_4 Digitale Dinge — Produzieren 4.0

Wer glaubt, dass die Herstellung von Produkten outdated ist, hat sich laut der McKinsey-Studie „Digitizing the Value Chain” (2015) getäuscht. Immer noch ist die Produktion eine treibende Kraft der globalen Wirtschaft und macht knapp 16% des globalen GDP aus. Im Fokus der Studie steht das „Digital Manufacturing and Design Innovation Institute” (kurz: DMDII), ein führendes amerikanisches Forschungsinstitut im Bereich digitaler Produktentwicklung und Produktion mit Sitz in Chicago. Aktuell werden Potentiale der Digitalisierung für die Produktion intensiv diskutiert, auch und insbesondere in Europa (Stichwort „Industrie 4.0”). Technologien und Trends, die dabei eine Rolle spielen, sind aktuell etwa 3D-Druck (Mass Customization) oder das Internet of Things (miteinander kommunizierende Autos, etc.). Thomas Sattelberger beschrieb zuletzt in einem Vortrag vor HR-Vertretern in Bonn die Position Deutschlands und Europas in der Weltwirtschaft als Sandwichposition zwischen Chinas „Machine House” und Amerikas „Digital House”. Industrie 4.0 kann eine mögliche Antwort produzierender deutscher Großunternehmen auf diese globale Entwicklung sein. McKinsey weist in der zitierten Studie vor allem auf die „Preparedeness” der Unternehmen hin. Drei Aspekte werden besonders deutlich:

1. Die Digitalisierung greift bereits in die Entstehung von ganz materiellen und nicht-virtuellen Produkten ein und ist nicht nur in Europa Gegenstand großer politischer und wirtschaftlicher Initiativen — so haben zuletzt 200 Organisationen und die US-Regierung gemeinsam über 270 Millionen Dollar in das DMDII investiert.

2. Von den Unternehmen, die am DMDII teilnehmen hat McKinsey 83 Executives befragt, von denen 80% „Digital Operations” als kritischen Wettbewerbsfaktor sehen. In der gleichen Umfrage haben aber nur 13% geäußert, dass ihr Unternehmen hohe digitale Fähigkeiten hat. Dabei treten die meisten Herausforderungen in den Bereichen von Computer-Aided-Design (CAD), Enterprise Resource Planning (ERP) and Manufacturing Execution Systems (MES) auf. Eine Chance zur Weiterentwicklung dieser Systeme liegt darin, breitere Verfügbarkeit zu schaffen, sie also auch für kleinere Unternehmen mit geringeren Produktionsgrößen und Budgets leist- und verfügbar zu machen. Dabei ist in den kommenden Jahren eine ähnliche Entwicklung wie die im Bereich von Multimedia-Anwendungen für Endnutzer erlebte zu erwarten (es ist beispielsweise viel günstiger und einfacher geworden, eine eigene kleine Website als Privatperson oder Kleinunternehmen anzulegen). Die Grundprinzipien dieses Fortschritts gelten auch für die digitale Produktion: „Achieving the transformative potential from digital manufacturing, by contrast, requires information systems that are open, interoperable, and user-friendly.”

3. Die Digitalisierung hat in produzierenden Unternehmen Potential, das weit über die Design-Phase eines Produkts hinausreicht. Wichtig ist das Engagement kleinerer Player in der Wertschöpfungskette und nicht zuletzt der Konsumenten selbst (z.B. Coca Cola — „Share a Coke”, Mercedes Benz — „Mercedes Me”) und für diese Communities bzw. „Business Ecosystems” zu schaffen, die für alle Akteure Mehrwert bereithalten. Auch „Mikro-Produzenten” sind in diesen Ökosystemen als Spieler mitzudenken, bisweilen organisieren sich diese bereits auf eigenen Distributions- und Netzwerkplattformen (z.B. dawanda). Besonders für große Unternehmen ist die Frage entscheidend, wie mit dieser Dezentralität umgegangen werden kann, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, was es gilt zentral zu leisten.

Kennen Sie Plattformen, auf denen User für User produzieren? Bewegen sich in diesen Ökosystemen auch etablierte Unternehmen der jeweiligen Branche als Akteure? Wo regt die Digitalisierung von Produktion und allgemein von „Dingen” die Fantasie für Ihr Unternehmen an? Wie offen sind Ihre Produktentwicklungsprozesse?

Kennen Sie Plattformen, auf denen User für User produzieren? Bewegen sich in diesen Ökosystemen auch etablierte Unternehmen der jeweiligen Branche als Akteure? Wo regt die Digitalisierung von Produktion und allgemein von “Dingen” die Fantasie für Ihr Unternehmen an? Wie offen sind Ihre Produktentwicklungsprozesse?

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Heitger Consulting
Digitalisierung, mein Unternehmen & ich

Heitger Consulting, 2007 gegründet von Dr. Barbara Heitger mit Sitz in Wien, versteht sich als Pionier in der systemischen Unternehmensberatung.