_6 Future Perfect?

Technologie — Was will das Internet?

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Dass es breite bottom-up Bewegungen entscheidend stärken kann, hat das Internet mehrfach bewiesen. Steven Johnson beschreibt dies in seinem Buch Future Perfect (2012) u.a. anhand des Arabischen Frühlings und des Occupy-Movement. Ob so großer Macht des Schwarms kann einem auch flau werden. Wer hat da noch Kontrolle? Wie kann Kontrolle überhaupt aussehen, wenn Schwärme sich doch als kollektive Körper dezentral steuern? Johnson führt die Wertevorstellungen der „Peer Progressives” (Gleichheit, Beteiligung und Diversität) ins Treffen und meint, mit diesen Grundsätzen könne das Internet Treiber und Tool für einen neuen Wohlstand werden. Noch gelte es lange Rüttelstrecken zu überwinden, mit hoher Toleranz für Risiko und Scheitern. Er vertraut oder hofft auf die Demokratisierung des Zugangs zu Information und damit zu Macht (politischer, wirtschaftlicher, medialer Macht). Wir meinen dazu: Ja, das Netz ermächtigt User, Akteure zu sein und an Communities teilzuhaben, die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Wert schaffen. Wie in solchen Communities Richtungsentscheidungen getroffen werden und wie diese auch nachhaltig, auf der Basis geteilter Werte, umgesetzt werden können, ist allerdings eine offene Frage. Der Verlauf des Arabischen Frühlings macht dies deutlich. Zudem entsteht in den großen Internet-Konzernen wie Google und Facebook aktuell eine neue Daten- und Informationsmacht, die das Verhältnis wieder zu Ungunsten des einzelnen Nutzers verschiebt. Effektive Kontrollmechanismen fehlen bislang, die Zukunft wird zeigen, ob es gelingt, diese zu etablieren. Aus unserer Sicht muss es also heißen: „Future Perfect?”

Community — Was machen wir mit dem Internet?

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung ist der Begriff „Community” allgegenwärtig. Doch was verbirgt sich dahinter eigentlich, fragt Steven Johnson: Der Einzelne kann dazu beitragen, dass sich im Ganzen etwas ändert. Neue Chancen für Partizipation und Engagement ermöglichen es uns, eigene Anliegen in die Gemeinschaft bringen. Es spielt dabei keine Rolle, ob es um eine Unternehmensidee geht, die plötzlich eine stärkende Community im Rücken hat, um private, politische oder gesellschaftliche Interessen. Für klassische Unternehmen lautet die Schlüsselfrage, wie heterarchische Communities die Hierarchie ergänzen können oder wie ein Weg dazwischen zu gestalten wäre: Wann gilt es, auf selbstorganisierte Kollektive zu setzen (von Mitarbeitern, Konsumenten, Partnern)? Wann ist Hierarchie unabdingbar, um bestimmte Ziele und konkrete Ergebnisse zu erreichen? Wann braucht es etwas von beidem? — Johnson lenkt den Blick auf die Grenze, ab der, wenn Schwierigkeiten in einer Community auftreten, der oder die Verantwortliche eingreifen müsste. Selbstorganisation heißt: Es geht ohne Eingriff und die Verantwortung wird verteilt. Das neue Zentrum liegt dann in der Peripherie. Uns stellt sich die Frage: Wo stößt Selbstorganisation an Grenzen? Die zunehmende Vernetzung bringt mit sich, dass Außen und Innen von Systemen stärker aufeinander bezogen und weniger unterscheidbar sind, es entstehen Communities mit flexibleren Rollen als bisher und neue Business Ökosysteme. Nicht nur Unternehmen beschäftigt diese Entwicklung aktuell intensiv, sondern z.B. auch die Politik, etwa in den Bereichen Stadtentwicklung und Bildung. Die Logik der Digitalisierung ist eine systemübergreifende. Wie viel „Kern” brauchen Organisationen dann in Zukunft? Oder bedarf dieser als geteilter Sinn besonderen Schutzes?

Wo begegnen Ihnen die Spannungsfelder von Hierarchie und Selbstorganisation? Was sind Ihre Erfahrungen mit Online-Communities, die Austausch mit und zwischen Kunden, Lieferanten, Partnern oder anderen Stakeholdern ermöglichen? Wer hat in Ihrem Unternehmen und Alltag Macht über welche Informationen?

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Heitger Consulting
Digitalisierung, mein Unternehmen & ich

Heitger Consulting, 2007 gegründet von Dr. Barbara Heitger mit Sitz in Wien, versteht sich als Pionier in der systemischen Unternehmensberatung.