Das viel zu frühe Big-Board zur 2023 Draft

Gathering Intel
35 min readNov 3, 2022

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Einmal vorab: Ich habe von den meisten Spielern zu diesem Zeitpunkt ein limitiertes Sample gesehen und es ist aufgrund von Kontext, Verfügbarkeit des Tapes oder anderen Gründen nicht möglich eine abschließende Bewertung über die Spieler zu treffen. Scouting verläuft nie linear, weshalb es bei einigen Spielern mehr, bei anderen Spielern weniger Spiele benötigt, um ein gutes Gefühl für sie zu bekommen. Das viel zu frühe Board soll als Datenpunkt dienen, als Zwischenschritt vor dem Pre-Draft Jahr und eine frühe Einschätzung darstellen, nicht mehr und nicht weniger. Die Beschreibungen sollen einen ersten Anhaltspunkt liefern, wie ich über die Spieler denke. Es sind keine vollständigen Scoutingreports und ich wollte absichtlich nicht zu extrem in die Tiefe gehen. Einige Spieler werde ich auch nur oberflächlich behandeln. Trotzdem haben wir, zu diesem Zeitpunkt meiner Meinung nach kein vergleichbares Projekt in deutscher Sprache und das macht mich im Nachhinein ein wenig stolz.

Es werden auf dem ersten Board nur Freshman und Internationale Spieler im Fokus stehen. Meine spannendsten Returner werde ich ganz unten extra auflisten und zu einem späteren Zeitpunkt dem Board hinzufügen. Ich bin nicht sonderlich gut darin, die Breakouts von Returnern vorherzusehen, wenn ich ehrlich bin und habe von vielen Freshman zu diesem Zeitpunkt mehr Tape geschaut. Dadurch, dass ich erst seit der Saison 2019/20 aktiv scoute und regelmäßig die NCAA verfolge, fehlt mir hier vielleicht auch einfach die Erfahrung.

1. Victor Wembanyama (Boulogne-Levallois Metropolitans 92)

2022/23 Metropolitans 92 Stats (5 Spiele):
18.6 PTS | 29.1 MIN | 54.8% TS% | 48.1% FG% | 4.4 3PA | 36.4% 3P% | 61.1% FT% | 7.8 REB | 2.4 AST | 1.8 TOV | 1.4 STL | 2.4 BLK | 2.4 PF

Ich habe vor einigen Monaten bereits ausführlich über Victor gesprochen. seitdem hat sich hauptsächlich mein Standpunkt zu seinen Verletzungen geändert.

Victor dürfte zu diesem Zeitpunkt nahezu jedem Basketball Interessierten ein Begriff sein. Er gilt berechtigterweise als der spannendste Spieler im Draft seit *insert All-Time Great here*. Sein kürzlicher Wechsel vom größten Team in Frankreich, Asvel Villeurbanne zum dritten des Vorjahres gemanaged von Boris Diaw, Metropolitans 92 Boulogne-Levallois kam für viele sehr überraschend (Es ist nicht überliefert wie Diaw Wembanyama den Wechsel schmackhaft machte, Bill Walton hat in diesem Clip aber wunderbar erklärt, wie wichtig Boris Diaw war). Asvel ist in der Euroleague vertreten, Boulogne-Levallois spielt nicht einmal international. Es geht für Victor wahrscheinlich in seinem letzten Pre-Draft Jahr nicht mehr darum, auf dem höchstmöglichen Level zu spielen, sondern vielmehr darum, seinen Status als klare Nummer eins zu festigen und möglichst viel Spielzeit auf einem soliden Niveau zu bekommen, ohne den absoluten Druck zu haben, Abend für Abend keine Fehler machen zu dürfen. Wir haben im bisherigen Saisonverlauf gesehen, dass Wembanyama in seinem neuen Team absolut grünes Licht dafür hat, allerlei auszuprobieren, was für uns Zuschauer und Scouts natürlich sehr spannend ist.

Victor ist die Endstufe des Positionslosen Spiels. Es gibt offensiv wenig, was er nicht irgendwie schon gezeigt hat. Er findet sich auch immer besser mit seinem Körper zurecht und wirkt immer weniger als eine frisch geborenen Baby Giraffe. Die Koordination und Flexibilität bei der Körpergröße ist so wahrscheinlich noch nie da gewesen und erlaubt es ihm in Winkeln im Drive anzugreifen, die für einen Spieler seiner größer eigentlich nicht existieren. Der Wurf und die Fußarbeit sehen seit jeher sehr rund aus. In dieser Saison scheint er auch endlich Konstanz im Wurf zu entwickeln. Wir sprechen hier übrigens nicht von simplen Catch And Shoot Würfen, sondern vom kompletten Arsenal inklusive Stepbacks, Pull-ups, Sidesteps, Moving Threes, Grenade Handoff Threes oder Versuchen, bei denen er mit einem Fuß abspringt. Er hat in dieser Saison einfach das ultimative grüne Licht und ist gerade im Hinblick darauf bislang überraschend effizient. Sein Drive sieht bislang auch wirklich gut aus. Seine gute Fußarbeit und schiere Länge und Beweglichkeit ermöglichen es ihm, den Ball extrem früh aufzunehmen und sich trotzdem bis zum Ring durchzutanken. Die größten Kritikpunkte bleiben sein „nur“ überdurchschnittlich gutes Passing und vor allem sein relativ langsames Processing, was ihn in seiner Entscheidungsfindung hindert. Es soll nicht so klingen, als ob Victor ein perfekter Spieler wäre, aber er ist verdammt nach dran. Worüber wir uns Gedanken machen müssen, ist auch seine Upside als On-Ball Creator. Auch wenn er hier bislang gut funktioniert, habe ich Bedenken, dass sein Ballhandling einfach zu lose und zu hoch sein wird, was alleine aufgrund seiner Körpergröße ein Faktor sein sollte. Die Defizite im Decisionmaking und Passing spielen hier sicherlich mit rein.

Defensiv ist er meiner Meinung nach etwas weiter weg ein elitärer Spieler zu sein. Auch hier ist es sein Processing, welches nicht immer das schnellste ist. Es hilft natürlich, dass Victor wahrscheinlich den denkbar größten Spielraum für Fehler besitzt und alleine durch seine Physis eine Menge Fehler ausbügeln kann. Auch seine vertikale Explosivität ist ausbaufähig, was sich besonders auf seinen Einfluss als Rim Protector auswirkt. Sein Rebounding bzw. Reboundingverhalten ist ebenfalls stark ausbaufähig und er hat hier einfach nicht den Einfluss, den man sich wünschen würde. Wembanyama ist beileibe kein mieser Verteidiger, sein Einfluss an diesem Ende ist aber etwas kleiner, als man denken würde. Aktuell kann er alleine durch seine Mobilität und Länge gepaart mit soliden Rotationen offensive Würfe und Wurfversuche beeinflussen — teilweise verändert er sogar einfach durch seine Anwesenheit, dass der Gegner bestimmte Abschlüsse nimmt. Es ist schwer auf der einen Seite zu sagen, dass der Spieler noch klare Schwächen hat und auf der anderen Seite ist, wenn Victor es will, kein Wurf auf dem Feld für den Gegner verfügbar, der nicht noch irgendwie von ihm contested werden könnte.

Das leidige Thema mit den Verletzungen…
Der bisherigen Verletzungen deuten nicht darauf hin, dass er in Zukunft als verletzungsanfällig gelten sollte. Man kann über dieses Thema einen eigenen Artikel schreiben, am Ende sollten wir nicht wegen Äußerlichkeiten darauf schließen, dass ein Spieler in Zukunft einen signifikanten Anteil seiner Spiele verpassen wird. Auch der Fakt, dass Victor über 7 Fuß groß ist, macht aus ihm keine wandelnde Krankenakte. Die meisten großen Spieler, die wirklich Probleme mit Verletzungen haben, sind deutlich schwerer als Victor und dürften alleine deshalb zusätzlichen Stress auf ihren Körper ausüben. Solange wir keine klaren Anzeichen dafür haben, dass Victor wirklich anfällig in bestimmten Bereichen ist, sollten wir dieses Thema eher ruhen lassen. Wir sprechen bei kleineren Spielern auch nicht ständig darüber, dass dieser Körpertyp in der NBA ebenfalls zu Unterkörperverletzungen wie Bänderrissen in allen Bereichen neigt. Selbst WENN es leichte Bedenken zu dem Thema geben kann, sind sie für mich im Kontext mit Wembanyama als Prospect und seinem Status als klares Nummer eins Prospect zu diesem Zeitpunkt irrelevant.

