Wie sollte ich mich verhalten? 15 Tipps für Auslandsmitarbeiter*innen

Antikorruption im Alltag

Autorin: Karen Ziemek

Die internationale Entwicklungszusammenarbeit fordert die Mitarbeiter*innen in besonderer Weise. Um Korruption effektiv einzudämmen, kommt es neben einer integren Haltung besonders auf ein breites Netzwerk und den Austausch von Fachwissen an. Die wichtigsten Hinweise stelle ich Ihnen in den nachfolgenden 15 Punkten dar.

1. Integrität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das uns durch unser Leben begleitet. Verstecken Sie diese Haltung nicht. Ein Aufkleber im Autofenster, ein Poster im Büro, ein Beitrag in der Teamsitzung, eine Frage während der Personalauswahl zeigt an, dass Sie korruptionssensibel sind. Im Gegenzug bedeutet es auch, dass Sie sich selbst vorbildlich verhalten — auch bei vermeintlichen Nebensächlichkeiten wie der Nutzung des Dienstwagens für private Fahrten. Gleichzeitig: Vermeiden Sie Äußerungen, die einen Generalverdacht vermuten lassen.

2. Bieten Sie eine konstruktive Mitwirkung an. Die Regierungsverhandlungen oder eine Evaluierung steht an? Zeigen Sie Engagement indem Sie wertvolle Informationen recherchieren, Vorschläge machen und Möglichkeiten aufzeigen, wie Antikorruption noch besser verankert werden kann.

3. Nutzen Sie den Multiakteursansatz und schaffen Sie nachhaltige Dialogroutinen im Land. Denken Sie daran, Mechanismen zu etablieren, damit Ihr Projektfortschritt nachgehalten werden kann, auch wenn Sie schon nicht mehr zuständig sind. Binden Sie Vertreter*innen der Medien, der Kommunen, des Parlaments, der Zivilgesellschaft, der Universitäten und des Privatsektors ein und öffnen Sie die Debatte über Ziele, Inhalte und Vorgehensweise. So signalisieren Sie der Exekutive, dass Transparenz, Partizipation sowie Rechenschaftslegung und Kontrollmechanismen wichtig für die Nachhaltigkeit sind. Aus Erfahrung weiß ich, ein bisschen mehr Öffentlichkeit in der Steuerungsgruppe kann wahre Wunder bewirken.

4. Treffen Sie sich mit dem Chapter von Transparency International oder anderen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft. Diese können in der Regel wertvolle Insiderinformationen für Ihren Sektor bereitstellen und kennen die Verquickungen und Vorgeschichten. Wenn Sie mögen, arbeiten Sie hier ehrenamtlich mit.

5. Organisieren Sie interne Teamsitzungen wie Brown Bag Lunchs und kollegiale Beratungen. Treffen Sie sich mit Kolleg*innen anderer Vorhaben und Organisationen und tauschen Sie sich aus. Sofern möglich, öffnen Sie diese Veranstaltungen bzw. informellen Treffen für Ihre Partner*innen.

6. Stellen Sie sicher, dass Sie in Ihrem Verantwortungsbereich die Kontrolle über die Mittelverausgabung haben. Erstellen Sie Übersichten über die Kosten und Verträge. Kontrollieren Sie Teilnehmerlisten und Fahrtenbücher. Arbeiten Sie eng mit der Buchhaltung zusammen. So zeigen Sie, dass Ihnen eine zielorientierte Mittelverwendung wichtig ist. Wirken Sie mit bei der Weiterentwicklung des internen Regelwerks der Organisation.

7. Auch bzw. gerade wenn der Barmitteldruck groß ist, unterschreiben Sie nur, was Sie verstehen und was vereinbart ist. Fragen Sie nach, bitten Sie um Nachbesserungen. Notfalls auch mehrfach. Aus Erfahrung weiß ich, es bringt wichtige Lernerfahrungen und langfristig eine gute Kooperation, wenn Ihr Gegenüber weiß, wie Sie funktionieren.

