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Ein Multitalent aus Tübingen

Tübinger Geschichten
3 min readFeb 20, 2015

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Jurist, Journalist, Buchautor, Fernsehmoderator. Es gibt keinen anderen ehemaligen Tübinger, der heute eine mediale Vollzeitpräsenz hat, wie Claus Kleber. Jetzt wurde er als Honorarprofessor der Medienwissenschaft nach Tübingen gerufen und die Studenten stellen sich bereits für seine Blockseminare an. Doch wie hat der berühmte Journalist sein Studium in Tübingen verbracht? Was hat ihn dazu bewegt, nach Tübingen zurückzukehren? Ein Kommentar zu einer Entscheidung.

Am 30. Januar um 14.01 Uhr geht die Pressemitteilung der Universität Tübingen raus. Ab jetzt ist es offiziell: Der international bekannte Nachrichtenjournalist Dr. Claus Kleber wird am Institut für Medienwissenschaft lehren. Der gebürtige Reutlinger studierte in den Jahren 1974 bis 1980 an der juristischen Fakultät Rechtswissenschaften. Er arbeitete nebenher viel für den Südwestrundfunk in Tübingen und Baden-Baden. Nach dem zweiten Staatsexamen promovierte Claus Kleber bei Professor Thomas Oppermann zu einem medienrechtlichen Thema. Nach dem Studium setzte er seine journalistische Karriere erfolgreich fort.

Ein Mal ein Guestfale, immer ein Guestfale

Claus Kleber ©http://bit.ly/1zxBqpv

Bereits als Studienanfänger trat der Journalist der katholischen Studentenverbindung AV Guestfalia bei. Neben dem Feiern diskutierte man über Umweltschutz, Nachhaltigkeit und die Grenzen des Wachstums. Heute sind die Themen nicht anders, einige sind dazugekommen. „Globalisierung, Leistungsgesellschaft und Ukrainekrise“, meint Julian Müller* ein aktives Mitglied des Hauses. Er erzählt auch, dass Claus Kleber „nie die Verbindung zu Tübingen und zu Guestfalia aufgegeben“ hat. Der Journalist zähle zu den wichtigen „alten Herren“, die für die Studenten eine Vorbildsfunktion erfüllen.

Studiert was Vernünftiges!

Umso bedeutender die neue Rolle die Kleber einnimmt. In einem Interview mit dem „Schwäbischen Tagblatt“ über die Honorarprofessur erzählt der Journalist über seine Studienzeit. Er empfiehlt jungen Menschen mit journalistischen Berufswunsch: „Studiert etwas, das mit dem wahren Leben zu tun hat.“ Diese Haltung scheint sehr kritisch gegenüber der akademischen Journalistenausbildung zu stehen. Dabei ist Tübingen mit dem Studiengang Medienwissenschaft und Medienpraxis ein Vorbild für die praxisorientierte Ausbildung. Der Studiengang ist für Claus Kleber auch nicht unbekannt: Bereits im Jahr 2005 war der Journalist Gastdozent der „Tübinger Mediendozentur“ und referierte vor Studierenden über „Wirklichkeit und Wahrnehmung in den Medien“.

Der Student im Hamsterrad

Über die Studenten im Jahr 2005 sagte Kleber: „Wer sein Studium in sechs Semestern absolvieren will, ist kein werdendes Genie, sondern ein armes Würstchen.“ Und im „Schwäbischen Tagblatt“ berichtet er weiterhin über seine 14 statt 6 absolvierten Semestern, die heute utopisch erscheinen. Auf den Einwand der Interviewerin, die Studienpläne seien heute zu vollgepackt, sagt Kleber: „Ich frage mich allerdings, wie viel von diesem rasanten Studientempo vorgegeben und wie viel selbst auferlegt ist, weil alle in diesem Hamsterrad sitzen und man möglichst schnell fertig sein will.“

Wie wird wohl die Wirklichkeit und Wahrnehmung von Claus Kleber auseinander gehen, wenn er ab dem Wintersemester 2015/16 auf die Studenten und ihre Hamsterräder trifft? Vielleicht wäre die studentische Pflichtlektüre der aktuellen Studienordnung auch für Claus Kleber hilfreich.

*Name von der Redaktion geändert.

Weiterführende Links:

Interview mit Claus Kleber

Bericht zur 2. Mediendozentur Tübingen

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