2. Scoot Henderson (G-League Ignite)

2021/22 G-League Ignite Stats:
14.6 PTS | 27.6 MIN | 56.5% TS% | 45.4% FG% | 2.4 3PA | 19.6% 3P% | 78.0% FT% | 4.7 REB | 3.9 AST | 2.2 TOV | 1.9 STL | 0.2 BLK | 3.4 PF

Scoot war in der vergangenen Saison wahrscheinlich Ignites zuverlässigster Ballhandler, obwohl er mit 17 bzw. 18 Jahren der mit Abstand der jüngste Spieler des Teams und der gesamten Liga war. Der Burst und die vertikale Explosivität erinnern hier ganz stark and Spieler wie Ja Morant oder einen jungen Russell Westbrook. Ein Vergleich, den ich ganz passend finde, geht eher in die Richtung Baron Davis. Wie Davis ist auch Scoot ein recht langer, kräftiger, aber explosiver Guard, der auch Gefahr durch sein Pullup Game ausstrahlt. Henderson war bereits im ersten Ignite Jahr ein extrem guter Midrange Creator und trag starke 43 % seiner Würfe, von denen nur etwa 39 % assistiert waren. Früher oder später sollte sich sein Shooting Touch auch auf den Dreier übertragen lassen. Scoot ist ein hervorragender Finisher am Ring, traf dort in seiner Debutsaison schon starke 62,2 %. Das liegt vorwiegend an seiner Explosivität, seiner guten Balance und den Vorteilen, die er im Drive generieren kann. Die Fenster für einen Abschluss sind für ihn dadurch etwas größer, als für andere Spieler. Teilweise ist es wirklich unverschämt, aus welchen Situationen Scoot noch in der Lage ist, per Dunk abzuschließen. Im Playmaking sah Scoot in den beiden Vorbereitungsspielen bereits verbessert aus und war in der Lage komplexere Pässe zu sehen und an seine Mitspieler zu bringen. Die Ruhe, mit der er schon jetzt agiert, unterscheidet ihn von den meisten “typischen” extrem athletischen Guards, die vor ihm kamen.

3. Cam Whitmore (Villanova Wildcats)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
15.7 PTS | 26.3 MIN | 53.0 % TS% | 50.3% FG% | 3.4 3PA | 21.6% 3P% | 45.7% FT% | 7.7 REB | 1.6 AST | 2.3 TOV | 1.5 STL | 1.4 BLK | 2.1 PF

Cam ist am Daumen der Wurfhand operiert worden und könnte den Saisonstart verpassen.

Cam Whitmore ist einer der jüngeren Freshman des Jahrganges und trotzdem sticht er durch seine beinahe Zion-like Körperkraft und Vertikalathletik heraus. Er ist super funktional in diesem Bereich und kann diese Fähigkeiten extrem gut kombinieren. Besonders beim Finishing fällt sofort auf, dass er sowohl am Boden als auch in der Luft viele Verteidiger relativ einfach aus der Position bringen kann und sich so Platz für seinen Abschluss verschafft. Seine gute Balance und der solide Touch am Ring kommen hier ebenfalls zum Tragen. Besonders beeindruckend ist seine Aggressivität und der Wille wirklich jeden Verteidiger aufs Poster zu bringen. Er ist nicht nur ein reiner Athlet, sondern sneaky einer der spannenderen Komplementär-Flügelspieler dieser Freshman Klasse. Cam ist ein überdurchschnittlich guter Passer und für seine Größe sogar ein solider Ballhandler mit sehr positiven Flashes. Er konnte in jedem Kontext seine spannenden Creation Ansätze zeigen und jüngst beim FIBA Turnier beweisen, dass man seinem Wurf durchaus trauen kann (~46 % 3P% für Team USA, 22 3PA). Auch die Highschool Statistiken sehen diesbezüglich nicht übel aus, auch wenn es natürlich nur ein kleines Sample ist (63 3PA, 41,3 %, mehr habe ich leider nicht gefunden). Die angesprochene Self-Creation beschränkt sich bei Whitmore nicht nur auf seine Drives, sondern beinhaltet ebenfalls selbst kreierte Midrange Würfe und Dreier.

Auch defensiv weiß Whitmore seine Physis einzusetzen. Er ist ein wahrer Transition Chasedown Spezialist und könnte sich zu einem gefährlichen sekundären Ringbeschützer entwickeln. Er ist allgemein ein aktiver Teamverteidiger, der gerne in Driving oder Passing-Lanes “fischt”, um dann die Transition Offense einzuleiten.

4. Amen Thompson (Overtime Elite — City Reapers)

2021/22 Overtime Elite Stats
13.3 PTS |26.8 MIN | 56.3 TS% | 52.7 FG% | 1.9 3PA | 26.5 3P% | 50.7 FT% | 6.1 REB | 3.7 AST | 2.8 TOV | 2.3 STL | 1.3 BLK | 2.1 PF

Ich habe Amen und Ausar bereits ausführlich im Podcast besprochen und ein Video zu jedem der beiden auf meinem YouTube Kanal hochgeladen, in dem ich die beiden recht detailliert analysisert habe.

Amen kann jederzeit von überall bis zum Ring kommen und nutzt seine Athletik nahezu perfekt funktional um. Ob lange „Strides“ von der Freiwurflinie zum Ring oder vertikal über den Verteidiger — Amen ist hier absolut gesegnet. Die Draftklasse ist wie kaum eine andere athletisch gesegnet und Amen ist neben Wembanyama DAS Aushängeschild der Klasse in diesem Bereich. Er ist außerdem ein extrem kreativer Spieler, der mit seinen Lösungsansätzen manchmal an On-Court Genies wie LaMelo Ball erinnert. Sein Courtmapping ist bereits jetzt überragend und er scheint zu jeder Zeit zu wissen, wer sich zu welcher Zeit an welchem Ort auf dem Feld befindet. Er verfügt über einen überragenden Motor, der ihn bislang auf jedem Level zu einem Two-Way Playmaker gemacht hat. Er sprintet permanent in Transition zurück und versucht in vielen nahezu aussichtslosen Situationen noch etwas zu retten. Amen ist ein wahrer On-Ball Stopper, der seine physischen Voraussetzungen enorm funktional aufs Feld bringen kann. Off-Ball, mit Rim-Protection Flashes, enormer Ground Coverage und der Fähigkeit in Passing Lanes zu wüten. Meiner Meinung nach verfügt Amen Thompson, bedingt durch sein gutes Komplementärskillset, über eine spannende Mischung aus Floor und Ceiling.

Der Kontext bei Overtime Elite ist natürlich kritisch zu hinterfragen und auch die fehlende offensive Dominanz auf diesem Niveau werfen Fragen bezüglich der Upside als Franchiseplayer auf.

