Wochenendlektüre #4

19. Juni 2015

Gutes Leben Digital
Das gute digitale Leben
4 min readJun 19, 2015

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Foto: http://www.moleskine.com/about-us

Nur digital ist doof, besonders wenn man sich konzentrieren will. Deswegen lieben Startups das kleine schwarze Büchlein, das sich gern als Erbe von Van Goghs und Hemingways Kladden sieht — und das wir gleichermaßen lieben: Moleskine. David Sax hat sich damit im New Yorker beschäftigt. Und seit geraumer Zeit unterhält die Mutter aller Notizbücher übrigens auch eine Kooperation mit Evernote. Es geht nämlich nicht um ein Entweder-Oder, sondern um das Sowohl-als-auch. Yeah!

In der letzten Woche forderte FAZ-Autor Frank Rieger ein Ende der digitalen Hilflosigkeit (wir berichteten). Recht hat er, und setzt IT-Sicherheit in den Fokus. Das ist nicht unbedingt ein sexy Thema — doch es kann auch lustig werden: Eine britische Firma hat eine Methode für sichere Passwörter entwickelt, die — Achtung — aus Emojis bestehen! Gemeint sind diese Freunde hier: 😀😍😩🙀🎅 💩 👽 👾 🙏🍄🐩🍰🎉🛀👙 Jetzt.de erklärt, worin der Vorteil liegt.

Papst Franziskus sorgt mit seiner Enzyklika #LaudatoSi für Aufsehen, weil er darin Tacheles spricht. Auch über das Digitale, das einer “bloßen Anhäufung von Daten” gleiche und in “geistiger Umweltverschmutzung” ende. Auch enstehe durch die digitalen Medien eine “eine schädliche Vereinsamung”, wie Spiegel Online zusammenfasst. Starker Tobak.

Dass wir Menschen nicht perfekt sind, wissen wir schon. Doch was bei den Passwörtern eine Schwäche ist (Stichwort: Vergesslichkeit), kann andernorts ein Vorteil sein: Wenn nämlich aus dem Chaos Kreativität erwächst. Warum Apple bei seinem neuen Musikdienst auf Menschen setzt, erklärt Stuart Dredge in seinem Interview mit Apples Jimmy Iovine und Eddy Gue im Guardian. O-Ton: “Algorithms can’t do it alone”.

Cooles Smartphone und trotzdem fair? Auch das Fairphone ist ein Fall für die Kategorie “Sowohl-als-auch”. Im Herbst 2015 kommt die zweite Version auf den Markt — die zwar teurer ist, aber dafür noch stärker auf einfach austauschbare Module setzt. Ingo Pakalski von golem.de kennt sich aus und schreibt darüber auf sueddeutsche.de.

Und ganz ohne Politik geht es dann doch leider nicht im guten digitale Leben: Andrea Vosshoff, unsere Datenschutzbeauftragte und Nachfolgerin des allseits medial present gewesenen Peter Schaar, findet langsam Gefallen an ihrem Job — und wir an ihr. Warum, lest ihr bei Patrick Beuth in ZEIT ONLINE.

Selbstverständlich darf auch diese Woche Ed Snowden nicht fehlen. Anders als Frau Vosshoff ist er medial auf allen Kanälen — und bleibt doch ein Aussätziger, ein öffentlicher Flüchtling, wie es Carolin Emcke so treffend in ihrer Kolumne bei sueddeutsche.de beschreibt. Und Jacques Derrida zitiert: Snowden ist “gleichzeitig Teil, Ursache, Wirkung, Symptom und Exempel”.

Noch längst nicht auf allen medialen Kanälen vertreten sind Programmierer, die Menschen also, die hinter all den täglich von uns genutzten Programmen (und eben auch den Programmen, die uns vortrefflich ausspähen) stecken. Dass sich das ändern müsse, und dass die programmierende Zunft dringend einen eigenen Berufsethos brauche, um ethisches Verhalten in ihre DNA zu integrieren, meint Raphaël Vinot. Eine deutsche Übersetzung seines Essays ist bei netzpolitik.org erschienen.

Maschinen sind schon schneller und stärker als wir (was sie mit den Affen gemein haben), aber sind sie bald auch klüger als wir und vernichten uns, wenn wir nicht aufpassen? Zu dieser und anderen Fragen stand der britische KI-Forscher Nick Bostrom der ZEIT Rede und Antwort. Eine gute Überleitung zu unserem eigenen Beitrag der Woche:

Auch wir haben wieder Gedanken zum guten digitalen Leben notiert. In dieser Woche namentlich unser geschätzter Kollege Roger A. Fischer. Roger hat sich Gedanken über die Zukunft der Künstlichen Intelligenz gemacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass wir zwar in der Pflicht sind, den Maschinen mit gutem Beispiel voran zu gehen, dass das mit deren Übernahme der Weltherrschaft aber nicht so weit her ist, wie manche befürchten. Denn erstens sei das Phänomen der funktionalen Differenzierung nicht neu, und zweitens bleibe ein kategorialer Unterschied zwischen Maschinen- und Menschenintelligenz bestehen. Wer jetzt neugierig geworden ist, der sollte den Artikel unbedingt lesen, das lohnt sich!

Wir wünschen unterhaltsame Erkenntnisse und ein hervorragendes Wochenende!

Gedanken und Empfehlungen zum guten digitalen Leben auch unter @digitalgut auf Twitter. Und bitte gerne unseren Medium-Channel abonnieren!

Wer den aufregendsten, kontroversesten, tiefgründigsten oder schlicht besten Beitrag der Welt zum guten digitalen Leben aufgestöbert (oder sogar selbst verfasst) hat, der schicke uns einfach eine Mail mit sachdienlichen Hinweisen an hallo@gutesdigitalesleben.de (Betreff: Wochenendlektüre).

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