Teil 3: Was ist Arbeit?

Aileen
Die Zukunftsbauer — was ist deine Mission?
3 min readJun 25, 2019

--

In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit dem Begriff der Arbeit und dem Wandel der Arbeitswelt.

https://unsplash.com/photos/IClZBVw5W5A

Der Begriff der Arbeit

Arbeit wird definiert als eine zielgerichtete, soziale, planmäßige und bewusste, körperliche und geistige Tätigkeit, die zur Existenzsicherung dient.

In jeder Epoche bildet sich eine eigene Definition von Arbeit heraus, wie der Systemwissenschaftler Manfred Füllsack am Beispiel der Antike und des Mittelalters erklärt. Arbeit damals bezog sich auf „spezifische soziale und kulturelle Aspekte“. Sie stellte den Dienst an einer höheren Sache dar, einer moralischen Verpflichtung, der man nicht entgehen konnte.

Im 19. Jahrhundert entfremdete sich der oder die Arbeiterin zunehmend von seiner/ ihrer Arbeit. Besonders umfassend hat sich Karl Marx mit der Entfremdung der Arbeit in „Das Kapital“ beschäftigt. Marx’ Analyse zeigt auf, dass der Arbeiter nicht für sich selbst arbeitet, sondern für „den Kapitalisten“, also eine unabhängige Macht. Das Produkt der Arbeit gehört auch nicht dem Arbeiter, sondern dem Menschen für den er arbeitet (Kapitalist). Zusätzlich wird durch die Arbeitsteilung, die den Produktionsprozess in viele einzelne Schritte aufsplittert, die Tätigkeit des Menschen auf monotone, repetitive Arbeit reduziert und das eigentliche der Mensch, ein Wesen, das dazu in der Lage wäre verschiedene Fähigkeiten zu entfalten, verkommt zu einem reinen Werkzeug. Natürlich bezieht sich Marx’ Analyse auf den Kontext von schweisstreibender Fabriken Mitten im Zeitalter der Industrialisierung. Doch sich nicht selbst mit seiner eigenen Arbeit, dem Produkt oder der Tätigkeit identifizieren zu können, kommt auch in Bürokontexten oder Bankfilialen vor.

Ein neuer Blick auf Arbeit

Mit der wachsenden Bedeutung der ITK (Informations- und Kommunikationstechnologie) und durch die Zunahme der Automatisierung des produzierenden Gewerbes verschwanden Mitte des 20. Jahrhunderts immer mehr Berufe. Die Arbeit als solche verschwand allerdings nicht, sondern änderte nur ihre Form. Charles Handy, der wesentliche Beiträge zur Erforschung von Organisationen und Management-Strukturen lieferte, schreibt:

„The shape of work can take is decided by the available technology, adjusted to the social structure of the time, and then fitted into the prevailing values.“.

Mit dem Übergang von der Industrie- in die Wissensgesellschaft entstand zunehmend ein neuer Blick auf den Bereich Arbeit. Mit der Wissensgesellschaft gewann der Dienstleistungssektor an immer größerer Bedeutung. Lag der Anteil der Erwerbstätigen in Deutschland in diesem Sektor im Jahr 1950 bei nur 32,5%, erreichte er im Jahr 2017 über 74% (Statista 2018).

Woran liegt das? Der Management-Theoretiker Peter Drucker schreibt, dass die Entwicklung hin zur Wissensgesellschaft nicht durch die Produktionsseite begründet werden kann. Das bedeutet, dass der Arbeitsmarkt nicht plötzlich viele gut ausgebildete Arbeitskräfte fordert, sondern dass das Angebot gut ausgebildeter Arbeitskräfte steigt. Wissensarbeiter, die lange Ausbildungszeiten hinter sich haben, fordern zunehmend Berufspositionen, bei denen sie ihre erworbenen Fähigkeiten nutzen können, wodurch sich Stück für Stück die „Natur von Berufen“ ändert. Mit der Zunahme der Bedeutung des Wissens, steigt auch die Bedeutung der Ausbildung. Ein Wissensarbeiter, so Drucker, ist jemand, der mehr über seine Tätigkeit weiß, als jeder andere in der Organisation. Der Einzelne ist damit nicht mehr einfach ersetzbar, sondern sein Wissen ist wesentlich für den Erfolg. Dies unterscheidet den Wissens- von dem Produktionsarbeiter.

Nicht mehr die körperliche Arbeitskraft generiert Wert, sondern Wissen:

„When knowledge becomes involved in some systematic form in the applied transformation of resources (through invention and design), then one can say that knowledge, not labor, is the source of value.“ (Bell 1773).

Das was heute als der Wandel der Arbeitswelt bezeichnet wird, stellt somit kein neues Phänomen dar, sondern geht im Wesentlichen zurück auf den Übergang von der Industrie- in die Wissensgesellschaft.

Obwohl der Wandel der Arbeit bereits lange eingeleitet wurde, fordert er uns vor allem jetzt akut heraus. Warum?

Lies mehr:

Teil 4 Digitale Transformation

Ein umfangreiches Literaturverzeichnis senden wir dir gern zu bzw. veröffentlichen es in dieser Publikation in den kommenden Tagen. Diese Inhalte des Glossars entstammen der Masterarbeit der Gründerin Aileen Moeck am Institut Futur 2018.

--

--

Aileen
Die Zukunftsbauer — was ist deine Mission?

Futurist, visionary & strategic mind, founder & activist, transformation, innovation and imagination @dieZukunftsbauer & @DasZukunftsbauerInstitut