5. Nick Smith Jr. (Arkansas Razorbacks)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
17.6 PTS | 25.5 MIN | 60.5% TS% | 49.2% FG% | 4.8 3PA | 37.5% 3P% | 77.3% FT% | 3.5 REB | 3.0 AST | 2.3 TOV | 0.5 STL | 0.5 BLK | 1.7 PF

Nick Smith Jr. ist hier an dieser Stelle schon der zweite legitime Primary Ballhandler. Smith hatte sowohl in der Highschool als auch beim AAU Team immer Lob-Targets auf NBA Niveau und wusste eben diese immer in Szene zu setzen. Sein Skillset und seine Größe erlauben es ihm, beide Guard Spots zu bekleiden. Bereits jetzt hat er die (positive) Angewohnheit, nach Kickout Pässen direkt in die Ecke, hinter die Dreierlinie zu sprinten und dadurch Spacing zu generieren und sich geschickt seines Verteidigers zu entledigen. Der Wurf ist schon variabel, er trifft aber gefühlt deutlich besser, nachdem seine Füße „set“ sind. Nahm ein hohes Volumen an Floatern, auch wenn er oftmals die Möglichkeit gehabt hätte, bis zum Korb durchzukommen. Hier konnte er zumindest seinen hervorragenden Touch unter Beweis stellen. Seine gute Reichweite beim Wurf konnte er bislang in jedem Kontext unter Beweis stellen. Solider On-Ball Verteidiger, der mir jedoch zu leicht durch Spieler mit ähnlichem athletischen Profil geschlagen wurde. Seine Screen-Navigation ist, wie bei den meisten anderen Prospects, ausbaufähig.

6. Ausar Thompson (Overtime Elite — City Reapers)

2021/22 Overtime Elite Stats
15.4 PTS |27.7 MIN | 57.8 TS% | 51.8 FG% | 2.1 3PA | 27.6 3P% | 65.1 FT% | 8.6 REB | 3.0 AST | 2.7 TOV | 1.8 STL | 2.4 BLK | 2.5 PF

Ich habe Amen und Ausar bereits ausführlich im Podcast besprochen und ein Video zu jedem der beiden auf meinem YouTube Kanal hochgeladen, in dem ich die beiden recht detailliert analysisert habe.

Ausar verfügt über einige Parallelen zum Zwillingsbruder, Amen. Er ist der technisch rundum etwas besser ausgebildete der beiden. Sein Ballhandle und Wurf sind etwas stärker ausgeprägt als bei seinem Bruder, dafür ist er athletisch etwas weniger beeindruckend. Tolle Playmaking Ansätze und besonders in Transition extrem gefährlich. Defensiv ein absolutes Monster On-Ball und extrem aktiv und einflussreich Off-Ball als Nail Defender oder sekundärer Rim-Protector. Ist im Prinzip nur einen Wurf davon entfernt, sein Potenzial auszuschöpfen. Alles andere sieht extrem eindrucksvoll aus. Noch mehr Connector-Typ als sein Bruder.

7. Dariq Whitehead (Duke Blue Devils)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
16.5 PTS |27.8 MIN | 57.8 TS% | 51.0 FG% | 4.9 3PA | 31.5 3P% | 68.4 FT% | 6.0 REB | 3.1 AST | 1.6 TOV | 1.4 STL | 0.6 BLK | 1.5 PF

Der Blue-Devil wird die Vorbereitung und voraussichtlich einen Teil der frühen Saison aufgrund einer Fußverletzung verpassen.

Dariq postet gerne auf und nutzt seine Länge, Kraft und Finesse. Whitehead bringt richtigen 2000er Swingman Flair mit und ist ein begnadeter Shotcreator in der Midrange. Er hat den typischen hohen Asprung inklusive Two-Motion Jumper, der in quasi jeder Toolbox eines Spielers dieser Zeit zu finden war. Ich bin optimistisch, dass Whitehead sein Spiel auch bis hinter die Dreierlinie verlagern können wird. Dariq kommt eigentlich immer an seine Spots und weiß genau, von wo er hochprozentig abdrücken kann. Ich hätte gerne einige schwierige Midrange Würfe weniger gesehen zugunsten von Abschlüssen am Ring, jedoch ist auch hier der Highschool Kontext mit einzubeziehen. Oftmals war die Zone in der Montverde Offense aber auch verstopft und Whitehead blieb nur der Wurf von weiter draußen. Dariq ist ein guter Finisher, der über einen guten Touch verfügt und über ein ganz gutes Paket verfügt, was unterschiedliche Abschlüsse in Ringnähe angeht. Seine Balance und Kraft helfen ihm auch hier effizient zu agieren. Whiteheads Ballhandling ist ausbaufähig, das liegt hauptsächlich daran, dass er wirklich steif ist und sich etwas “boxy” bewegt. Innerhalb der Offense wurde Dariq oft um Screens kommend in seine Drives eingesetzt, um ihm einen initialen Vorteil zu verschaffen.

Whitehead ist ein guter “Ground” Defender, der durch Kraft und Länge auch größere Spieler übernehmen konnte. Probleme hatte er eher mit der Screen Navigation und schnellen Gegenspielern. Abseits des Balles neigte er für meinen Geschmack zu sehr zum “Ballwatchen”.

8. GG Jackson (South Carolina Gamecocks)

2022 EYBL 17u Stats (20 Spiele):
13.1 PTS | 53.9 TS% | 49.8 FG% | 1.9 3PA | 35.1 3P% | 56.6 FT% | 7.1 REB | 1.9 AST | 1.7 TOV | 0.7 STL | 1.6 BLK | 1.6 PF

Gregory “GG” Jackson ist aller Voraussicht nach der jüngste Spieler des Jahrgangs. Der #1 Spieler der 2023 Highschool Klasse wäre ursprünglich (über)nächste Saison bei den North Carolina Tar Heels aufgelaufen, hat sich aber aufgrund seiner “reclassification” dazu entschieden bereits in der kommenden Saison für die South Carolina Gamecocks zu spielen.

GG Jackson war bislang ein laufendes Missmatch. Durch seine Größe war er oftmals der größte Spieler auf dem Feld. Seine physischen Attribute sind nicht nur für sein Alter exzellent. Er verfügt über einen explosiven Sprung, sieht überaus koordiniert aus und ist kräftig. Jackson ist ein komfortabler Ballhandler in Transition und durchaus in der Lage in verschiedenen Situationen zu passen. High-Level Reads habe ich bislang noch nicht gesehen. Für sein Highschool Team durfte er teilweise die Offense initiieren und oftmals Würfe für sich selbst kreieren. Dass er mit seinem Paket in den meisten Situationen physisch bis zum Ring gelangen kann, verwundert hier nicht. Er zeigte aber auch ein solides Arsenal an Turnaround Shots, Stepback Würfen aus der Midrange und von hinter der Dreierlinie. Darüber hinaus nutzt er gerne Sizeup Dribblings und Hesitations, um von dort aus entweder in seinen Wurf oder einen Drive zu gehen. Die Vielzahl der verschiedenen Rollen, in denen GG bislang spielen musste, ist ebenfalls hilfreich. Für sein Highschool Team war er „the guy“, während er im EYBL Team neben anderen Star Prospects eher als Connector agiert hat.

Defensiv hat er bedingt durch seine Rolle meistens eher als Big und häufig in einer Zone verteidigt. Als Big agierte er vorwiegend konventioneller in einem Drop Schema, zeigte aber auch, dass er durchaus höher am Screen verteidigen und in Space recovern kann. Seine Mobilität und Agilität helfen ihm hier enorm, auch wenn er dazu tendiert, die Füße in Seitwärtsbewegungen zu kreuzen beziehungsweise zu nah zu agieren, was ihn etwas aus der Balance bringt und ihn angreifbarer für schnelle Ballhandler macht. Wenn er geschlagen wird, hilft ihm seine Mobilität, Länge und vertikale Explosivität den möglichen Wurf oder Layup dennoch zu verteidigen.

In einem kürzlich geführten Interview gab Jackson an, dass er in den frühen Trainingseinheiten bereits gemerkt hat, dass er eine gewisse Anpassungszeit benötigen könnte, um sich an das Niveau in der NCAA anzupassen.

