Gütesiegel Leadership

Martha
BeChange
Published in
4 min readDec 9, 2018

Von Achtsamkeit, Selbstreflexion und Werten

Photo by Josh Calabrese on Unsplash

Wenn man mit Menschen im Alter unserer Großeltern oder zum Teil noch unserer Eltern über ihre Zeit als Arbeitnehmer spricht, merkt man schnell: Früher war alles anders.

Früher hat man noch fast sein ganzes Leben in einem Unternehmen verbracht. Die Mitarbeiter waren das Kapital, auch in großen Konzernen und Fabriken. Man war stolz, Teil des Unternehmens zu sein und man hatte Respekt vor seiner Führungskraft. Mit Sicherheit wird dieses Bild oft etwas rosiger gezeichnet, als die Realität wirklich aussah. Und doch, eine solche Identifikation mit dem Unternehmen, mit der Führungskraft dahinter, ist heutzutage ein Ausnahmefall.

Der Beitrag „Das Gänsehaut Momentum — Woran wir einen guten Leader erkennen können.“ von Leo Punke sowie die Kommentare der Kommilitonen darunter, zeigt, wie sich unsere Wahrnehmung für Leadership gewandelt hat. Unsere Perspektiven auf Leadership und die damit verbundenen Erwartungen sind sehr individuell und vielschichtig. Sie gehen über das Erreichen von Unternehmenszielen weit hinaus — es geht um Menschlichkeit und um Werte. Das Bild einer Führungskraft, die ihre Qualität an Zahlen misst und nur den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens im Blick hat, ist überholt.

Ein Treiber dieser Entwicklung ist die Suche der Menschen nach Stabilität und Sicherheit in einer zunehmend komplexen, sich schnell wandelnden Umgebung, sagt Erica Ariel Fox, Unternehmensberaterin und Autorin des Buches „Winning from within“ im Interview mit EgonZehnder:

“Regierungen, Medien und den Kirchen schlägt ein ungekanntes Maß an Misstrauen entgegen. Weil aber die traditionellen Institutionen keinen Halt mehr bieten, erhoffen sich viele von Unternehmensführern Orientierung.”

Dies ist ein bedeutsamer Wandel, den jede Führungskraft im Amt und jede angehende Führungskraft erst nehmen sollte. Es gibt natürlich kein Patentrezept für gute Führung. Sie muss zum Ziel passen und die Führungskompetenzen sollten je nach Unternehmen, je nach Team und Hierarchiestufe, je nach Aufgabe neu bewertet werden. Gleichzeitig müssen „die Werte, für die man als Führungskraft stehen will, erarbeitet werden — das ist ein lebenslanger Prozess“ (Claudia Peus, TU München, in: Alpha Tiere). Was hinter diesen Soft Skills von Leadership steckt, muss jeder für sich selbst herausfinden. Ich habe die für mich wichtigsten drei Aspekte zusammengefasst:

1. Self-Awareness

Dies ist ein Prozess, ein genaues Verständnis davon zu entwickeln, wer man selbst ist, wie man auf seine Umgebung wirkt und was einen motiviert. Um das herauszufinden, schlägt Gründerin und Autorin Erika Andersen folgende Fragen an sich selbst vor:

  • Was sind deine Stärken und Schwächen als ein Leader und als eine Person?
  • Welchen Einfluss hast du auf andere?
  • Was ist dir am wichtigsten?
  • Wie nahe liegen deine Handlungen an deinen Versprechen?

Es geht darum, um ein Bewusstsein für sich selbst und seine Umgebung entwicklen und das braucht Zeit, Methode und Geduld. Das Resulutat ist aber sehr lohnenswert: Die umfassende Kenntnis der eigenen Person ist fundamental, um sein Team balanciert zusammenstellen zu können. Nur so kann man seine eigenen Stärken als Leader effektiv einsetzen und die Potentiale seines Teams gezielt fördern.

Erica Andersen: „The single most powerful way to grow as a leader: Become truly self-aware.“

Caring

Dieser Abschnitt ist inspiriert vom Autor und Prosessor Srikumar Rao. In einem kurzen Video eines Forbes Artikels erklärt er den Unterschied zwischen einem guten und einem außergewöhnlichen Leader. Ein guter Leader erwartet ein konkretes Ergebnis von seinem Mitarbeiter. Einen außergewöhnlichen Leader aber interessiert auch das WARUM. Er möchte erreichen, dass der Mitarbeiter aus eigener Überzeugung und Motivation dieses Ergebnis erreichen will und sich dabei individuell entwickeln kann. Kurz gesagt, das Wohlergehen und die Entwicklung des Mitarbeiters steht im Fokus.

Darüber hinaus hat ein außergewöhnlicher Leader noch ein größeres Ziel seiner Organisation im Visier, ein Ziel, dass einer größeren Community zu Gute kommt. All seine Strategien und Pläne sind auf dieses größere Ziel ausgerichtet.

Dalai Lama: „Jede Zusammenarbeit ist schwierig, solange den Menschen das Glück ihrer Mitmenschen gleichgültig ist.“

Autenticity

Der letzte Punkt ist ebenfalls Teil des Beitrags von Srikumar Rao: Authentizität. Ein guter Leader spielt keine Rolle. Er ist die gleiche Person, wenn er mit dem Vorstand verhandelt oder sein Team organisiert, im Gespräch mit dem Postboten oder seinen Kindern. Wenn ein Leader sich verstellt, kommt das früher oder später zu Tage und schafft einen tiefen Bruch in das Vertrauensverhältnis mit den Mitarbeitern.

Die Verantwortung für die Veränderung beginnt auch in diesem Fall bei dem Individuum. Und auch wenn es eine große Herausforderung ist, sich selbst und anderen zuzuhören, sich vertrauen und mögen zu lernen, achtsam zu sein und eigene Werte zu entwickeln, ist dies eine der größten Entwicklungen, die man persönlich und im Unternehmenskontext erfahren kann.

Anselm Grün: Nur eine Unternehmensführung die auf Werten basiert, sichert den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Jeder Unternehmer sollte seine Mitarbeiter mit Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß, Klugheit, Hoffnung und Liebe führen.

Photo by Benjamin Davies on Unsplash

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