Anwendungen und Potenziale der Blockchain-Technologie

Severin Kranz
mm1 consulting
Published in
4 min readJul 11, 2019

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Nachdem wir in unserem letzten Artikel zur Token-Ökonomie auf die Möglichkeiten neue Geschäftsmodelle und Ökosysteme durch die Verwendung von digitalen Vermögenswerten eingegangen sind, wird im Folgenden ein Überblick der möglichen Blockchain Anwendungen für Unternehmen bereitgestellt.

Ein Artikel von Severin Kranz und Christian Klugow
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Als Blockchain-Anwendungen bezeichnen wir alle Dienstleistungen und Produkte, welche durch die Verwendung der Blockchain-Technologie erstellt werden können. Wie in der Abbildung ersichtlich ist, basieren solche Anwendungen auf der gewählten Infrastruktur sowie dem jeweiligen Blockchain-Protokoll. Am Beispiel von Ethereum entspricht der Infrastruktur-Layer der Bereitstellung von Rechenleistung durch die Miner, der Speicherung von Daten durch die Netzwerkknoten sowie der Vernetzung durch das Internet. Im Blockchain-Protokoll wird definiert, wie Zugang und Privatsphäre im Netzwerk geregelt sind und wie das Netzwerk zu einer Übereinstimmung bezüglich der stattgefundenen Transaktionen kommt (Konsensus-Algorithmus). Aufbauend auf diesen Voraussetzungen können Unternehmen bestehende Plattformen nutzen, um Blockchain Services und Produkte zu erstellen.

Services und Applikationen basierend auf der Blockchain Technologie

Das bekannteste Beispiel eines solchen Services ist der Bitcoin, welcher als digitales Zahlungsmittel mittlerweile vermehrt Anwendung findet. Mit der Entwicklung von Ethereum und der Ethereum Virtual Machine wurde es erstmals möglich, auf Basis der zugrundeliegenden Blockchain weitere Vermögenswerte zu tokenisieren. Klassischerweise werden diese Tokens in einem Initial Coin Offering (ICO) generiert. ICOs werden von Blockchain Startups genutzt, um eine Finanzierung Ihres Projektes über die Ausgabe eines Tokens zu erlangen. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form eines weiteren Blockchain-Service — einem Smart Contract. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei Smart Contracts um regelbasierte, digitale, automatisierte und demnach schlaue Verträge. So wird bei einem ICO zum Beispiel Bitcoin auf die Adresse eines Smart Contracts auf der Ethereum Blockchain einbezahlt. Der Smart Contract vergütet den Sender der Bitcoins daraufhin automatisch mit den jeweiligen Tokens.

Die wahrscheinlich komplexeste Form von Smart Contracts stellt eine dezentrale autonome Organisation (DAO) dar. Die Idee ist es, eine Organisation dezentral, ohne Mitarbeiter oder rechtliche Entität, durch einen Smart Contract zu führen. Hierbei werden in einem Smart Contract Anreiz- und Governance-Systeme durch Regeln definiert. Das bekannteste Beispiel einer dezentralen autonomen Organisation ist der Ethereum DAO. Hierbei war es der Ethereum Community möglich, durch Stimmrechte das Entwicklungsbudget auf spezifische Programmfeatures zu allozieren. Funktionen, welche die meisten Stimmen erhalten haben, wurden demnach von den Entwicklern umgesetzt. Am 17. Juni 2016 gelang es jedoch einem Hacker, durch eine Schwachstelle im Smart Contract 3.6 Millionen Ether (damals 70 Millionen USD) zu entwenden. Aus diesem Grund sind Security Audits von Smart Contracts essentiell.

Blockchain Technology Stack nach mm1

Für die Anwendung von Smart Contracts im Business Kontext werden oftmals Informationsschnittstellen zur realen Welt als Entscheidungsbasis benötigt. Diese Schnittstellen werden als Oracles bezeichnet. Beispiele für Software-Oracles sind Datenbanken für Wetter, Flug- oder Finanzdaten. Als Hardware-Oracles werden unterschiedliche Sensoren bezeichnet. In beiden Fällen stellt sich die Herausforderung, dass die zur Verfügung gestellten Daten vertrauenswürdig sein müssen. Dies ist aufgrund von Interessenskonflikten oder Manipulationsmöglichkeiten häufig nicht der Fall.

Da Smart Contracts oft im Hintergrund agieren, findet bei vielen Blockchain-Anwendungen die Interaktion mit dem Nutzer über eine dezentrale Applikation (DApp) statt. DApps sind demnach blockchainfähige User Interfaces. Smart Contracts hingegen stellen die Verbindung und Interaktion mit der Blockchain dar. Im Vergleich zu klassischen, zentralen Apps wie wir sie von unseren Smartphones kennen, basiert eine DApp auf dem dezentralen Backend der Blockchain.

mm1 unterstützt Unternehmen auf dem Weg von der Ideengenerierung über die Wahl der Technologie und Partner bis zur Realisierung ihrer Blockchain-Initiativen.

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie über Blockchain-Technologie. Lesen Sie weitere Artikel aus unserem Blockchain-Team:

1. Blockchain in 100 Wörtern
2. 6 Mythen über Blockchain
3. Arten von Blockchains
4. Die Token-Ökonomie
5. Anwendungen und Potenziale der Blockchain-Technologie (dieser Artikel)
6. mm1 Blockchain Use Case Assessment
7. Blockchain im Mobilitätsbereich
8. mm1 Vorgehen für Blockchain-Initiativen

Severin Kranz arbeitet seit mehreren Jahren als Consultant im Fintech-Bereich sowie in der Vermögensverwaltung. Seit 2015 setzt er sich zudem intensiv mit dem Kryptowährungen und Distributed Ledger Technologien auseinander. Durch seinen Master in Business Innovation an der Universität St. Gallen hat er sich Geschäftsmodell-Innovationen sowie menschzentrierten Innovationen durch Design Thinking spezialisiert

Christian Klugow ist Unternehmensberater mit Fokus auf die Mobilitätsindustrie und Experte zur Identifikation von Use Cases für Blockchain-Anwendungen. Er berät große Unternehmen, Mittelständler und Startups bei der Markteinführung neuer Digitalprodukte und Optimierung ihrer Wertschöpfungskette.

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