9. Jett Howard (Michigan Wolverines)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
11.8 PTS | 24.7 MIN | 53.1 TS% | 45.2 FG% | 4.1 3PA | 26.5 3P% | 77.3 FT% | 4.8 REB | 2.9 AST | 1.0 TOV | 0.7 STL | 0.8 BLK | 2.0 PF

Zu Jett habe ich erst kürzlich einen kompletten Artikel geschrieben. Er erfüllt einfach eine Vielzahl an Kriterien, die mir bei jungen Flügelspielern wichtig sind. Sein Ballhandling ist außergewöhnlich gut für einen Spieler seiner Größe und besonders in engen Räumen beeindruckend. Er ist ein kreativer Passer und er bringt sowohl Shotcreation Ansätze als auch ein spannendes Driving-Game mit nach Michigan, wo er zukünftig für seinen Vater Juwan Howard auflaufen wird.

Es ist für mich schwer einzuschätzen, ob Jett wirklich genügend Spielzeit und Chancen bekommen wird, um sich nach seinem Freshman Jahr zum Draft anzumelden.

10. Jarace Walker (Houston Cougars)

2021/22 IMG Academy Stats(7 Spiele, InStat):
17.0 PTS | 27.3 MIN | 70.9 TS% | 65.2 FG% | 1.1 3PA | 50.0 3P% | 73.5 FT% | 9.3 REB | 3.3 AST | 2.0 TOV | 1.3 STL | 1.6 BLK | 2.9 PF

Physisch ist Jarace gefühlt schon seit seiner Debutsaison für IMG bereit für die NBA. Er ist kräftig, explosiv, aber auch beweglich genug, um seine athletischen Attribute gewinnbringend an beiden Enden einzusetzen.

Großer Wing mit guter Übersicht und Passing-Flashes als Highpost Playmaker und aus dem Drive. War bislang in jeder Rolle sehr effizient und hat ganz verschiedene Rollen übernommen. Shooting Entwicklung in Houston wird ein Indikator sein, ob er eher ein moderner 4er oder flexibler Flügelspieler wird. Katapult-Wurf, extremer Winkel und relativ lange Loading-Time (es gab jetzt in der Pre-Season einige Videos aus dem Shootaround der Cougars, in denen klar zu erkennen ist, dass an Walkers Wurf gearbeitet wurde, der nun deutlich funktionaler wirkt). Hatte aber auch Midrange-Creation am Start bei IMG. Defensiv wird er wahrscheinlich durch seinen hohen Körperschwerpunkt nicht ganz mobil genug, um kleinere Wings oder Guards zu übernehmen. Gute Länge als Rim-Protector. Erinnert hier irgendwie extrem an Scottie Barnes in der HS aufgrund der Flexibilität in seiner Rolle.

Potenzieller “Star” in seiner Rolle mit einem unwahrscheinlichen, aber möglichen Outcome als Wing-Initiator.

11. Terrance Arceneaux (Houston Cougars)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
19.4 PTS | 29.2 MIN | 62.8 TS% | 52.3 FG% | 5.2 3PA | 40.3 3P% | 84.8 FT% | 6.4 REB | 1.3 AST | 2.3 TOV | 1.2 STL | 1.9 BLK | 1.7 PF

Houston stellt mit Arceneaux den zweiten talentierten Flügelspieler dieser Freshman Klasse. Der geborene Texaner ist ein überdurchschnittlicher Vertikalathlet und besitzt Gardemaß für einen NBA Flügelspieler. Die gute Dreierquote aus dem EYBL Sommer 2021 ist kein Ausreißer, denn wir haben ein überaus solides Sample von etwas über 300 3PA aus seiner Highschool Zeit bei Beaumont, von denen er starke 37,7 % traf. Überhaupt bilden die Statistiken aus dem EYBL Sommer Arceneaux Spiel sehr gut ab. Er überrascht niemanden mit seinen Pässen, trifft aber solide Entscheidungen und ist in der Lage die Pässe, die ich von ihm erwarten würde zu spielen. Sein Ballhandling ist ausbaufähig und er scheint auch auf dem Niveau nicht sehr komfortabel zu sein, größere Teile der Offense selbst zu kreieren und findet sich damit eher in der Rolle eines Play-Finishers wieder. Defensiv glänzt Terrance durch Vielseitigkeit, die zum einen durch seine physischen Werkzeuge, zum anderen durch ein gutes defensives Grundverständnis, begünstigt wird. Seine Vertikalathletik hilft ihm effektive Rotationen zum Ring zu laufen, während seine gute Aufmerksamkeit ihm hilft in Passwegen zu lauern. Ich würde ihn als funktionalen Athleten einordnen, der ebenso vertikal als auch lateral begabt ist. Seine Groundcoverage ist abseits der Thompson Zwillingen wahrscheinlich die beste der Klasse.

12. Gradey Dick (Kansas Jayhawks)

2021/22 Sunrise Christian Stats (12 Spiele, InStat):
16.8 PTS | 30.4 MIN | 57.6 TS% | 43.3 FG% | 8.4 3PA | 34.7 3P% | 75.0 FT% | 4.6 REB | 1.9 AST | 1.0 TOV | 2.1 STL | 0.5 BLK | 1.3 PF

Gradey ist für mich der beste Freshman Shooter des Jahrgangs. In den Spielen von Sunrise Christian, die bei InStat geführt werden, nahm Gradey 15 Dreier auf 100 Ballbesitze und traf davon ~35 %. Das ist für Highschool Verhältnisse eine wirklich gute Quote, besonders bei der Anzahl an Versuchen. Dick nimmt natürlich nicht nur Catch And Shoot Dreier, sondern wird regelmäßig um Screens geschickt und hat auch das grüne Licht von weit hinter der Highschool Dreierlinie. Sein ganzes Spiel ist sehr dynamisch und er auch ein gutes Gefühl für den freien Raum und seine eigene Gravity, die er bzw. sein Coach regelmäßig nutzten, um seine Mitspieler einzubinden. Als Ballhandler ist er nicht wirklich gut darin, Vorteile zu generieren. Wenn sich die Situation ergibt, nutzt er gerne ein Push Dribble in den freien Raum, um dort den Pullup zu nehmen. Er verfügt über ein schnelles Processing des Spiels und trifft schnelle, gute Entscheidungen. Ein Teil seines Spiels, das mich absolut jedes Mal überrascht, sind seine Putback Dunks. Auch hier nutzt er seinen Motor und sein gutes Gefühl für freie Räume, um immer wieder Abpraller spektakulär per Dunk zu versenken.

Im Teamkontext gefällt mir Dicks verteidigung wirklich gut. Er hat ein gutes Gefühl, wann er sich von seinem Gegenspieler lösen und den Ball zu attackieren. Mit seiner Länge und überraschend guten Athletik ist er auch mal für die eine oder andere Rotation am Ring zu gebrauchen. On-Ball hat er gerade gegen kleinere und schnellere Gegenspieler seine Probleme.

13. Keyonte George (Baylor Bears)

2021/22 IMG Academy Stats(7 Spiele, InStat):
12.4 PTS | 27.0 MIN | 53.3 TS% | 42.7 FG% | 6.1 3PA | 27.9 3P% | 73.3 FT% | 3.7 REB | 1.3 AST | 1.6 TOV | 0.7 STL | 0.4 BLK | 1.1 PF

Keyonte könnte in meinem Ranking sehr zügig relativ große Sprünge machen, wenn ich seine Leistungen aus der Highschool bei Baylor bestätigt sehe. Er ist wirklich kräftig für einen Spieler seiner Größe und seine Armspannweite wirkt überdurchschnittlich lang. George ist ein talentierter Shotcreator, der sich auf allen drei Ebenen seinen Abschluss kreieren kann und als On-Ball Verteidiger glänzt. Ich fand ihn in den Spielen, die ich gesehen habe, etwas zu verliebt in schwierige Würfe und Floater, obwohl ihm deutlich bessere Abschlüsse offen standen. Darüber hinaus habe ich noch Fragen bezüglich seine Playmakings für andere, auch wenn er durchaus positive Ansätze gezeigt hat.

