Judith Köck
CosARTig’s Blog
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3 min readApr 29, 2016

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Du bist doch viel zu alt zum Studieren, Mama!

Unlängst hatte ich eine Unterhaltung mit meinem jüngsten Sohn, der wie schon so oft wissen wollte, was ich denn so mache, wenn ich eine Woche in Graz statt bei ihm zu Hause bin. Es ist schwer vorstellbar für ihn, dass seine Mama dort den ganzen Tag in einem „Klassenzimmer“ verbringt, so wie er es macht. Und wie fast immer kommt eine Frage, die mit meinem Alter zu tun hat. Diesmal will er wissen, ob die Kollegin, von der ich gerade erzählt hatte, auch schon so alt sei wie ich.

Ein Grund sich einmal mit der „Altersfrage“ im Zusammenhang mit dem Studieren auseinander zu setzen.

Nochmals studieren?

Eigentlich hatte ich mit meiner akademischen Laufbahn längst abgeschlossen. Zum einen war ich ziemlich froh, als ich mein Erststudium hinter mir hatte, zum anderen denkt man in meinem Alter eigentlich nicht an die Aufnahme eines Studiums. Natürlich habe ich manchmal darüber nachgedacht im Pensionsalter zu studieren, aber das ist wieder etwas ganz anderes.

Die Bewerbung habe ich dann doch, allerdings am letzten Tag abgeschickt, kurz bevor ich mit meinen Jungs zum Cup-Finale im Wörthersee-Stadion aufgebrochen bin.

Ich hatte auch lange Zeit gezögert meinem Verwandten- und Bekanntenkreis von meinem Vorhaben zu erzählen. Warum eigentlich? Mehrheitlich haben das alle sehr positiv aufgenommen. Viele meiner Freunde meinten zwar, sie würden sich das nicht mehr antun, aber interessant fanden sie es alle.

Studieren für Fortgeschrittene: was ändert sich?

Macht es wirklich einen Unterschied ein Studium in fortgeschrittenem Alter aufzunehmen? Ich finde, es macht einen Unterschied. Mittlerweile empfinde ich es als Geschenk noch einmal etwas Neues lernen zu können. Verglichen mit der Absolvierung meines Studiums vor mehr als zwanzig Jahren, fällt es mir heute viel leichter Dinge einzuordnen, fokussierter an etwas heranzugehen und einfach offener für Inhalte zu sein. Klar bringe ich mittlerweile einiges an Lebenserfahrung mit, was sich positiv auswirkt. Und ich gehe mit viel mehr Spaß und Freude an die Sache heran.

Ich muss auch feststellen, dass es vieles gibt, was mir Jüngere ganz eindeutig voraushaben. Natürlich sind sie, anders als ich, mit der zunehmenden Digitalisierung aufgewachsen und sind in diesem Punkt viel offener als ich es je sein werde. Meine Kollegen probieren vieles aus, noch bevor ich mich soweit informieren konnte, dass ich mir eine Meinung bilden kann.

Ich bin begeistert davon, wie organisiert viele hier sind. Als geborene Chaotin habe ich schon manchmal meine Mühe alles geordnet zu bekommen. Aber ich muss auch zugeben, dass ich zwar tief beeindruckt von Anna’s Empfehlung in Sachen Zeitmanagement und Organisation bin, aber noch nicht weiß, ob ich das für mich umsetzen kann.

Aber egal ob jung oder alt, hier kann man von jedem etwas lernen!

Und was noch?

Meinem lieben Kollegen Paul habe ich es zu verdanken, dass ich in den Genuss von Studentenrabatt gekommen bin. Er trat vehement dafür ein, dass ein Student schließlich ein Student sei und ein paar Jahre Altersunterschied keinen Unterschied machten. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank dafür, das wird mir lange in Erinnerung bleiben.

Eine andere Erinnerung habe ich kürzlich bei einem Ausflug ins Grazer Nachtleben gesammelt. Ich habe den Abend rundum genossen, war froh nicht mehr dabei sein zu müssen, aber es hat Spaß gemacht dabei sein zu können.

Rundum entpuppt sich das Studentendasein als wirkliche Bereicherung in meinem Leben. Es macht viel Arbeit, klar, aber es eröffnet in allen Bereichen neue Perspektiven und ich genieße diese Reduktion auf mich und meine Interessen.

Und: nein, mein Spatz, ich bin eindeutig nicht zu alt zum Studieren ;-)

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Judith Köck
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