser Publikation Die Zukunftsbauer in den kommenden Tagen. Die Inhalte des Artikels entstammen der Masterarbeit der Gründerin Aileen Moeck, die 2018 am Institut Futur der FU Berlin veröffentlich wurde.

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Aileen
Die Zukunftsbauer — was ist deine Mission?

Futurist, visionary & strategic mind, founder & activist, transformation, innovation and imagination @dieZukunftsbauer & @DasZukunftsbauerInstitut