14. Anthony Black (Arkansas Razorbacks)

Anthony Black hat möglicherweise die besten Hände, die ich jemals bei einem jungen Spieler gesehen habe und kann hier besonders defensiv extrem viel Schaden anrichten. Er ist ein guter Ballhandler für seine Größe, dribbelt aber relativ aufrecht. Er verfügt über eine großartige Übersicht und ist in der Lage in der Regel den freien Mitspieler zu finden. Black verfügt nicht über den explosivsten Antritt oder vertikale Athletik. Er ist durch seine Länge aber in der Lage, dieses Problem zumindest bislang auszugleichen. Ich verspüre gewisse Josh Giddey Vibes, wenn ich an Anthony Black denke und das hat neben dem Playmaking sicherlich auch mit seinen Mikroskills wie komisch getimten Push-Shots oder seinem Touch bei Floatern zu tun. Black ist bis hierhin als zurückhaltender Shooter und Scorer einzustufen. Stand jetzt beschränkt dies sein Outcome für mich, da Teams ihn als Scorer nicht allzu ernst nehmen müssen.

Defensiv war er ein absolutes Stocks-Monster in der Highschool, was hauptsächlich auf seine großartigen Hände sowie seine Hand-Augen Koordination und Länge zurückzuführen ist. Er könnte ein grandioser defensiver Playmaker werden, ich gehe aber davon aus, dass sein Einfluss durch die gute, aber nicht elitäre Länge und seine mangelnde Explosivität eingeschränkt wird.

15. Jordan Walsh (Arkansas Razorbacks)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
12.3 PTS | 24.2 MIN | 50.3 TS% | 46.8 FG% | 1.3 3PA | 18.8 3P% | 56.0 FT% | 7.4 REB | 3.3 AST | 2.0 TOV | 2.0 STL | 0.3 BLK | 2.4 PF

Walsh einen verlässlichen Wurf davon entfernt ein wirklich guter Connector zu sein. Bringt hier mit Handling, Decisionmaking, Playmaking alles mit, was man sich wünscht. Self-Creation außerhalb des Drives sehr schwierig. Komisches athletisches Profil — durch seine Länge und Dynamik kann er immer wieder sehr eindrucksvoll über Ringniveau abschließen, hat aber bei Layups z. B. wenig Lift. Erinnert in dem Aspekt an Scottie Barnes, der hier auch hauptsächlich durch Länge “gewinnt”. Toller Offensivrebounder. Als Transitionballhandler sehr gefährlich, pusht gerne das Tempo, verfügt über gute Übersicht. High-Feel Guy an beiden Enden. Besser Off-Ball als On-Ball defensiv. Wird hier im Drive zu oft geschlagen. Off-Ball sehr aktiv, mit enormer Ground-Coverage, guten Händen und tollen Rotationen. Aktive Hände am Ball und in Passing-Lanes. Gutes Positioning in Space. Spielte verschiedene Rollen in HS und AAU durch seine Länge. Musste alle Positionen je nach Matchup verteidigen und konnte seine Flexibilität unter Beweis stellen.

16. Brandon Miller (Alabama Crimson Tide)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
12.9 PTS | 27.6 MIN | 47.0 TS% | 43.1 FG% | 1.9 3PA | 27.6 3P% | 76.2 FT% | 8.9 REB | 2.3 AST | 2.5 TOV | 1.7 STL | 1.9 BLK | 1.9 PF

Alabama und Brandon Miller ist auf den ersten Blick ein merkwürdiger Fit. Brandon bevorzugt es, sich in der Midrange Würfe zu kreieren und nimmt eher weniger Würfe direkt am Ring oder von hinter der Dreierlinie. Er war für mich einer der einflussreichsten Verteidiger beim von Nike organisierten Peach Jam 2021, zeigt einen guten Touch aus der Midrange, der sich mit der Zeit auch problemlos bis hinter die Dreierlinie verlagern lassen sollte. Ich sehe ihn in Zukunft als Three&D Plus Spieler, der auch aus Second-Side Aktionen kreieren kann. Der Mangel an Abschlüssen am Ring und der daraus resultierenden Freiwurfrate kommt zum Teil dadurch zustande, dass er im Zweifel den Verteidiger oft abschirmt und aufpostet oder dem Kontakt zum Verteidiger gezielt ausweicht. Brandon ist ein “rangy” Verteidiger mit guter Ground Coverage, der gute Tools mitbringt, um defensiv zu bestehen. Am Ball könnte es ihm an Agilität mangeln, um regelmäßig kleinere Gegenspieler zu verteidigen. Er glänzt durch seinen Einsatzwillen und müsste physisch in der Lage sein, eine Vielzahl verschiedener Spielertypen zu verteidigen.

17. Dereck Lively (Duke Blue Devils)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
8.4 PTS | 23.3 MIN | 62.0 TS% | 56.5 FG% | 2.6 3PA | 28.2 3P% | 50.0 FT% | 6.7 REB | 1.0 AST | 0.7 TOV | 0.4 STL | 3.7 BLK | 1.8 PF

Der Duke Freshman wurde sichtlich durch die Änderungen auf seiner Position geprägt. Statt einem ausgeprägtem „back to the basket“ game findet man bei Lively eher einen recht verlässlichen Wurf von draußen. Bereiche, in denen Lively für sich selbst kreieren kann, sucht man (abseits von offensiven Rebounds) wohl vergebens. Dafür spielt er relativ frei von Fehlern und du weißt genau, was du mit ihm bekommst. Seine Fähigkeiten als Rim-Runner im Pick & Roll konnte ich bislang nicht beurteilen. Das AAU Team war etwas merkwürdig zusammengestellt und er war entweder der Spacer für Jalen Duren, oder spielte eher als klassischer Post Big, wenn Duren nicht auf dem Feld stand.

Auch wenn er über eine durchaus solide Fußarbeit und Geschwindigkeit im Raum verfügt, ist Dereck in der Drop Coverage am stärksten. Er ist für einen jungen Bigman geduldig und bereits jetzt in furchterregender Shotblocker. Hier kommen ihm sein solides Timing und seine 7–7 Armspannweite zu gute.

Es mag vielleicht etwas langweilig klingen, aber Dereck Lively ist ein relativ simples Prospect mit klaren Stärken, denen er sich auch ganz klar bewusst ist. Er bringt das Potenzial mit, ein Stretch Rim Protector zu werden.

18. Cason Wallace (Kentucky Wildcats)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
14.6 PTS | 27.2 MIN | 56.5 TS% | 47.8 FG% | 4.2 3PA | 35.2 3P% | 84.0 FT% | 6.8 REB | 4.5 AST | 1.8 TOV | 1.2 STL | 1.3 BLK | 1.3 PF

Cason Wallace ist mir zu diesem Zeitpunkt ein größeres Rätsel und ich fürchte, dass der Kentucky Kontext das nicht komplett ändern wird. Ich habe von ihm letztendlich relativ viel Tape gesehen und trotzdem fällt es mir schwer ihn wirklich zu beurteilen.

Starke On-Ball Defense, Floater-Artist, eher Combo Guard als primärer Ballhandler, geboren in Texas, Kentucky Rekrut — die Kombination war im 2020 mit Tyrese Maxey schon überaus erfolgreich und klingt irgendwie bekannt. Darüber hinaus sind sich die beiden in wenigen Bereichen wirklich ähnlich.

Es gibt einfach viele Bereiche, bei denen ich zu keinem abschließenden Urteil gekommen bin. Sein Ballhandling ist ganz gut, er agierte aber fast ausschließlich als sekundärer Handler bei seinen Teams. Das Passing war ok, überzeugt mich aber auch nicht vollends, um an eine Zukunft als primärer Ballhandler zu glauben. Das Pullup Shooting sah wirklich gut aus, stellte aber nur einen kleinen Teil seiner Würfe dar. Der Drive und das Finishing sahen solide aus, er forcierte aber oft und gerne den Floater und konnte sich nicht so oft einen Vorteil generieren, wie ich es gerne gesehen hätte. Aufgrund seiner starken On-Ball Defense und Länge sollte Cason auch neben einem anderen Guard in der NBA funktionieren, was seinen zukünftigen Fit erleichtern wird. Er dürfte sogar kräftig genug sein und werden, um in Zukunft einige größere Spieler zu verteidigen. Abseits des Balles ist der Einfluss von Spielern seiner Größe generell eher beschränkt, Cason zeigt sich aber engagiert und aufmerksam und ist zumindest in Passing und Driving Lanes ein Faktor.

