Content kommt auf leisen Sohlen

Dominik Buchbauer
2 min readJan 9, 2017

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Seit fast anderthalb Jahren beschäftigen wir uns im Studiengang Content-Strategie mit nutzerstiftenden Inhalten, die relevante Zielgruppen begeistern und dem Unternehmen Erfolg versprechen sollen. Dabei stellt sich die Frage, ob die Disziplin Content-Strategie mittlerweile auch in der Praxis deutschsprachiger Unternehmen angekommen ist.

Vor meinem Studium hatte ich von Content-Strategie noch relativ wenig Ahnung. Auch in der Arbeit bin ich kaum mit dem Begriff Content in Berührung gekommen — höchstens in Online-Artikeln ausgewählter Medien war hin und wieder die Rede von einer aus dem angelsächsischen Raum stammenden Disziplin, die dem seit Jahren schwächelnden klassischen Marketing Konkurrenz machen soll. In der Praxis hatten zu diesem Zeitpunkt nur wenige Unternehmen eine Content-Strategie definiert.

Content kommt auf leisen Sohlen (eigenes Foto)

Im Jahr 2017 scheint Content-Strategie zumindest teilweise in der Praxis angekommen zu sein. Glaubt man einer aktuellen CMF-Basisstudie, so haben immerhin schon 45 Prozent der Unternehmen eine Content-Strategie implementiert. Diese Zahlen scheinen mir nicht abwegig zu sein. Denn ich beobachte speziell seit dem letzten Quartal 2016 einen neuen Trend: Immer mehr deutsche Agenturen sind auf der Suche nach geeigneten Kanälen, um nutzerstiftende Inhalte von Kunden zu verbreiten. Seitdem erhalte ich vermehrt Anfragen, externe Blogposts auf unserer Website absolventen.at zu veröffentlichen. Es handelt sich um Agenturen, die für ihre Kunden Portale recherchiert haben, welche gezielt junge Zielgruppen ansprechen. Ich kann mir vorstellen, dass auch Blogs anderer Branchen und Zielgruppen für jene Agenturen relevant sind.

Ob hinter dieser Vorgehensweise eine konkrete Strategie steckt oder diese Anfragen nur deshalb kommen, weil Content momentan gehypt wird, kann ich nicht sagen. Eines scheinen die meisten Agenturen aber verstanden zu haben: Ohne nutzerstiftenden Content funktioniert diese Strategie nicht. Gewiss weisen nicht alle Blogposts ein gleich hohes Qualitätslevel auf, aber die Richtung stimmt: Weg von reinen Marketing-Buzzwords rund um ein konkretes Produkt und hin zu Texten, die die User informieren oder unterhalten.

Ist das letztendlich nicht doch einfach nur geschickt verpackte Werbung? Meine Studienkollegin Judith Köck hat sich mit dieser Frage näher beschäftigt und kommt zu dem Schluss, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Content unabdingbar ist; zumal sonst auch die Glaubwürdigkeit leiden würde.

Ich bin gespannt, wie viele Content-Anfragen ich im neuen Jahr erhalten werde, wage aber schon jetzt die Prognose, dass es sicher nicht weniger werden. Apropos Prognose: Welche Trends gibt es im neuen Jahr 2017? Sind es Live-Videos, Live-Videos und nochmal Live-Videos, wie Marketing Guru Guy Kawasaki prophezeit? Oder beginnt gar eine neue Epoche, die Content-Strategie in den nächsten Jahren als Kern aller Strategien definiert, wie Stephan Heinrich anmerkt? Wir dürfen gespannt sein. Für Content-Strategen gilt, wie immer die Augen offen zu halten und neue Dinge auszuprobieren, jedoch stets auf Basis einer durchdachten Strategie zu arbeiten.

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