8. Interessieren Sie sich dafür, was die Dinge kosten. Auch wenn Sie nur drei Angebote brauchen und wissen, dass die üblichen Anbieter liefern, sollten Sie regelmäßig den Markt sondieren und Rahmenabkommen mit Hotels, Druckereien, Informatiker*innen, Expert*innenbüros etc. überprüfen und neue (günstigere) Anbieter testen.

9. Treffen Sie Ihre Entscheidungen auf sachlicher Ebene. Oft äußern Partnern Wünsche, ohne dass offenkundige, sachliche Argumente gegeben sind. Ein Beispiel: Ein Ministerialvertreter bittet darum, dass die Kommune seiner Heimatregion in das Vorhaben aufgenommen wird. In Ihrem Vorhaben gilt aber bereits die Vereinbarung, dass die ärmsten Regionen bevorzugt werden. Berufen Sie sich auf diese Vereinbarung. So stellen Sie sicher, Ihr Gegenüber nicht bloßzustellen.

10. Wenn möglich, definieren Sie Ihre Ziele auf der Ergebnisebene und vermeiden Sie davon abweichende Aktivitäten. Klären Sie die Erwartungen und Vorgehensweise regelmäßig. Informieren Sie sich über die vorhandenen Mittel. Die gemeinsam definierten Ziele können kaum oft genug wiederholt werden.

11. Die Aktivitäten kommen nicht voran, erfordern höhere Kosten oder das Ergebnis stimmt nicht? Setzen Sie sich klare Grenzen für die Kooperation und Investitionen. Auch wenn es zu schwierigen, mitunter emotionalen Auseinandersetzungen mit Partnern kommt, bleiben Sie Ihren Prinzipien treu. In den allermeisten Fällen gilt: Ihre Ziele und Zielgruppe können auf vielen unterschiedlichen Wegen erreicht werden, und auf diese kommt es an.

12. Fordern Sie Eigenleistungen der Partner. Nicht jede Studie braucht einen externen Consultant und monatelange Abstimmungsprozesse über die Terms of References.

13. Sichern Sie sich bei Ihrem Vorgesetzten, bzw. Ihrer Entsenderorganisation, ab. Informieren Sie ihn oder sie über Schwierigkeiten, diskutieren Sie Ihre Vorgehensweise und gesetzte Grenzen der Kooperation, schlagen Sie Lösungen vor. Es ist meist ungünstig, ein Problem spät anzusprechen.

14. Arbeiten Sie transparent, sodass andere Ihr Tun nachvollziehen und aufgreifen können. Fordern Sie eine umfassende Einarbeitung durch den bzw. die Vorgänger*in ein. Bestehen Sie darauf, erarbeitetes Wissen an Ihre*n Nachfolger*in weitergeben zu können.

15. Kooperieren Sie mit und informieren Sie andere Organisationen. Bauen Sie regelmäßige Austauschformate auf, um Erfahrungen mit Partnern zu teilen.

Wie sehen Sie das?

Diese Liste lässt sich natürlich verlängern. Was denken Sie dazu? Welche Tipps möchten Sie weitergeben? Schreiben Sie gern einen Kommentar auf dieser Seite oder eine Nachricht über das Kontaktformular auf unserer Webseite.

Weiterführende Informationen

Vorschau

Im nächsten Beitrag möchten wir auf die Entwicklung des Portfolios zu Antikorruption eingehen: Gibt es mehr Projekte? Sind diese ausreichend finanziert? Im Jahr 2019 flossen nach Angaben der Bundesregierung nur 0,52 Prozent der öffentlichen Mittel der Entwicklungszusammenarbeit in die Bekämpfung von Korruption.

--

--

Transparente Entwicklungszusammenarbeit

Blog der Arbeitsgruppe staatliche Entwicklungszusammenarbeit von Transparency International Deutschland e.V., der Koalition gegen Korruption.