19. Leonard Miller (G-League Ignite)

Der Flügelspieler der G-League Ignite war ursprünglich zum letzten Draft angemeldet -zog diese Anmeldung jedoch zurück. Ich gehe davon aus, dass ihm und seinem Camp das Feedback der Teams in Bezug auf die mögliche Draft Position nicht sonderlich gefallen haben.

Für einen Spieler seiner größe besitzt Miller eine spannende Mischung aus Beweglichkeit, Ballhandling und Creation Ansätzen. Isoliert gesehen, ist sein Shooting Touch unfassbar gut. Mit einem Blick auf die durchwachsenen Quoten wirkt diese Aussage durchaus merkwürdig, wenn man sich dann allerdings ansieht, wie die Mechanik aussieht und wie diese Abschlüsse überhaupt zustande kommen, ergibt diese Aussage eventuell Sinn. Für mich hat er in diesem Bereich auch deshalb eine enorm hohe Upside, weil es sichtliche mechanische Schwächen in seinem Wurf gibt. Er ist ein überaus kreativer Passer, der in der Lage ist aus den meisten Situationen mit beiden Händen etwa gleich gut zu passen. Auch das Ballhandling ist besonders für einen Spieler mit seiner Größe extrem spannend. Er “jailed” regelmäßig seinen Gegenspieler, wenn auch aktuell mit etwas weniger Erfolg, da es ihm physisch noch an Balance und Kraft fehlt. Abseits des Balles zeigt er bereits jetzt ein gutes Timing für Cuts. Defensiv fällt es mir etwas schwer Miller einzuordnen, da der Großteil seines Tapes etwas schwer zu beurteilen war. In den beiden Spielen gegen die Metropolitans92 in der Vorbereitung hat er mich besonders im zweiten Spiel positiv überrascht.

Woher kommt dieser “Absturz” im Ranking, nachdem ich letzte Saison so angetan war? Hauptsächlich dadurch, dass Miller nun ein Jahr älter ist und die Klasse in dieser Saison deutlich stärker scheint als letzte Saison. Gerade was Miller als potenziellen Wing-Creator betrifft — da haben wir in diesem Jahrgang einfach extrem viele Optionen, die nun gleich alt sind und einen verlässlicheren Werdegang als Miller haben.

20. Tyrese Proctor (Duke Blue Devils)

2021/22 Stats, 21 Spiele in verschiedenen Wettbewerben: Australien U20 Meisterschaft, NBA Academy, NBL1, Australien (Asia Cup)
16.6 PTS | 24.3 MIN | 54.5 TS% | 42.1 FG% | 6.6 3PA | 39.6 3P% | 72.4 FT% | 4.1 REB | 2.2 AST | 1.1 TOV | 1.4 STL | 0.2 BLK | 1.6 PF

Für einen detailierteren Überblick empfehle ich den Artikel von Caine Purnell von ID-Prospects.

Tyrese Proctor hat mich als On-Ball Creator in Australien wirklich überrascht. Gerade seine Shot-Creation durch Midrange Pullups und Dreier ist mir ins Auge gefallen. Sein Ballhandling könnte diesen Bereich in seinem Spiel in Zukunft negativer beeinflussen, als es bislang der Fall war. Zum aktuellen Zeitpunkt würde ich Proctor insgesamt als leicht überdurchschnittlich guten Playmaker bezeichnen, wobei ich mir noch nicht ganz sicher bin, wie gut er auf dem nächsten Level am Ball agieren kann. Defensiv besticht Proctor durch seine gute Nail defense, er liebt es hier zu „stunten“ und wieder zum Gegenspieler zu recovern um Turnover zu provozieren. Seine Antizipation und Reflexe um gegnerische Pässe abzufangen sehe ich ebenfalls als sehr positiven Aspekt. In der Screen-Navigation und bei seinen Ringrotationen sehe ich Verbesserungsbedarf.

21. Baba Miller (Florida State Seminoles)

2021/22 Stats, Adidas Next Generation Tournament (7 Spiele):
6.4 PPG/ 3.6 REB/ 1.4 AST/ 2.1 TOV/ 0.9 BLK/ 1.1 STL/ 50.0% FG%/ 8.3% 3P%/ 57.1% FT%

Kurz vor dem Saisonstart wurde bekannt, dass Baba Miller die ersten 16 Spiele aufgrund einer Sperre seitens der NCAA verpassen wird. Yuan Yubero hat im Januar einen Artikel zu Baba Miller geschrieben, den ich empfehlen kann.

Ich kenne Baba bislang nur aus den Spielen von Real Madrid beim ANGT 2022, daher ist meine Einschätzung an dieser Stelle noch mit Vorsicht zu genießen. Baba kam bereits im Alter von 12 Jahren zu Real Madrid und hatte in den letzten Jahren einen massiven Wachstumsschub von 6–2 auf etwa 6–11, was ihn natürlich zügig auf dem Radar der NBA Scouts erscheinen ließ. Seine Guard Skills und Mobilität blieben ihm trotzdem erhalten. In dem limitierten Sample hatte ich den Eindruck, dass Baba noch recht roh erscheint und sich physisch entwickeln muss. Die Idee vom Spieler gefällt mir allerdings sehr.

Seine physische Entwicklung könnte massiv beschleunigt werden — der FSU Kontext und fast schon legendäre Kraftraum machen es möglich.

Ähnlich wie bei den Thompson Zwillingen macht mich die fehlende Dominanz gegen relativ schlechte Competition etwas stutzig, auch wenn man bedenken muss, dass das Team von Real Madrid besonders im Jugendbereich vollgestopft mit Talenten ist.

22. Jalen Hood-Schifino (Indiana Hoosiers)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
14.8 PTS | 25.8 MIN | 52.2 TS% | 47.2 FG% | 1.3 3PA | 12.5 3P% | 66.7 FT% | 5.0 REB | 3.8 AST | 1.5 TOV | 1.5 STL | 0.2 BLK | 1.2 PF

Jalen Hood-Schifino ist leider einer der älteren Freshman in dieser Klasse. Bei Montverde und der jährlichen Talentdichte ging etwas unter, dass JHF ein überaus begabter Ballhandler und Midrange Creator ist. Für sein AAU Team sah der Kontext dann deutlich verändert aus und Hood-Schifino übernahm eine große Creation Rolle in der Offense. Er ist ein kreativer Finisher am Ring, auch wenn er dort durch seine vertikale Athletik etwas beschränkt wird. Was seinen Wurf angeht, täuschen die EYBL Statistiken. Für Montverde hat er deutlich mehr Dreier genommen und getroffen als in dem kleinen EYBL Sample. Es geht bei ihm mehr darum, dass er offene Dreier mit mehr Selbstvertrauen nehmen sollte anstatt sie zu halbwegs verteidigten Midrange Würfen zu machen.

Das klingt jetzt alles erst einmal wenig berauschend, ändert sich aber, wenn Jalen nicht dein bester Scorer auf dem Feld ist, sondern als Connector agiert. Ich halte ihn in Zukunft für einen sehr spannenden Spieler, der durch seine Größe auf dem Flügel agieren kann, des Feld breit macht und Closeouts attackiert sowie gute Entscheidungen trifft. Es besteht natürlich immer das Outcome, dass sich Spieler wie er doch etwas besser entwickeln als gedacht und schon sind wir näher an einem Wing-Creator Outcome.

23. Dillon Mitchell (Texas Longhorns)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
12.2 PTS | 25.3 MIN | 72.1 TS% | 72.9 FG% | 0.4 3PA | 20.0 3P% | 54.8 FT% | 4.3 REB | 2.5 AST | 1.2 TOV | 1.5 STL | 0.5 BLK | 0.9 PF

Dillon Mitchell kennt seine Rolle und seine Limitationen. Er ist einer der stärkeren Athleten des Jahrgangs (und das will etwas heißen), ein guter Cutter und findet sich immer wieder aus dem Spielfluss heraus in Situationen, in denen er seinem Team durch seinen Einsatz und seine Athletik hilft. Besonders gerne räumt er am offensiven Glas ab oder attackiert in Transition den Ring. Er ist ein solider Passer und trifft wenig schlechte Entscheidungen. Der Wurf sieht zumindest solide aus, hier braucht es aber einen größeren Sprung, damit Mitchell diesen auch wirklich nutzt und vertrauen entwickelt.

Defensiv könnte er ein echter Stopper und Switch-Defender werden, der durch einen Mix aus Länge, Beweglichkeit, Einsatz und einer überragenden Athletik defensive Plays macht.

Mein Problem ist eher Mitchells wirklich kleine Rolle bei Montverde sowie seinem EYBL Team. Er hat selbst auf dem Niveau so gut wie keine On-Ball Usage gehabt und fast ausschließlich als opportunistischer Scorer agiert. Ich habe Mitchell nun relativ oft gesehen und irgendwie auch nicht. So wirklich aufgedrängt hat er sich Abseits der Highlight Plays eher selten.

24. Malik Reneau (Indiana Hoosiers)

2021 EYBL 17u Stats (Peach Jam):
17.2 PTS | 27.8 MIN | 61.7 TS% | 59.0 FG% | 0.7 3PA | 12.5 3P% | 67.3 FT% | 8.5 REB | 2.4 AST | 1.8 TOV | 1.4 STL | 1.3 BLK | 2.4 PF

Malik Reneau wird aller Voraussicht nach in seinem Rookie Jahr häufig hinter Trayce Jackson-Davis in der Rotation auf der Bank Platz nehmen.

Ich muss zugeben, dass ich Reneaus Spielstil in der heutigen Zeit erfrischend finde. Sein Spiel fußt aktuell sehr auf seinem Lowpost Scoring. Reneau ist hier sehr gut ausgebildet und konnte als Scorer und Playmaker glänzen, aber auch Abseits davon gibt es Raum für Optimismus. Er ist auch aus Faceup Situationen und im Drive ein wirklich guter Passer, der meine Erwartungen deutlich übertroffen hat. Sein räumliches Verständnis, was sowohl ihn selbst als auch die Position seiner Mitspieler angeht, sah bislang wirklich hervorragend aus. Reneau ist kräftig für seine Größe und setzt seine Länge gut ein. Auch wenn er kein grandioser Vertikalathlet ist, schätze ich sein Finishing als deutlich überdurchschnittlich gut ein. Ihm hilft hier seine gute Balance, das angesprochene Raumverständnis und ein wirklich guter Touch am Ring, wo er immer wieder Geduld und Abgezocktheit beweist. Der Shootingtouch aus der Midrange sieht durchaus gut aus und ich halte es für möglich, dass er zeitnah seinen Wurf nach draußen verlagert.

In der Vergangenheit hat Reneau defensiv meist als Big gespielt, was ihm in Zukunft definitiv helfen könnte, wenn es darum geht, diese Position in kleineren Lineups zu bekleiden. Sorgen machen mir hier nur seine durchschnittlich gute Sprungkraft in Verbindung mit seiner positiven, aber nicht überragenden Armspannweite. Er muss defensiv am College beweisen, dass er ebenfalls zumindest einige Flügelspieler verteidigen kann, um eine Rolle in einer NBA Rotation zu finden.

25. Skyy Clark (Illinois Fighting Illini)

Der Illinois Freshman und 4 Sterne Rekrut könnte einige Leute überraschen. Clark verbrachte sein Senior Year bei der Montverde Academy in Florida und debütierte im Januar, nachdem er sich von seiner Verletzung im Sommer des Vorjahres erholt hatte. Mir gefällt sein Ballhandling extrem gut und ich traue dem Wurf und seiner Shotcreation. Je nachdem, wie er für Illinois aussieht, kann ich mir sogar einen größeren Sprung Richtung Lottery Ranking bei ihm vorstellen.

26. Nikola Đurišić (KK Mega Basket)

2021/22 Mega Bemax Stats
5.8 PTS | 18.5 MIN | 47.5 TS% | 35.6 FG% | 1.2 3PA | 47.6 3P% | 80.0 FT% | 2.1 REB | 2.0 AST | 1.7 TOV | 0.6 STL | 0.1 BLK | 2.2 PF

Ich mag die Idee von Nikola Đurišić dem Spieler eigentlich sehr gerne. Ein großer Shotcreator, der etwas Playmaking mitbringt und in Zukunft am und abseits des Balles eine wichtige Rolle auführen kann. Seine erste komplette Saison für Mega verlief eher ineffizient und auch in den Jugendwettbewerben konnte Nikola nicht zu 100% überzeugen. Der Wurf sollte gerade in Catch And Shoot Situationen recht sicher sitzen. Seine Quoten beim Jugendteam wurden durch die höhere Anzahl selbst kreeirter Würfe gedrückt. Đurišić ist für meinen Geschmack etwas zu steif beim Ballhandling, was ihn definitiv beim Drive und der Space-Creation limitiert.

27. Kel’el Ware (Oregon Ducks)

Auch zu Ware habe ich in der Pre-Season bereits einen Artikel hier verfasst. Im Vorfeld ist es wichtig, den geschriebenen Text über Ware in den richtigen Kontext zu setzen, deswegen zitiere ich mich hier einmal selbst:

Kel’el Ware’s most recent tape was at the U18 Americas for Team USA and to be honest it really confused me. It was my first real Kel’el experience because I haven’t really dove into his high school film at that point. He looked out of place in most games, playing without much intensity, looked to just get by his physical tools on both ends (slight exaggeration here of course). I’m totally aware that things like the “motor” of a young player, especially for a young big man, as we saw in recent years with senior year Evan Mobley for example, can be totally misleading. Nobody would question things like this when evaluating Evan Mobley today, and it is totally common for a) a young player, b) really physical gifted players, to not go all out, all the time. But we have to take it into account at this stage. From the high school tape I watched, it wasn’t nearly as present, and he felt more engaged in my opinion.

Seine Länge und Mobilität in Transition sind ebenso vielversprechend, wie seine Ansätze im Shooting. Allerdings machen mir Motor und sein “Feel” sehr große Sorgen. Er kommt gefühlt durch seine Größe bislang damit durch, wird aber in Zukunft große Probleme damit bekommen. Es fehlt ihm an Gefühl in der Off-Ball Offense, wodurch er zum Beispiel oftmals in Driving-Lanes aufpostet oder sich und damit auch seinen Verteidiger in Räume bewegt, die als Driving-Lane hätten dienen können. Im Post fehlt es ihm komplett an soliden Bewegungen und er ist beschränkt auf Moves über seine rechte Schulter. Der Wurf sieht überraschend solide aus und ich kann mir vorstellen, dass er in Zukunft als Rim-Runner und Spacer agiert.

Ware is defensiv zu diesem Zeitpunkt ein klares Minus. Auf dem Highschool Level und beim Team USA konnte er durch seine Physis noch relativ viel ausgleichen, das wird so in dem Maße in Zukunft nicht mehr möglich sein. Er ist oft außer Position und wirkt nicht gerade so, als ob er wirklich Lust dazu hätte, sich defensiv wenigstens Mühe zu geben. Seine Pick&Roll Defense ist extrem weit weg, auch weil er durch seine miese Positionsarbeit im Vorfeld schon viel kaputtmacht. Im Drop steht er oftmals im Nirgendwo und kann weder den Ballhandler noch Roll-Man verteidigen. Kommt er auf Screen-Level oder höher hinaus, fehlt es ihm an Einsatz wieder zu recovern und er kommt tendenziell oftmals zu spät zurück ins Play. Eine Kerneigenschaft, die viele junge Bigs verbindet, ist das Anbeißen bei Pump Fakes. Kel’el ist keine Ausnahme und er verlässt oft den Boden und lässt dadurch große Fenster zu, um gegen ihn abzuschließen. Ist er in Ringnähe, kann er tendenziell gut vertikal verteidigen.

Ohne größere Entwicklungssprünge und einen massiven Anstieg seines Einsatzes, sehe ich in Ware zum jetzigen Zeitpunkt kein wirkliches Prospect. Ich habe die Hoffnung, dass er am College einfach deutlich motivierter agiert und sich in Zukunft zu einem Stretch Rim Protector entwickeln kann.

Freshman Namedrops

Ich habe es bei einigen Spielern leider nicht geschafft mir rechtzeitig ein vernünftiges Bild zu machen oder bin mir einfach zu unsicher um sie wirklich zu ranken, finde sie aber durchaus spannend. Deswegen hier ein paar Namedrops:

Adem Bona (UCLA), Judah Mintz (Syracuse), Chris Livingston (Kentucky), J.J. Starling (Notre Dame), Sidy Cissoko (Ignite), Kyle Filipowski (Duke), Ryan Rupert (NZ Breakers), Ousmane N’Diaye(Baskonia), James Nnaji (Barcelona).

Was ist eigentlich mit den Returnern?

Ich habe relativ große Erwartungen an DaRon in der kommenden Saison. Der Sophomore der Dayton Flyers ist, neben der Offense von Coach Anthony Grant, ein großer Grund, wieso man Spiele des Teams schauen sollte. Holmes ist ein unkonventioneller Bigman, der sich defensiv eher entfernt vom Korb wohlfühlt und offensiv in erster Linie durch seine Qualitäten als Playmaker im Shortroll, Highpost und Lowpost glänzt. DaRon ist ein funktionaler Athlet und Rim Runner und der Wurf sieht zumindest nicht kaputt aus. Wie spektakulär so ein Spieler im System von Coach Grant sein kann, haben wir vor nicht allzu langer Zeit mit Obi Toppin erleben können. DaRon muss mir in der kommenden Saison zeigen, dass er defensiv flexibler ist und auch in konventionellen Schemen verteidigen kann.

Gibt es noch ein Happy End für Emoni? Es gibt kaum einen Highschool Spieler, der mehr gehyped wurde. Schon vor seinem ersten Highschool Spiel galt er als nächster Kevin Durant, das größte Talent seit LeBron James und überhaupt als talentiertester Spieler im Highschool Basketball, unabhängig vom Alter. Mit 15 auf dem Cover der Sports Illustrated.

Eine enttäuschende Freshman Saison später (Bates war in seinem Jahr bei Memphis zu jung, um sich am Draft anzumelden) ist Bates endlich wieder Zuhause in Michigan, jedoch nicht bei den Spartans, für die er sich einst entschied, bevor er im Sommer 2021 reclassified und in Memphis landet, sondern bei Eastern Michigan. Dort sollen nun seine NBA Träume verwirklicht werden.

In seiner Freshman Saison wurden die Schwächen des einstiegen Star Prospects mehr als deutlich. Körperliche Defizite legten seine Schwächen im Drive und Finishing offen. Sein Decisionmaking war auch neben besseren Mitspielern als in der Vergangenheit ein Problem. Der Wurf fiel in der Saison überhaupt nicht und er wurde damit seiner größten Waffe beraubt. Defensiv sah Bates ebenfalls nicht gut aus, was vorherige Eindrücke nur bestätigte.

Auch nach dem Transfer nach Michigan kam nie wirklich Ruhe auf. Zuerst dauerte es gefühlt ewig, bis das Team ihn offiziell registrieren konnte, er war lange nicht auf der Website des Teams zu finden und Mitte September geriet er in eine Verkehrskontrolle (er hatte ein Stoppschild übersehen), bei der eine Schusswaffe gefunden wurde. Bates sagte aus, dass das Auto geliehen war und die Waffe nicht seine war. Bis zur Anhörung am 06.10.22 blieb Bates vom Team suspendiert. Mittlerweile ist er freigegeben und darf wieder an allen Teamaktivitäten teilnehmen.

Ich bin nicht der größte Terq Fan, wenn ich ehrlich bin. Er ist ein leichter “Waterbug” Guard, der in erster Linie eher nur für sich selbst kreiert. Das Pullup Shooting ist interessant, ich sehe ihn aber aufgrund seiner Physis und seines Decisionmakings als Creator beschränkt. Er wird in der NBA meiner Meinung nach nicht wirklich zum Ring gelangen oder dort effizient abschließen können — was ihn zu einem reinen Pullup Creator ohne großartiges Playmaking macht. Auch defensiv sehe ich größere Probleme aufgrund seiner Physis.

Weitere Namedrops, auch damit das alles hier nicht noch mehr eskaliert, sind:

Arthur Kaluma (Creighton), Ryan Kalkbrenner (Creighton), Harrison Ingram (Stanford), Isiaih Mosley (Missouri State), Isaiah Crawford (Louisiana Tech), Maxwell Lewis (Pepperdine), Julian Strawther (Gonzaga), Alex Fudge (Florida)

…was ist eigentlich mit?

Dior Johnson (Pittsburgh) und Arterio Morris (Texas Longhorns)

Arterio ist zum jetzigen Zeitpunkt Teil des Teams der Longhorns. Nach seiner Verhaftung im Sommer wegen häuslicher Gewalt laufen die Ermittlungen weiterhin (er ist aber nicht suspendiert). Arterio stach mir bislang jedes mal ins Auge, wenn ich ihn spielen sehen habe und es ist Schade, dass ich ihn für mich als Headcase abtun muss. Sollte sich herausstellen, dass seine Ex-Freundin hier wirklich gelogen hat (was ich zum jetzigen Zeitpunkt bezweifle), werde ich natürlich zurückrudern und über Arterio berichten. Dior ist suspendiert, nachdem er seine Freundin nicht nur mehrfach geschlagen, sondern gegen ihren Willen festgehalten (ich meine damit eingesperrt) hat.

Amari Bailey (UCLA Bruins)

Ich verfolge Bailey nun seit einigen Jahren und er konnte mich bislang nie so richtig überzeugen. Er ist am Ende in sehr vielen Bereichen durchschnittlich gut. Ob das am Ende für einen Case als One And Done reicht, bleibt abzuwarten.

Juan Núñez (Ratiopharm Ulm)

Sehe ich aktuell nicht als First-Rounder, aber sehr spannenden Spieler. Núñez ist ein enorm talentierter Passer und Playmaker, der relativ sicher eine NBA Zukunft hat. Mir fehlt es einfach am Scoring, sowohl durch den Wurf, als auch in allen anderen Bereichen. Juan ist für mich, zu diesem Zeitpunkt, fast ausschließlich als On-Ball Spieler zu sehen, was seine Möglichkeiten in der NBA früh zu Spielzeit zu gelangen, dann doch etwas einschränkt.

Roko Prkacin (Basquet Girona)

2021 sahen viele Experten den Kroaten noch als Lottery oder sogar Top 10 Prospect. Er kehrte zu seinem Heimatclub zurück, verletzte sich und hatte alles in einem eine eher enttäuschende Saison. Ab dieser Saison läuft Roko für Marc Gasols Girona in der ACB auf beziehungsweise sollte für sie auflaufen. Bis dato spielte Prkacin nur wenige Minuten und konnte nicht überzeugen. Auch wenn ich es mir wünschen würde, dass Roko noch einmal in die Konversation kommt, bezweifle ich zu diesem Zeitpunkt, dass Teams noch ernsthaftes Interesse an ihm haben.

Ariel Hukporti (Melbourne)

Hat sich nach einer überaus soliden Saison in Australien in der Vorbereitung zur neuen Saison die Achillessehne gerissen und wird dieses Jahr damit wahrscheinlich kein Kandidat für den Draft sein.

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